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Die Spitalzusammenkunft vom 26. Februar in Zweisimmen betreffend

Mit grimmiger Miene marschierten die beiden Regierungsräte durch das beidseitige Spalier der ausharrenden Wartenden, ohne sie mit einem Blick oder einem Gruss zu würdigen. Auf die Frage, was denn da beschlossen wurde, gab es keine Antwort. Diese Art und Weise, den Abbau des Spitals Zweisimmen, der anscheinend schon seit 2008 eine beschlossene Sache war, zu übermitteln, wurde wohl als Beschämung und Schande empfunden.

Von Karl Zeller, Zweisimmen

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Die Botschaft, die uns an jenem Abend überbracht wurde, war für uns Simmentaler und Saanenländer ein absoluter Affront. Wenn schon die Spital STS AG unsere geografischen Bedingungen und die daraus erfolgenden Bedürfnisse nicht wahrnehmen wollte, so erhofften wir uns doch vom Regierungsrat, dass er seine Entscheidungen auf die Fakten abstützt und nicht auf die «Wegverhältnisse und Risiken verharmlosenden Erklärungen» der STS-AG. Am Abend des 26. Februars zogen schon viele Mütter mit Kleinkindern nach fast zweistündiger Wartezeit ab. Mit grimmiger Miene marschierten die beiden Überbringer durch das beidseitige Spalier der ausharrenden Wartenden, ohne sie mit einem Blick oder einem Gruss zu würdigen. Auf die Frage, was denn da beschlossen wurde, gab es keine Antwort. Diese Art und Weise, den Abbau des Spitals Zweisimmen, der anscheinend schon seit 2008 eine beschlossene Sache war, zu übermitteln, wurde als Beschämung und Schande empfunden.

Nun zum Spitalabbau und der Schliessung der Geburtenabteilung: Das unlautere Verstecken der wahren Absichten und die Zusammenkünfte, die nur eine Hinhaltetaktik waren, sind für mein Rechtsempfinden eine Abfolge von Lügen. Jedes Mal wurde uns vom Regierungsrat glaubhaft gemacht, dass er unsere Bedenken versteht, aber sofort beschloss er das Gegenteil. Mit dem gleichen Geld, das er in den Ausbau des Spitals Thun investierte, hätte man auf Jahre hinaus sämtliche Kantonsspitäler mit ein bis zwei Millionen Franken subventionieren können. Er investiert nun in Thun munter weiter und setzt dem Spital Zweisimmen das Messer an den Hals. Das nennt man sparen! Mit dem gut tönenden «innovativen Modell für die Grundversorgung mit Spezialsprechstunden, Altersheim und Hausarztpraxen unter gleichem Dach» und gleichzeitigem Abbau von wirklich nötigen Einrichtungen, wird der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut. Übrigens: Die Spitäler in den Städten werden ausgebaut und ihre Bettenzahl laufend vergrössert. Bei uns in Zweisimmen baut man ab und reduziert die Bettenzahl. Damit benachteiligt man die Landbevölkerung einmal mehr! Das Frauenspital der Insel muss nach nur wenigen Jahren für acht Millionen Franken (oder vielleicht noch mehr) erneuert werden. Das Baudepartement hat es fertig gebracht, mit den Baufirmen keine Arbeitsgarantieverträge abzuschliessen. So haben wir Steuerzahler diese Verantwortungslosigkeit zu hundert Prozent zu berappen. Solche Miseren werden kein Ende nehmen, solange die Regierung die Bevölkerung nicht ernst nimmt. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, behaupte ich, dass unser Gesundheitswesen zum teuersten und schlechteste aller Kantone wird. Es ist nicht zu wenig Geld vorhanden. Sonst hätte man in Zweisimmen nicht die teuerste und schlechteste Variante gewählt. Das Geld wird nicht dort investiert, wo es am nötigsten ist. Als der Bürger früher den Franken noch umdrehte, bevor er ihn ausgab, konnte ein Landspital mit den notwendigen Einrichtungen noch bestehen. Heute, wo sich eine Mehrheit viel leistet und die Geldverwalter mit der grossen Kelle schöpfen (und viele sich eine goldene Nase verdienen) werden Landspitäler geschlossen oder man zieht ihnen den Gürtel so fest zu, dass die Schliessung nur noch eine Frage der Zeit ist. Wenn Sie sich Frau Egger und Herr Perrenoud heute zur Wahl stellen würden, so müssten sie damit rechnen, dass ihnen die Mehrheit der westlichen Berner Oberländer das Vertrauen nicht mehr schenkt.

Noch etwas: Der neue Spitalchef den übrigens keine Schuld für die jetzige Spitallage trifft, ist bezeichnenderweise kein «hiesiger». Es interessiert mich in keiner Weise, welcher Sport Herr Furrer treibt, wohl aber ob unser Spital überhaupt noch eine Chance hat, unsere Bevölkerung in Zukunft die wichtige Gesundheitsversorgung zu leisten. Zu dieser gehört auch die Geburtenabteilung. Ärzte, Pflegepersonal und Hebammen des Spitals Zweisimmen haben die Patienten und Patientinnen bis jetzt mit hochwertiger Qualität behandelt, auch ohne «sogenannt qualitätssichernde» in Wirklichkeit aber unser Spital abbauende Massnahmen. Übrigens versprach die STS-AG die anfallenden Kosten für die Gebärenden für die Hin- und Rückfahrt nach und von Spital Thun zu übernehmen. Der jetzige Tenor lautet ganz anders. Eine Fahrt nach Thun mit der Ambulanz kostet mindestes 1000 Franken. Das zahle nur, wer eine Zusatzversicherung habe. Selten jemand wird eine solche Zusatzversicherung haben, weil zu teuer und alle Rückfahrten gehen zu lasten der Patienten. Es wird also weiter gelogen wie bisher.

Erstellt am: 09.04.2015

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