Versöhnliche Stimmen zum Spital-Standortentscheid

In der letzten Ausgabe der SZ waren die Stellungnahmen der Simmentaler und Saaner «Spital-ExponentInnen» zu lesen. Diese Statements möchten wir mit den Meinungen von verschiedenen Persönlichkeiten ergänzen. Man wünscht sich vor allem, dass Angebot und Leistung stimmen und es in Zweisimmen nicht nur bei einer Lösung auf Zeit bleibt. Weiter ist man sich einig, dass das Ringen um den Standort Zweisimmen das Simmental gestärkt hat. Insgesamt zeigen sich die Angefragten versöhnlich und hoffen auf eine Unterstützung aus dem Saanenland. «Diese sichert man sich aber nicht mit Kaktusverteilen», mahnt Gemeinde- und Gemeinderatspräsident Fritz Perren aus St. Stephan.

Erich von Siebenthal, Nationalrat, Gstaad: Als ländlicher Raum müssen wir zusammen stehen, da gibt es nur Verlierer oder Gewinner. Der Entscheid ist gefallen, jetzt heisst es nach vorne schauen. Ein möglichst gutes medizinisches Angebot in Zweisimmen muss das Ziel sein, denn die Qualität der Leistungen wird ausschlaggebend sein, ob auch die Gäste aus dem Saanenland nach Zweisimmen kommen. Wir müssen unseren Gästen das Angebot empfehlen, dann werden sie es auch nutzen. Diejenigen, die sich nicht in Zweisimmen behandeln lassen wollen, wären wohl auch nicht in Saanen geblieben und werden weiterhin mit dem Flugzeug zum gewünschten Behandlungsort fliegen. Ich erwarte, dass jetzt in dieser Sache Ruhe einkehrt und dass wir bei zukünftigen überregionalen Projekten die Gemeinsamkeit wieder finden.

Katrin Münger, Co-Präsidentin Petitionskomitee, Zweisimmen: Endlich, endlich ist dieser lange erwartete Entscheid gefallen. Er ist als absolut positiv zu werten. Geht es doch darum, dass für die ganze Region (Simmental und Saanenland) eine stationäre Akutversorgung erhalten bleibt. Dass Zweisimmen der Vorzug gegeben wurde, ist nichts anderes als die logische Folgerung aus den sich tatsächlich anbietenden Gegebenheiten in Zweisimmen. Auch aus regionalpolitischen Überlegungen ist es allerhöchste Zeit! Nun liegt es wirklich an uns Simmentalern und Saanenländern, dass wir aus dieser guten Ausgangslage das Beste machen. Als potentielle Patienten müssen wir uns im Wissen, dass wir uns in die Hände von bestens qualifizierten Ärztinnen und Ärzten und top motiviertem Pflegepersonal begeben, unser Spital berücksichtigen. Unabdingbar ist es, dass alle am gleichen Strick und in die gleiche Richtung ziehen. WIR SIND EINE REGION!

Dr. Ueli Stucki, Stv.-Chefarzt Chirurgie, Zweisimmen: Der Entscheid sagt zwar aus, wo was stattfinden soll, zeigt aber auch, dass vorläufig auf einer Schiene «sowohl als auch» gefahren werden soll und der Endbahnhof damit noch im Verborgenen liegt. Betriebswirtschaftlich wohl die ungünstigste Form. Ich befürchte, dass nun das «Gestürm» über das Angebot mit umgekehrten Vorzeichen weitergehen wird. Es kommt mir vor wie bei Abstimmungen über Gesetzesvorlagen, die einem jeweils plausibel erscheinen, wenn man dann die Verordnungen dazu kennt, geht jede Plausibilität verloren.

Martin Wiedmer, Gemeinderatspräsdent Diemtigen: Aus Sicht der Gemeinde Diemtigen begrüsse ich den Entscheid der STS sehr und bin froh dass die Standortfrage endlich geklärt ist. Gerade für das hintere Diemtigtal ist eine gut funktionierende Akutabteilung in Zweisimmen wichtig, sahen wir doch beim Hochwasser von 2005 was es heisst, wenn die Verbindungen im Tal unterbrochen sind und wir nur noch nach Zweisimmen ausweichen können. Die ganze Diskussion in der Standortfrage hat aus meiner Sicht die Gemeinden im Simmental noch besser zusammengeschweisst und gezeigt, dass wir zusammen etwas erreichen können. Ich hoffe, dass wir etwas davon in die Zukunft mitnehmen können! Ich möchte den Verantwortlichen der IG ganz herzlich danken für ihren grossen Einsatz zugunsten des Simmentals!

Hanspeter Grundisch, Miturheber der Saaner Spitalinitiative, Gstaad: Der von der STS AG endlich getroffene Entscheid kommt – durch die (leichte) Bevorzugung von Zweisimmen – unserem Initiativtext recht nahe. Die Aufrechterhaltung eines echten Akutspitals und die Annäherung unserer Talschaften bleiben jedoch auf der Strecke. Der vom Regierungsrat im falschen Moment kundgegebene Entscheid – ein Spitalneubau auf der Saanenmöser sei nicht realisierbar – hat unserer Initiative den Wind aus den Segeln genommen. Ein starkes Zeichen aus dem Saanenland kam dadurch nicht zustande, zumal dieses von unsern politischen Behörden vehement bekämpft wurde. Man ist geneigt festzustellen, dass in dieser Beziehung mehrheitlich nur Verlierer in Sichtweite sind. Die an den Tag gelegte (frohe) Zurückhaltung der Obersimmentaler zum vorliegenden Spitalentscheid lässt hoffen, dass sich die Beziehung zwischen beiden Tälern verbessern kann, während die Uneinsichtigkeit einiger Saaner-Politiker nachdenklich stimmt. Möge die – mehrfach übergangene – STS AG nun bei der Detailausarbeitung der stationären und teilstationären Grundversorgung unserer Region eine glücklichere Hand haben als bisher und die alles entscheidenden Kosten in Griff kriegen. Zum Wohle von uns allen!

Christian von Känel, Gemeinderatspräsident, Lenk: Endlich haben wir unser Ziel erreicht, eine Akutversorgung fürs Simmental-Saanenland. Jetzt ist es wichtig, dass die ganze Region hinter diesem Entscheid steht. Nur so können wir die Grundversorgung halten.

Andreas Hutzli, Gemeinderatspräsident, Boltigen: Die Boltiger Bürger sind sicher erleichtert, dass der Standort Zweisimmen erhalten bleibt. Nun gilt es das Spital, wenn immer notwendig und möglich zu nutzen, als Simmentaler, Saanenländer oder als Gast. Wichtig ist jetzt eine wirtschaftliche Führung des Spitals, damit es längerfristig bestehen kann. Dies erfordert die Zusammenarbeit der Hausärzte und der Spezialärzte, damit das Angebot in Zweisimmen voll ausgenutzt wird. Die ärztliche Versorgung muss eine hohe Qualität aufweisen, denn zufriedene Patienten sind die beste Werbung für unser Spital.

Urs Scheidegger, Gemeinde- und Gemeinderatspräsident, Därstetten: Ich habe den Eindruck, dass die STS AG eine gute Lösung präsentiert. Geographisch liegt Zweisimmen sehr zentral zwischen Saanen/Gstaad (16km), Lenk (15km) und Därstetten/Weissenburg (17km). Somit ist für drei Teil-Talschaften eine Akut-Versorgung gewährleistet. Saanen steht ja nicht auf verlorenem Posten. Auch bleiben Arbeitsplätze, auf die wir auch im unteren Simmental angewiesen sind, erhalten. Ich finde, dass die Regierung als Mehrheitsaktionär für eine Stellungnahme berechtigt war. Ich zweifle auch daran, ob dies von drei Lösungen wirklich die Schlechteste ist. Bei Konflikten gibt es immer eine Seite, die über den Schatten springen muss. Wichtig ist jedoch jetzt eine gute, respektvolle Zusammenarbeit zwischen dem Simmental und dem Saanenland.

Fritz Perren, Gemeinde-und Gemeinderatspräsident, St. Stephan: Der Entscheid hat mich gefreut, aber wir dürfen nicht vergessen, dieser Entscheid ist mittelfristig, das heisst für drei bis fünf Jahre. Wenn es uns in dieser Zeit nicht gelingt, als Simmentaler unser Spital zu unterstützen und mit dem Saanenland auch spitalmässig besser zusammenzuarbeiten, werden wir längerfristig verlieren. Diese Zusammenarbeit wird aber nicht mit «Kaktusverteilen» gestärkt.

Andreas Gafner, Gemeindepräsident, Oberwil: Für das untere Simmental ist dieser Entscheid sehr wichtig und zukunftsweisend. Wir müssen in Zukunft generell als Simmental auftreten, und das Ober und Nieder vergessen. Das Personal erhält wieder Sicherheit und die Arbeitsplätze sind gesichert. Unsere Bevölkerung wird das Spital Zweisimmen weiterhin dem Spital Thun vorziehen und somit unsere Region stärken.

Christiane Griessen, Gemeindepräsidentin, Zweisimmen: Die Würfel sind gefallen! Der Regierungsrat hat aus regionalpolitischen Gründen richtig entschieden und die STS AG hat nun mit Vernunft diesen sehr wichtigen Entscheid für unsere Region Simmental-Saanenland getroffen. Im Namen der Gemeinde Zweisimmen und der ganzen Region bedanke ich mich bei allen Beteiligten, die zu diesem Entscheid beigetragen haben. «Ds Spital bliibt ds’Zwüsime»! Ernst Hodel