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Corona – Gedanken einer Pflegefachfrau Psychiatrie

Von Marianne Aisics-Wiedmer

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Wie ist dieser Virus bloss auf unseren Planeten gekommen?

hat ihn der Teufel geschickt und will Entzweiung, Tod und Schrecken verbreiten?

Oder war es Gott, der gefunden hat: Du Menschlein, du willst immer mehr, immer schneller, immer verrückter, ich muss dich vor dir selber schützen, sonst jagst du dich noch mit samt Planet Erde in die Luft. Ich schicke dir diese Krankheit, dass du innehältst und nachdenkst, was in deinem Leben wirklich wichtig ist. So wie beim Turmbau zu Babel, als er dieses Vorhaben, zu werden wie Gott, durch die Sprachverwirrung aufhielt?

Oder ist Corona einfach eine Krankheit, einzureihen in alle anderen Krankheiten, die es halt geben kann. Eine Krankheit, die jeden treffen kann, wo man «noch» nicht sagen kann, du bist selber schuld, hättest du nicht geraucht, wärst du nicht so dick, hättest du nicht so viel gearbeitet… Eine Krankheit, die unsere Endlichkeit sichtbar macht?

Einerseits fasziniert es mich, wie so ein kleines Käferchen uns auf der ganzen Welt so aus der Bahn wirft und was es alles an Tageslicht befördert. Anderseits macht es mich zu tiefst betroffen, die grosse Angst zu spüren, die es verbreitet: Angst davor, krank zu werden, Angst zu sterben, Angst vor der Impfung, Angst vor der Einsamkeit, Angst vor Diktatur, Angst die Existenz zu verlieren, Angst die Freiheit zu verlieren, Angst, die Familie fällt auseinander…

Diese Angst führt zu grosser Enge im Denken, Fühlen und Handeln. Wir verlieren das Verständnis füreinander und können uns nicht mehr in den andern einfühlen, andere Meinungen zählen lassen. Wir sehen nur unseren Weg aus der Krise und einen andern können wir nicht mehr akzeptieren.

Der Bundesrat möchte ich nicht sein! Das ganze Spektrum, von Angst gelähmten Menschen bis hin zu in Verschwörungstheorien Gefallene, zu überzeugen, die beschlossenen Massnahmen umzusetzen!

Kein Wunder ist er nun Schuld, Schuld dass wir viel zu spät mit dem Impfen anfingen, dass wir nun einen indirekten Impfzwang haben, dass er den falschen Impfstoff bestellt hat, dass wir einen Lockdown hatten, dass er zu früh die Massnahmen aufgehoben hat, dass wir zu wenig Beatmungsmasken haben, dass die Schweiz nun eine Diktatur ist… Und dies obwohl wir die mildesten Massnahmen in ganz Mitteleuropa haben und dann danken wir ihm nicht einmal mit einer vorzeigbaren Impfquote…

Das Gesundheitswesen ist überlastet und macht Druck! 10 Prozent der Pflegenden auf den Intensivstationen sind krank oder haben gekündigt. Der Markt ist ausgetrocknet, man findet kaum Ersatz! Da nützen alle Intensiv-Betten nichts. Im Psychiatriezentrum Münsingen mussten wegen Pflegemangel zwei Akutpsychiatrie-Stationen geschlossen werden und das jetzt mitten in der Krise! Was soll der arme Bundesrat auch machen? Es gibt den nötigen Spielraum gar nicht! Einzige schnelle Lösung ist impfen! Die Behörde fängt an, Druck zu machen mit dem Resultat: Die Lieben lassen sich impfen und die sich nicht impfen lassen sind böse! Wenn das nur so einfach wäre!

Die Probleme im Gesundheitswesen sind nicht erst seit Corona da. Wir geben extrem viel Geld aus für die Spitzenmedizin. Wir hoffen wahrscheinlich, dass wir eines Tages so weit sind, dass wir ewig leben können und dafür muss man ja investieren! Dagegen kann der Anspruch auf eine würdevolle menschliche Pflege und ein würdevolles Sterben nicht konkurrenzieren! Kranke und sterbende Menschen haben sowieso keine Lobby. Das Gesundheitswesen ist eine riesen Industrie geworden, die viel Geld generiert, wovon wir ja als Gesellschaft auch profitieren.

Wir Pflegenden pflegen und behandeln nicht mehr Patienten, nein wir schauen, dass Fälle so schnell als möglich wieder funktionieren, sodass sie den Institutionen so viel als möglich einbringen und den Versicherungen so wenig als möglich kosten. Wir versuchen immer wieder klar zu machen, dass es nicht Fälle, sondern kranke Menschen sind und wir keine Roboter. «Ja, wir wissen, es geht aber nicht anders, ihr müsst verstehen, Kostendruck – Krankenkassen – Kanton.»

Dies ist total unbefriedigend und geht gegen unser Berufsethos. Dies ist, meiner Meinung nach, die Hauptursache des Pflegenotstands! Die Arbeitsbedingungen sind einfach noch ein zusätzlicher Faktor.

Trotz dieser Ausgangslage war und ist es für uns selbstverständlich in dieser Krisensituation:

Den Bewohnern im Altersheim die fehlenden Kontakte zu Angehörigen und eingeschränkte Freiheit zu kompensieren (auf Seite der Bewohner und auf Seite der Angehörigen).

Sich trotz mangelndem Schutzmaterial dem Virus auszusetzen (am Anfang der Krise).

Die Sterbenden zu begleiten, ohne die ihnen fehlenden Angehörigen, und diese Situation mit ihnen auszuhalten.

Den Menschen in Not und Krankheit trotz Abstandsregel versuchen, Nähe und Geborgenheit zu geben.

60-Stunden-Wochen.

Behördlich verordnete Ferienstopp (am Anfang der Krise).

Viel Aufklärungsarbeit, geholfen fürs Impfen anzumelden, da das ganze Impfprozedere nicht wirklich praxistauglich war und parallel zur Grundversorgung lief und läuft.

Alle Zusatzaufgaben im Zusammenhang mit Corona zu erfüllen, trotz Personalmangels.

Mit Schutzbekleidung arbeiten.

Sicherheit gewährleisten, Übertragungen vermeiden.

Trotz Corona, all die andern Krankheiten auch noch auf dem Radar haben.

Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen, mit den andauernd wechselnden Massnahmen den Alltag zu bewältigen.

Betroffene Menschen unterstützen, mit ihren durch Corona zusätzlichen Ängsten und ausgelösten Krisen umzugehen.

Während der Krise können wir nun das Gesundheitswesen nicht ändern und da wir in einem demokratischen Staat leben, somit auch alle dafür verantwortlich sind, müssen wir die Suppe zusammen auslöffeln und da bringt es nichts, wenn wir uns die Löffel an den Kopf schmeissen.

Übrigens, wir Pflegende machen keinen Unterschied zwischen geimpft und ungeimpft, für uns ist Mensch Mensch! Wir bitten euch aber, wenn ihr euch entscheidet, wie ihr die Krise ganz persönlich meistern wollt, auch an uns zu denken und unsere Situation in euren Entscheid einfliessen zu lassen.

Ein guter erster Schritt ist aber am 28. November 2021 für die Pflegeinitiative zu stimmen, was ihr ja sicher nach den Erkenntnissen aus der Coronakrise alle auch tut. Ich danke Euch dafür. ,
Pflegefachfrau Psychiatrie,

Weissenburg

Erstellt am: 30.09.2021

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