Quo vadis, liebe Hohliebi?

Nach bald vierzig Jahren Lenk fühlen wir uns als das, was man heute «Herzblut-Lenker» zu nennen pflegt. Wir waren und sind oft und gern in unserer lieb gewonnenen zweiten Heimat.

Zuerst oben auf der Höhe und seit rund zwanzig Jahren auf der Hohliebi, die ihren schönen Namen völlig zu Recht trägt. Mindestens bis heute, denn mit dem geplanten Ferienwohnung-Resort wird sich die liebenswürdige Hohliebi massiv verändern. Zu Ungunsten des ganzen Dorfbildes, wie wir meinen.

Wir sind uns bewusst, dass der Tourismus für die Lenk existenziell wichtig ist. Um als Destination eine Zukunft zu haben, braucht die Lenk ein wettbewerbsfähiges Marketing mit wirkungsvoller touristischer Förderung. Nur so kann sie im beinharten nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen. Das haben wir seit jeher unterstützt, ideell und finanziell.

Mit der grossflächigen Überbauung der Hohliebi wird jedoch das Ziel einer wirtschaftlich und touristisch nachhaltigen Entwicklung nicht unterstützt. Sie wirft mehr Fragen und Probleme auf, als sie zielführende Lösungen bieten könnte:

Warum soll ein Gebiet massiv überbaut werden, dessen verkehrstechnische Erschliessung schon heute ungenügend und sicherheitsmässig problematisch ist? Warum soll akzeptiert werden, dass die absehbare Überbelastung der mangelhaft erschlossenen Hohliebestrasse zwangsläufig zu Rückstaus bei der Einmündung in die Rawilstrasse führen wird? Warum soll man in Kauf nehmen, dass dadurch noch grössere Verkehrsprobleme im ganzen Dorf entstehen werden, wo es bereits heute zu Stosszeiten oft kein Durchkommen mehr gibt? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn Rettungsfahrzeuge in diesen Staus stecken bleiben? Und schliesslich auch: Ist es der Attraktivität und Werterhaltung der Hohliebi (und wohl auch der ganzen Lenk!) zuträglich, wenn Anwohner und Besucher nicht mehr in akzeptabler Zeit zu ihren Häusern und Wohnungen gelangen können?

Wer ist verantwortlich, wenn Menschen und Gebäude zu Schaden kommen, falls es im rutschgefährdeten Risikogebiet der Hohliebi durch die massiven, für den Bau des grossen Ferien-Resorts nötigen Erdbewegungen und Bohrungen zu grossflächigen Erdrutschen kommt? Hat man vergangene Schadenbilder, wie etwa jene oben auf der Ägerten, bereits vergessen?

Ist das geplante Ferienwohnungs-Resort tatsächlich in der Lage, für die Lenk zusätzliche ökonomische und touristische Mehrwerte zu schaffen oder werden – speziell in der bereits rappelvollen Hochsaison! – nicht einfach bestehende Angebote ausgehebelt und vom einen zum anderen Ort verlagert?

Glauben die Initianten, dass es dem Resort in den langen Zwischensaisons (mit geschlossenen Bergbahnen und Restaurants!) aus eigener Kraft gelingen wird, zusätzliche Übernachtungen zu generieren? Wird es nicht vielmehr so sein, dass während dieser langen Zeit eine finstere «Geisterstadt» die Hohliebi und das Dorfbild prägen wird? Wer wird in diese menschenleere, dunkle Gegend zurückkommen wollen?

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Gut gibt es die Webseite der Gemeinde Lenk, auf der persönlich geprüft werden kann, wie das von den Initianten als «schöne, stimmige ins Dorfbild passende Überbauung» beschriebene Resort tatsächlich aussehen wird. Uns ist es jedenfalls schleierhaft, warum die Initianten des Resorts von einem «landschaftsverträglichen, authentischen Umgang mit dem Freiraum Hohliebi» sprechen können. Wir erkennen das pure Gegenteil und empfinden das aus massiven, das ganze Gebiet ungebührlich belastende Gebäudevolumen als abweisenden und kalten Fremdkörper. Die Hohliebi und die Lenk haben mehr verdient als eine unpersönliche, beliebige und dadurch austauschbare Einheitsarchitektur, wie sie überall stehen könnte.

, Carina und ThomasTobler, Lenk und Bremgarten