Offener Brief an den CEO Spital STS zur Geburtshilfe Zweisimmen

Sehr geehrter Herr Guggisberg

Zu Recht wird immer wieder gefordert, dass in der Diskussion ums Spital Zweisimmen respektvoll miteinander umgegangen wird. Letzte Woche erschien das Heft «Medizin aktuell» in unseren Briefkästen; mit Ihren Äusserungen auf Seite 14 (Thema Geburtshilfe, Herzensangelegenheit und Aushängeschild) giessen Sie jedoch unnötig Öl ins Feuer.

Sie schreiben: «Lange Wege in die Geburtsstation Interlaken nehmen auch die Frauen aus Meiringen und dem Haslital in Kauf: Gegen 50 Kilometer legen sie für die Geburt zurück und nehmen diese verständnisvoll in Kauf.»

Wie verständnisvoll die Haslitaler-Frauen die Distanz wirklich in Kauf nehmen weiss ich nicht – schliesslich haben auch sie keine andere Wahl. Aber ich empfinde es als Frechheit, die Frauen aus dem Simmental/Saanenland somit als «verständnislos» hinzustellen.

Ausserdem ist es leider ein grosser Unterschied, ob Sie von Hasliberg nach Interlaken fahren (gem. Google Routenplaner = 38,2 km, Fahrzeit 40 Min. via Schnellstrasse A8) oder ob ihnen eine kurvenreiche Fahrt durchs Simmental bevorsteht (z.B. von Gsteig nach Thun = 71,3 km, Fahrzeit 1h18; Baustellen, Bahnübergänge und Schnee nicht eingerechnet).

Hinzu kommt noch die Äusserung von Dr. Matthias Streich, Chefarzt Gynäkologie Geburtshilfe Interlaken (im gleichen Artikel): «Der grösste Teil der Frauen, der hier gebären möchte, hat eine pragmatisch-natürliche Einstellung zur Geburt.» Wie wenn die Oberländer Frauen diese Einstellung nicht auch hätten…

Etwas mehr Respekt gegenüber Ihren Patientinnen wäre also durchaus angebracht.