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Unflexible Zweitwohnungsinitiative

Höchstens 20% Anteil an Zweitwohnungen pro Gemeinde fordert die Initiative «Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen». Das Problem ist erkannt, die 20%-Initiative ist jedoch unflexibel und ungerecht.

Von Tobias König, Zweisimmen

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Die Entwicklung in unserer Region würde rasant gestoppt und wäre unser Ticket für auf die Intensivstation. Die Initiative muss abgelehnt werden. Die Initiative hätte fatale Auswirkungen auf unsere Region. Eine Annahme würde ein Baustopp im Zweitwohnungsbau auf lange und unbestimmte Zeit bedeuten, das lokale Gewerbe stark schwächen, die Lebensgrundlage für viele entziehen. Die Folge wäre eine Abwanderung, was die bereits erwähnten Auswirkungen noch verstärken würde. Auch neue Hotelprojekte wären in Gefahr, denn ein Hotel im klassischen Sinn, ist in der heutigen Zeit nicht mehr rentabel. Um rentabel zu sein, beinhalten moderne Hotelkomplexe auch (Zweit-)Wohnungen zum Verkauf oder zur Miete (Querfinanzierung). Als Randregion sind wir nicht von weiteren wirtschaftlichen Quellen umgeben, unser Motor ist der Tourismus. Wir haben nicht wie in den Zentrumsgebieten im Unterland die Möglichkeit auf andere Wirtschaftszweige umzuschwenken. Wir sind schlecht erschlossen, uns fehlen entscheidende strukturelle Standortvorteile. Wir sind eine Randregion, jedoch mit Wünschen und Ansprüchen. Wer nun denkt, dass wir touristisch einfach umdenken können, denkt kleinkariert und naiv. Der jetzige Tourismus kann nicht mit ein bisschen Schlafen auf dem Bauernhof und etwas toller Folklore ersetzt werden. Hier geht es um mehrere tausend Arbeitsplätze, schlussendlich um Menschen, die ihren Job nicht verlieren wollen. Wir sind mehr als nur das grosse Landesmuseum in der Natur oder das Heidiland, das an einem schönen Sonntag zum relaxen bereist werden kann. Wir leben hier, ohne Witz, das tun wir. Wir sind auf eine gesteuerte, natürliche Weiterentwicklung im Tourismus dringend angewiesen. Viele Gemeinden im Obersimmental und Saanenland haben einen Zweitwohnungsanteil von über 40% oder sogar 60%. Sicher wird es nicht erstrebenswert sein, diesen Anteil noch zu erhöhen oder zu behalten. Unsere Infrastruktur (Kanalisation, Wasserversorgung, Strassen usw.) muss auf saisonale Spitzen ausgerichtet sein. Dies verlangt von Tourismusgemeinden oft hohe Anstrengungen, vor allem auch finanzielle. Auch lassen Zweitwohnungen die Immobilienpreise stark in die Höhe gehen. Einheimische haben oft Mühe eine erschwingliche Wohnung zu finden. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, setze ich auf das revidierte Raumplanungsgesetz, das seit dem 1. Juli 2011 in Kraft ist. Auch vertraue ich uns selbst, denn wir können uns mit eigenen Vorgaben lenken und im Zweitwohnungsbau beschränken. Die Initiative ist fehlerhaft. Unklar ist, wie eine Zweitwohnung definiert werden soll und wie eine solche Wohnung dann erfasst und kontrolliert werden kann. Zudem schafft Sie das eigentliche Problem, Tourismusregionen als Erstwohnort attraktiver zu machen und durch dies den Erstwohnungsbau zu fördern, auch nicht ab. Dazu müsste, simpel formuliert, der Erstwohnungsbau gefördert werden und nicht die Region durch eine «Baustopp-Initiative» geschwächt werden. Das revidierte Raumplanungsgesetz ist hier konkreter und geht auf individuelle Probleme der Gemeinden im Zweitwohnungsbau gezielt ein. Mit der Annahme wird wohl die Hotellerie auch nicht zulegen. Kein Investor baut mehr ein Hotel ohne einen gewinnbringenden Zweitwohnungsanteil. Die Probleme sind komplexer, als dass sie mit einer planwirtschaftlichen Quote geregelt werden können.

Ein «Nein» am 11. März

Ich empfehle ein «Nein» am 11. März. Mit einem «Nein» werden Strukturschwache Gemeinden nicht noch mehr geschwächt und Tourismusregionen in ihrer Entwicklung nicht gestoppt.

Erstellt am: 08.03.2012

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