Weihnachten – Winterzauber

Die Luft ist klar und kalt. Es hat sich ein kleiner Nebel gebildet über der Simme; das ist der Bach, der durch unser Tal fliesst, gab auch dem Tal den Namen.

Die Sonne wärmt nicht, Wolkenschleier ziehen über den Himmel. Meine Augen wandern am Ufer, den Sträuchern und Bäumen entlang. Alles ist im Winterschlaf.

Am Ufer liegen vergilbte lange Halme, an ihnen liegt wie ein weicher Saum der Raureif. Unter meinen Schuhen knistert und knarrt es. Die Natur unter dem Schnee schläft. Nicht alles schläft, wenn es jetzt Morgen wäre, Nacht zum Tag wird. Hat man Glück und ist ganz leise, huscht ein Wiesel über den Schnee, das Tierchen bleibt bewegungslos plötzlich stehen.

Wie erstarrt, die Umrisse der Umgebung machen es schier unsichtbar. Nur die Nase, die Ohren, die Augen heben ab. Blitzschnell setzt es seinen Lauf fort. Wie wellenförmig geschmeidig das Körperchen. Wie leicht. Nach dem Verschwinden ist’s, als wäre es ein Wachtraum gewesen.

Eine wohltuende Wärme des Glückes des Lieblichen lässt die Kälte des Tages entschwinden. Für einen Augenblick. Die Bäume und Sträucher mit einem Flaum des Rauhreifes bedeckt. Ich ging weiter. Ich entdeckte Spuren eines Hasen. Auch eines Fuchses. Das typische Zeichen vom Schwanz über der Schneefläche bei den Pfotenspuren.

Die kleinen Hufspuren, aha ein Reh. Hat es wohl Durst, geht es in der Simme trinken? Es ist still und doch nicht.

Viel stiller ist es, wenn die Nacht noch da ist. Der Mond scheint über die frisch verschneite Landschaft. Der Atem vor dem Gesicht, ich liess ihn in die Luft ausatmen.

Im Gegensatz zum Sommer sind die Winternächte bei Schnee heller, ein Schatten huscht in der Ferne über die Matte, es ist zu weit weg. Ist es ein Fuchs… oder Reh?

Die Bewegung, die Höhe kann der Betrachter ziemlich erahnen. Sind die Betelrieder Gemsen wieder da? Die Tiere mit ihrem schön gezeichneten Gesicht, wer sie beobachten kann, hat das Gefühl, wie sie mit der Zeit gebildet zu sein scheinen.

Ihre kraftvollen Körper, starken Beine. Und doch elegant springen sie. Friedliche Tiere, eine Wärme der Geborgenheit in ihren Herden.

Sie können ohne viele Worte uns Menschen zu verstehen geben: Frieden auf Erden. Ist es jetzt so, dass wir die Wärme der Geborgenheit suchen? Die Herzlichkeit zueinander zu spüren. Sei es nur eine kleine Geste. Auch wenn wir momentan nicht zu nahe sein dürfen. Hinaus in ein Wintermärchen. Winterzauber. Weihnachten überall.

Die Raureifbilder einfangen. Und am Morgen den Morgenstern, das Licht, das durch die Finsternis bricht, dieser zieht schon jeher seinen Lauf. Etwas Lebendiges, das hoffen lässt. Ein Licht der Hoffnung. Eine Stärkung ins Leben. Die Liebe ward uns geboren. Ein kleiner Gruss soll so viel wiegen wie eine Umarmung eines lieben Menschen. Es soll nicht die Temperatur des Winters sein, die unser Herz erstarren lässt. Die Wärme soll weiter wandern. Zeit haben, in sich kehren, die Schönheit sehen. Auf einen hoffnungsvollen Winter.