Gesundheitsversorgung und Rettungswesen im Raum Simmental–Saanenland

Unserer Gäste sind keine «Quantité négligeable»

In der Medienmitteilung der Gesundheits- und Fürsorgedirektion GEF vom 16. Januar 2012 erteilt sie der Spital STS AG für den Vorschlag einer Aufteilung der Defizitkosten mit Beteiligung von Spital, Gemeinden und Kanton eine Abfuhr. In einem Schreiben an den Gesamtregierungsrat des Kantons Bern wehren sich die Exekutiv-Vorsitzenden aller Gemeinderäte im Raum Simmental–Saanenland mit den Grossräten gegen diese Auslegung.

In der Medienmitteilung der Gesundheits- und Fürsorgedirektion GEF vom 16. Januar 2012 werden der Region mit der STS AG «rein regionalpolitische Gründe» unterstellt, welche zum Lösungsvorschlag der Finanzierungsbeteiligung von Kanton, STS AG mit den Gemeinden geführt haben.

In einem Schreiben an den Gesamtregierungsrat des Kantons Bern wehren sich die Exekutiv-Vorsitzenden aller Gemeinderäte im Raum Simmental–Saanenland mit den Grossräten gegen diese Auslegung.

Fakten sind

Im Kanton Bern ist der Tertiär-Sektor mit Tourismus und Dienstleistungen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Für die Region Simmental–Saanenland und darüber hinaus ist er überlebenswichtig. Auch der Kanton zieht einen grossen Nutzen aus der regionalen Wertschöpfung direkt oder indirekt aus dem Tourismus. Dabei ist die wirtschaftliche Ausstrahlung der Region Simmental–Saanenland, auch überregional und kantonal unbestritten.

In der Gesamtbetrachtung müssen, neben der einheimischen Bevölkerung, auch die mehr als 40000 Gäste, welche während den Saisons Infrastrukturen beanspruchen, berücksichtigt werden. Die Gesundheitsversorgung einer Tourismus-Region auf internationalem Niveau, wie das die Region Simmental–Saanenland verkörpert, spielt eine entscheidende Rolle im Standort-Marketing. Eine Ausklammerung der Gäste hätte mittel- und langfristig für die Region und den Kanton Bern massiv negative, wirtschaftliche Folgen. Die Behandlung unserer Gäste als «Quantité négligeable» ist ein Affront gegenüber diesen Menschen. Eine solche Strategie kann mittel- und längerfristig zu einem massiven Imageverlust führen. Es geht hier also auch um die Frage, ob es sich der Kanton Bern überhaupt leisten kann, sich nur auf die Gesundheitsversorgung der ständigen Bevölkerung zu beschränken.

Im Sommer 2010 hat der Regierungsrat in die Spital-Standortfrage eingegriffen und die nachfolgenden konzeptionellen Arbeiten der STS AG massgeblich beeinflusst. Dies hat wirtschaftliche Folgen, was die gegenwärtige Diskussion zeigt. Trotz dieser Einflussnahme des Regierungsrats zieht sich nun die GEF aus der finanziellen Verantwortung zurück. Auch in diesem Fall muss gelten, wer A sagt, muss auch B sagen können.

Aus den aufgeführten Gründen verlangt die Region Simmental-Saanenland in ihrem Schreiben an den Regierungsrat, die notwendige finanzielle Beteiligung an den Kosten beziehungsweise am voraussichtlichen Defizit der regionalen Gesundheitsversorgung. Es geht hier nicht um Regionalpolitik, sondern um die Versorgung einer Region, die während den Saisonspitzen, gemessen an der ständigen Bevölkerung, die drei- bis vierfache Anzahl an Personen aufweist. Auch sie wollen versorgt sein.

Rettungswesen

Die Qualität des Rettungswesens ist für die Unterzeichnenden im Raum Simmental–Saanenland unbestritten. Sind die Dienste einmal vor Ort, ist die Notversorgung gewährleistet. Das Problem liegt aber in der Zeit, bis die Retter beim Patienten, der Patientin eintreffen. Hier ändern auch die Zahlen und Statistiken nichts an der Tatsache, dass im grossen Versorgungsperimeter Thun–Oberland West, die peripheren Regionen immer deutlich schlechtere und vielfach sogar ungenügende Notversorgungs-Werte aufweisen. Um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen, wird eine Anpassung des Versorgungsperimeters auf das Simmental–Saanenland verlangt. Innerhalb diesem Raum sind die Rettungsstandorte zu überdenken. Damit die STS AG auch im Simmental–Saanenland die Notversorgung nach der 90/15 Regel sicherstellen kann (Anmerkung: in 90% der Fälle soll innerhalb von 15 Minuten ein Rettungswagen vor Ort sein), sind zwingend zusätzliche Mittel notwendig. Konkret heisst das, es ist im erwähnten Perimeter zumindest ein zusätzlicher Krankenwagen mit entsprechender Besatzung bereitzustellen.

Für die Region Simmental–Saanenland Andreas Grünig, Geschäftsführer der Bergregion Obersimmental–Saanenland