«Spitalverwaltungsräte stehen zwischen Bevölkerung und Kanton»

Albert Sommer demissioniert

In einem Artikel berichtete die Zeitung «Der Bund» am 20.1.2010 wie folgt (Auszug): «Die Führung eines so grossen regionalen Spitalzentrums wie die Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland AG (STS) verlangt nicht nur von der Geschäftsleitung, sondern auch vom Verwaltungsrat einiges: Ökonomische Weitsicht ist genauso gefragt wie die Berücksichtigung regionaler Interessen. Und das macht die Aufgabe der Verwaltungsräte nicht leicht.» Das hat zum Beispiel Albert Sommer, Verwaltungsrat bei der STS AG, erfahren. «Der psychische Druck aus der Bevölkerung ist so gross geworden, dass ich mich entschlossen habe, das Amt niederzulegen», sagt Sommer, der im Tal als «Spitalkiller» bezeichnet wird. Weil der Verwaltungsrat der STS AG sich entschieden hat, die Spitäler in Saanen und Zweisimmen zu schliessen und stattdessen einen Neubau in Saanenmöser zu erstellen, muss Sommer nun für den Entscheid den Kopf hinhalten, wie er sagt. «Man putzt sich an mir die Schuhe ab.»

Die SIMMENTAL-ZEITUNG fragte nach weiteren Gründen

«Weil ich gesundheitlich angeschlagen bin, werde ich auf die nächste Generalversammlung (ca. Mai 2010) demissionieren. Nachher werde ich einfach der pensionierte Albert Sommer sein und mit meiner Frau zusammen unseren Lebensabend verbringen.»

Schade fand Albert Sommer, dass…

die SIMMENTAL-ZEITUNG betreffend der Spitalangelegenheit nie mit ihm gesprochen habe. Nebst seiner Verwaltungsrats-Tätigkeit trat Albert Sommer in dieser Sache im Gegensatz zu CEO Beat Straubhaar und VR Andreas Hurni nicht mehr in Erscheinung. Sommers Auftritt, zusammen mit dem CEO, VR-Präsident und VR Hurni, fand Ende November 2007 im Golfhotel auf Saanenmöser, anlässlich der ersten Behörden- und Medienorientierung statt.

Andere machten Haudegen-Politik

Es waren der CEO und der VR-Kollege aus Gstaad, welche das Szepter schwangen und seit über zwei Jahren besonders im Simmental für Verwirrung und Unmut sorgen. «Alles was uns nützt, soll uns recht sein,» so kann die Tätigkeit der beiden seither umschrieben werden. «Man könne mit dem Spitalneubau sofort loslegen,» war die Antwort auf Fragen zum Bau- und Terminprogramm. Dabei waren weder Verträge, Berechnungen, Skizzen noch Pläne vorhanden. Und schon gar nicht Vorprojekt, Bauprojekt, Bewilligungsverfahren. Im Stile einer Haudegen-Politik wurde die Bevölkerung gegenseitig aufgebracht, um sie gefügig zu machen. Die STS verbaute sich somit die Chance, unter den Beteiligten eine erspriessliche Gesprächskultur zu schaffen.

Versorgungsplanung einSicherheitsrisiko?

2005 ist das Spitalgesetz, aber auch die kant. Versorgungsplanung, welche mit gröberen Fehlern behaftet ist, in Kraft getreten. Begünstigte diese das unprofessionelle Handeln des Verwaltungsrats der STS AG? – man ist heute kaum weiter als vor zwei Jahren. Im Gegenteil, der Verwaltungsrat der Spital STS AG, welcher letzten Frühling vom Regierungsrat wiedergewählt wurde, ist im Simmental und Saanenland für die Spitalversorgung/Ambulanzwesen schlichtweg zu einem Sicherheitsrisiko mit teuren Folgekosten geworden.

Was hat weiter abzulaufen?

Morgen Freitag orientiert die Gemeinde Saanen öffentlich über den Spitalstandort. Das ist ihr gutes Recht, diese Orientierung noch vor dem 9.Februar, dem Besprechungstermin mit dem Regierungsrat, einzuschieben.

Die Simmentaler Gemeinderäte erfuhren von diesem Anlass wie die Bevölkerung durch die Medien. Der Zweisimmer Gemeinderat J.P. Beuret, Leiter Pflegedienst, wird neben weiteren sieben Referenten, sprechen. Ebenso der ehemalige Obersimmentaler-Regierungsstatthalter Erwin Walker, Co-Präsident der Bergregion. Ob die beiden im Sinne ihres Souveräns sprechen werden? – sollten sie eigentlich, denn die Bergregion ist dessen verlängerter Arm (gespiesen seit Jahrzehnten durch Pro-Kopf-Beiträge).

Die neu und wiedergewählten Gemeinderäte, im Besonderen die Ärzte, spüren immer mehr, wie unsinnig es ist, auf dem Saanenmöser-Pass im Umfeld von LuxusFerienwohnungen/ Hotels, ein neues Regionalspital bauen zu wollen. Sogar Saaner Fachleute erkennen, dass auf den Hügelmatten kaum ein Spitalneubau realisiert werden darf. Josef Kopp