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Schwangere ohne Gebärmöglichkeiten vom Simmental-Saanenland–Pays-d’Enhaut bis ins Wallis

Berner Regierungsrat entscheidet gegen Geburten in Zweisimmen

Schockiert, wütend und traurig haben die Kämpfenden für die Erhaltung der Geburtenabteilung am Spital Zweisimmen am Donnerstagabend, 26. Februar, zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Regierungsrat des Kantons Bern Schwangeren und Gebärenden die medizinische Grundversorgung ab 1. April 2015 verweigert. Damit gefährdet die Regierung das Leben von Frauen und ungeborenen Kindern in der Region Simmental-Saanenland. Ebenso ignoriert er die Konsultativabstimmungen von Gemeindeversammlungen und untergräbt die Ziele der «Spital-Standort-Initiative».

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Berner Regierungsrat entscheidet gegen Geburten in Zweisimmen

Die Spital-Geburtshilfe-Wüste ab April wird Wirklichkeit. In der Grösse von ca. der Hälfte des Kantons Bern ist wohnortnahes Gebären nicht mehr möglich. Eine solche «Wüste» mit Tälern und Pässen ist schweizweit nirgends zu finden, ausser im Kanton Bern. Diese Schande hat das Konglomerat GEF, Regierungsrat und STS zu verantworten. Alles auf Kosten unserer Steuergelder und Krankenkassenprämien, nota bene auch den von ihm zu Bürgern zweiter Klasse degradierten Einwohnern in dieser riesigen über drei Kantone erstreckten Gegend.

«Ich bin bodenlos enttäuscht – wahrscheinlich muss zuerst etwas sehr tragisches passieren», sagt Franziska Kuhnen von den «SpitalkämpferInnen, und verspricht der Bevölkerung der beiden Talschaften, dass der Kampf für die Grundversorgung von Schwangeren weitergeht.

Für den Erhalt des Spitals Zweisimmen mit Geburtenabteilung engagieren sich seit Monaten mit Anne Speiser, Thomas Knutti, Christian von Känel und Hans-Jörg Pfister alle Grossräte der Region sowie das Komitee «SpitalkämpferInnen», die IG Spitalversorgung Simmental-Saanenland, die Sektion Bern des Schweiz. Hebammenverband (SHV), Unia Berner Oberland und das Initiativkomitee für die «Spital-Standort-Initiative» gemeinsam.

Über 70 km nach Thun – mit Baustelle «Bypass Thun»

Nach dem Willen der Regierung, welche die Pläne zur Schliessung der Geburtenabteilung der Spitals STS AG autorisiert, werden die Frauen für die Geburt Anfahrtswege nach Thun von bis über 70 km und rund eineinhalb Stunden vorgeschrieben (öffentliche Verkehrsmittel bis doppelte Zeit). «Ich bedaure diesen Entscheid und es ist eine Schwächung der Region. Schade, dass die Regierung nicht die Demokratie gestützt hat, betont Grossrat Hans-Jörg Pfister. Er weist auch auf die Verkehrsproblematik der mehrjährigen Baustelle «Bypass Thun» hin, die den Zugang zum Spital zu den Hauptverkehrszeiten massiv behindere.

Grossrat Thomas Knutti, Präsident der IG Spitalversorgung Simmental-Saanenland, hält fest: «Dieser Entscheid des Regierungsrates ist eine Missachtung des Volkswillens und für mich absolut nicht nachvollziehbar.» In seinen Augen hat die Regierung inakzeptabel und mutlos gegenüber der Bevölkerung gehandelt. Sie nehme ihren Auftrag als Eigner der Spitäler nicht wahr. «In der Region Simmental-Saanenland kommt es mit diesem negativen Entscheid zu einem Kahlschlag für die Gesundheitsversorgung der Frauen.»

Für die Präsidentin der SHV-Sektion Bern, Marianne Haueter, ist dieser gefährliche Entscheid unverantwortlich. Auch der sogenannte «24-Std.-Hebammen-Dienst» sei nur ein Feigenblatt, weil am Spital Zweisimmen keine Notfall-Kaiserschnitte mehr durchgeführt werden dürfen. «Die Regierung verlagert die Verantwortung für Geburten gegen alle medizinischen Vorgaben zu den Gebärenden und den lokalen Hebammen und Gynäkologinnen, die im Notfall nicht mehr helfen können und dürfen». «Fachlich und rechtlich ist diesen Situation für mich höchst zweifelhaft», sagt die einzige Gynäkologin in den beiden Talschafen, Dr. med. Nadine Kleinebekel. Sie müsse zwar in Notfällen aus medizinisch-ethischen Gründen eingreifen – wenn irgend möglich –, trage aber die Verantwortung ohne Rückhalt durch die Spitals STS AG und die Regierung des Kanton Bern.

Menschliche und politische Verantwortung ignoriert

«Der Regierungsrat ignoriert seine menschliche und moralische Verantwortung ebenso wie die demokratischen Entwicklungen in der bernischen Spitalpolitik», sagte Grossrätin Anne Speiser, Co-Präsidentin des Initiativkomitees für die «Spital-Standort-Initiative». Obwohl die eingereichte Initiative den Erhalt auch der Geburtenabteilung Zweisimmen festschreibe, schaffe die Regierung vor der Abstimmung veränderte Fakten. Für Grossrat Christian von Känel, Gemeindepräsident Lenk, nimmt der Kanton mit diesem Entscheid seine Verantwortung für die Schwangeren nicht mehr wahr.

Erstellt am: 26.02.2015

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