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Schliessungen fallen nicht vom Himmel

Von Ueli Corrodi, Dr. med.Lenk und Hinterkappelen

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Die Entscheidung der zuständigen Behörde zur Schliessung der Geburtsabteilung Zweisimmen ist ausserordentlich zu bedauern, staatspolitisch höchst bedenklich und für die betroffene Bevölkerungsgruppe kaum zumutbar. Bleibt zu hoffen, dass es den Kräften, die sich gegen die Schliessung wehren wollen, gelingt, die Entscheidungsträger umzustimmen.

Indessen sind die an sich sehr berechtigten Klagen ergänzungsbedürftig:

1. Die Bevölkerung unserer Talschaft setzt sich im Schlepptau einer hierzulande stark verankerten Partei seit langem dafür ein, dass dem Staat zunehmend die Mittel für ein funktionierendes Gemeinwesen entzogen werden. Die jüngsten Beispiele sind die Reduktion der Motorfahrzeugsteuern und die Abschaffung der Handänderungssteuer. In der Folge muss nun an allen möglichen und unmöglichen Orten gespart werden. Spital- und Abteilungsschliessungen sind ebenso konsequent wie logisch. Aktuell bezahlen also nicht Autofahrer und Hauskäufer die offene Rechnung sondern Frauen und Mütter.

2. Die gleiche Talschaft und die gleiche Partei sind für die Beschränkung der ausländischen Wohnbevölkerung, welche für den Betrieb eines Spitals und einer Geburtsabteilung einen absolut unerlässlichen Beitrag leistet. Das führt zu einer erheblichen Gefährdung einer guten medizinischen Versorgung.

3. Die Schweiz und gerade auch der Kanton Bern bilden zu wenig Ärztinnen und Ärzte aus, so dass man sich vorwiegend in Deutschland um Nachwuchs bemühen muss. Abgesehen davon, dass es sich dabei um gut ausgebildete, hoch motivierte junge Menschen handelt, die unserem Land gut anstehen, wäre es ehrlicher, selber mehr ärztliche Fachkräfte auszubilden, als sie im Ausland abzuwerben. Die bereits mehrfach erwähnte Partei ist aber gegen entsprechende Budgeterhöhungen, so dass die Unehrlichkeit andauert.

4. Es wird die Zusammensetzung der zuständigen Behörde kritisiert, in der gemäss Foto keine einzige Frau sitzt. Das ist in der Tat ein starkes Stück! Dagegen gäbe es jedoch das Mittel der Quotenregelung, welche garantieren würde, dass nicht eine Handvoll Männer allein über ein urweibliches Thema befinden würde. Die erwähnte Partei ist jedoch gegen Quoten.

5. Der Anteil von bereits gut ausgebildeten Schweizerinnen im Gesundheitswesen könnte relativ leicht und kostengünstig erhöht werden, indem das Platzangebot in Krippen, Horten und Kindertagesstätten ausgebaut würde. Da dies «soziale Kosten» verursachen würde und die schon erwähnte Partei genau dort sparen will, ist eine Veränderung unwahrscheinlich.

Zusammenfassend: Spital- und Abteilungsschliessungen fallen nicht vom Himmel. Sie sind die Folge vorangegangener politischer Taten, resp. Untaten.

Erstellt am: 03.07.2014

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