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Schliessung der Geburtshilfe im Spital Zweisimmen – das darf nicht sein!

Von Rosmarie Willener

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Klares Bekenntnis

Kann die Planung eines Spitals mit derart zurückgefahrenen Leistungen, welche die Grundversorgung nicht mehr immer gewährleisten, ein klares Bekenntnis zum Spitalstandort Zweisimmen sein?

Bei der vorliegenden (geografischen) Situation muss es doch das Ziel sein, dass das Spital Zweisimmen 365 Tage im Jahr die Grundversorgung der Bevölkerung (inkl. Notoperationen) gewährleisten kann und über eine Geburten-Abteilung verfügt.

Folgende Gründe wurden von der Spital STS AG im Bericht in der Simmenal Zeitung vom 30. Oktober 2014 genannt, welche für den Entscheid die Geburtenabteilung in Zweisimmen zu schliessen massgebend sein sollen:

Geringe Fallzahlen

Es ist doch ganz normal dass in einer Randregion die medizinischen Fallzahlen kleiner sind als in einer Stadt. Das heisst aber nicht, dass die Bevölkerung deshalb auf das Recht der Grundversorgung verzichten muss.

Probleme bei der Rekrutierung und beim ärztlichen Bereitschaftsdienst

Laut Auskunft einer Fachperson der Geburtshilfe im Spital Zweisimmen, ist die Geburtshilfe in Zweisimmen derzeit personell gut aufgestellt und funktioniert einwandfrei!

Teure Vorhalteleistungen und hohe Fixkosten aufgrund der Operationsbereitschaft (365x24)

Diese Leistungen werden bei der bisher geplanten Umsetzung auch ohne Geburts-Abteilung weiterhin benötigt und können nicht als Einsparungspotential geltend gemacht werden.

Der Operationssaal soll ja während den Wintermonaten mit hohem Operationsbedarf rund um die Uhr an sieben Tagen in Betrieb sein und während der Zwischensaison (acht Monate) auf fünf Tage à 24 Std. reduziert werden (dazu später noch etwas). Ein geburtshilflicher Pikettdienst mit Hebammen und Gynäkologinnen soll ja auch aufrecht erhalten werden. Was braucht es denn sonst noch?

Da passt doch die Antwort des vorgängigen Verwaltungsratspräsidenten der Spital STS AG – Peter Dolder, in einem Interview vom Juli 2013 perfekt: «Wir gehen davon aus, dass wir in Zweisimmen einen 24-Stunden-Notfall mit dauernder Operationsbereitschaft aufrecht erhalten müssen. Aus diesem Grund können wir auf die Pikettdienste, welche auch die Geburtshilfe so teuer machen, sowieso nicht verzichten. Deshalb liesse sich das Defizit durch den Verzicht auf die Geburtshilfe nur um etwa 200 000 Franken reduzieren.»

Prospektiv (möglicherweise zu erwartende) Qualitätsprobleme

Wegen Qualitätsproblemen welche vielleicht einmal eintreffen könnten, wird schon mal einer ganzen Region die Geburts-Abteilung weggenommen? Wie ist es denn mit der Qualität, wenn die Geburt im Auto oder in der Ambulanz stattfinden muss, weil es nicht bis in’s Spital reicht?

In der genannten Mitteilung vom 30.10.2014 wurde geschrieben:

«Zudem ist bei keiner anderen Schliessung einer Geburtenabteilung im Kanton Bern ein Angebot erarbeitet worden, das diesen unmittelbaren Wegfall abfedert.»

Dazu ist zu sagen: In keiner anderen Region im Kanton Bern, wo die Geburtshilfe geschlossen wurde, ist das nächste Spital mit Geburtshilfe so weit weg! Und das bei einer derart grossen Bevölkerungsdichte. Das sieht irgendwie so aus, als ob die Verantwortlichen eigentlich schon wüssten, dass eine Schliessung einer Geburtshilfe, wobei solche Anfahrtswege entstehen, eigentlich nicht vertretbar wäre...

Nach Aussage in der Mitteilung der Spital STS AG, soll ein unhaltbarer Druck auf die Fachexperten der Geburtshilfe ausgeübt werden. Dies wird auf Anfrage an verschiedene dieser Fachkräfte nicht bestätigt.

Grundversorgung

Während acht Monaten soll die 24-Stunden Not-Operationsbereitschaft auf fünf Tage pro Woche reduziert werden. (Medienmitteilung der Spital STS AG in der Simmental Zeitung vom 30. Oktober 2014: Der Operationssaal wird an den Wochenenden während der Zwischensaison nicht betrieben.)

Ist diese Reduktion überhaupt zulässig, wenn ja das Spital Zweisimmen vom Regierungsrat vom Kanton Bern als versorgungsnotwendig erklärt worden ist und die Innere Medizin, die Chirurgie und der Notfall zum so genannten «Basispaket der Versorgungsnotwendigkeit» gehören? Gilt diese Versorgungsnotwendigkeit nicht für 365 Tage im Jahr?

Im Kanton Bern sollte kein Weg bis in’s nächste Spital weiter als 50 Kilometer sein, alle Dörfer ab Zweisimmen aufwärts sind aber bekanntlich über 50 Kilometer vom Spital Thun entfernt. Ist diese Reduktion vielleicht eher dazu gedacht, dass die ständige Operationsbereitschaft, welche für eine Erhaltung einer Geburtshilfe notwendig ist, nicht mehr voll gewährleistet ist?

Was können wir noch tun? Die Entscheide sind ja bereits gefällt…

Da die Entscheide von der Spital STS AG so entschlossen kommuniziert wurden und der Regierungsrat des Kantons Bern dem Verwaltungsrat der Spital STS AG sein volles Vertrauen ausgesprochen hat, ist es verständlich, dass die Bevölkerung skeptisch ist, dass an diesen Entscheiden noch etwas geändert werden kann.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die konkrete Situation dem Gesamtregierungsrat vollumfänglich bewusst ist. Deshalb müssen wir den Regierungsrat des Kantons Bern dazu bringen genauer hinzuschauen, indem, dass wir gemeinsam als ganze Region signalisieren:

«Wir können die Entscheidungen der Spital STS AG so nicht akzeptieren, weil es unverantwortlich ist in einer Region, wo es so weit bis zum nächsten Spital geht, die Geburts-Abteilung zu schliessen und das Angebot so zu reduzieren, dass die Grundversorgung für die Bevölkerung nicht mehr immer gewährleistet ist.»

Die ganze Sache muss gestoppt und überprüft werden. Es kann doch nicht sein, dass einfach auf die «rechtsgültigen Gesetzesgrundlagen» verwiesen wird und wir als betroffene Bevölkerung haben nichts dazu zu sagen, aber müssen dann die Konsequenzen davon tragen.

Wir brauchen ein gutes, zweckmässiges Spital, welches den Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung gerecht wird und dafür müssen wir noch weiter kämpfen.

Die Bevölkerung von Gsteig und Lauenen hat sich an den Gemeindeversammlungen bereits für den Erhalt der Geburts-Abteilung ausgesprochen!

Das heisst ja nicht dass man auf die Bremse steht und nicht in die Zukunft schaut. Wenn unbedingt als «klares Bekenntnis zum Spitalstandort Zweisimmen» ein neues Spital gebaut werden soll, ist das doch auch gut. Aber nicht ein «Vorzeigespital», welches der gesamten Bevölkerung weniger nützt, aber dafür dann im Unterland als zukunftsweisendes, innovatives Projekt bewundert wird!

Erstellt am: 20.11.2014

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