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Je mehr Geburten, desto besser die «Qualität»?

Von Martin Rothenbühler, Bern

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Seit Jahr und Tag hält sich hartnäckig das Gerücht, die Geburtenabteilung des Spitals Zweisimmen sei nicht wirtschaftlich zu führen gewesen und die Leistungsqualität des Teams in Zweisimmen sei fraglich gewesen. Das Gerücht wurde wider besseres Wissens von Thun und Bern aus geschürt, und zwar so lange, bis auch einige Leute im Simmental und im Saanenland diesen Unsinn ungeprüft nachplapperten. Neuerdings gehört leider auch Frau Grossrätin Zumstein aus Bützberg BE, ihres Zeichens Präsidentin der Gesundheits- und Sozialkommission des Grossen Rates, zu diesen Nachplapperis. Im Regionaljournal SRF vom 24. Juni 2015 behauptet sie, dass es im Falle der Geburtenabteilung in Zweisimmen «klar der Fall» sei, dass die Voraussetzungen von Qualität und Wirtschaftlichkeit gemäss KVG «aufgrund vom Einzugsgebiet» nicht gewährleistet seien. Darum könne auch kein Geld aus dem 300-Millionen Topf der Vorhalteleistungen für eine Geburtshilfe in Zweisimmen erwartet werden.

Tatsache ist: Bis jetzt konnten weder die Gerüchteverbreiter in Thun, noch die Gesundheitsbürokraten in Bern den Wahrheitsbeweis für diese Behauptung antreten. Und sie werden es auch nie können! Denn es gibt weltweit bisher keine einzige unabhängige, wissenschaftliche Untersuchung zur Frage, ob eine Einrichtung, die nur 50 Geburten im Jahr betreut, qualitativ schlechter arbeitet, als eine Einrichtung, welche, sagen wir mal, 500 Geburten im Jahr betreut. Wer also weiterhin Gerüchte über «potentiell gefährdete Qualität» in kleinen Geburtshilfeeinrichtungen verbreitet, schädigt den Ruf der betreffenden Gesundheitsfachleute, macht sich mithin der Geschäftsschädigung und der Ehrverletzung schuldig. Und wer dafür noch dem «Einzugsgebiet» die Schuld gibt, macht sich zusätzlich lächerlich.

Und was schliesslich die behauptete mangelnde Wirtschaftlichkeit der Geburtsabteilung in Zweisimmen betrifft: Trotz wiederholter Einladung hat die Spital STS AG Thun bisher diese Behauptung nicht mit konsolidierten Zahlen belegt. Will sie nicht, oder kann sie nicht?

Und schliesslich noch eine grundsätzliche Bemerkung zur Forderung nach «Wirtschaftlichkeit» der Geburtshilfe: Seit wann muss die Geburtshilfe eigentlich «wirtschaftlich» sein? Die Forderung ist genauso unsinnig, wie die Forderung nach der Wirtschaftlichkeit einer Schule. Ist zum Beispiel die Universität Bern «wirtschaftlich»? Na eben!

Erstellt am: 02.07.2015

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