No-Billag – es ist 10vor10

Leider hat es die Führung der SRG in der Vergangenheit nicht geschafft, die nötigen Anpassungen vorzunehmen. Dies führte zu einem aufgeblähten und teuren «Service Public» und zu viel Unmut in der Bevölkerung. Dieser Apparat soll sich nun einer Radikalkur unterziehen. Ich bedaure, dass ein Unternehmen wie die SRG erst mit einer solchen Initiative in Bewegung kommt. Trotzdem lehne ich die Initiative ab; weil sie zu radikal ist, zum Sendeschluss für Minderheiten führt und ein Angriff auf einen zentralen Pfeiler unserer Demokratie darstellt. Die französisch- und italienischsprachige, aber auch die rätoromanische Schweiz oder Berg- und Randregionen profitieren überproportional von den heutigen Gebührengeldern. Dementsprechend würden diese Gebiete durch die Abkehr vom aktuellen System überproportional verlieren. Mit No-Billag könnten künftig höchstwahrscheinlich keine eigenen Radio- und Fernsehproduktionen aus diesen Regionen finanziert werden. Dabei kommt es nicht nur auf den Empfang, sondern auch auf die Inhalte an. Dank den gebührenfinanzierten regionalen Strukturen können eigene Produktionen erstellt und über Geschehnisse aus ländlichen Gegenden berichtet werden. Dabei geht es nicht nur um Berichte zu Unfällen, Lawinen und Steinschlägen, sondern insbesondere auch um Kultur, Politik und gesellschaftliche Ereignisse, die ausserhalb der grossen Zentren stattfinden. Dieses Werben für Verständnis und Vertrauen zwischen den Sprachregionen und Kantonen schafft nationale Verbundenheit und ist die Basis unserer föderalen und viersprachigen Identität. Die Initiative würde der Solidarität zwischen den Regionen schaden. Doch nicht nur sprachliche Minderheiten wären davon betroffen, auch Angebote für körperlich Beeinträchtigte wären nicht mehr finanzierbar. Dementsprechend geht es bei der Abschaffung der Gebührenfinanzierung auch um die Abschaffung der Angebote für Hör- oder Sehbehinderte. Der Sendeschluss für Minderheiten kann nicht unser Ziel sein. Wir müssen jedoch nach einem Nein zur Initiative die SRG verschärft in die Pflicht nehmen und Massnahmen einfordern. Allem voran soll die unsinnige Doppelbelastung für Unternehmen überprüft und abgeschafft werden.

Mit einer Annahme der No-Billag-Initiative öffnen wir Tür und Tor für ausländische Medienkonzerne und ersetzen traditionelle Sendungen mit kommerziellen Reality-Shows.

Ein «Dschungelcamp» trägt nichts zur öffentlichen Meinungsbildung bei und lenkt lediglich von den Problemen unserer Zeit ab. Schliesslich lässt sich ein abgelenkter Bürger auch einfacher lenken – ohne dabei zu bemerken, dass er eigentlich «in die Röhre schaut». ,

Wimmis