Wie Lenkerhof und Gemeinderat Immobilienentwicklung «gestalten»

Zum Thema Überbauungsordnung Lenkerhof:

Die Betreiber des Lenkerhofes sowie der Gemeinderat möchten nunmehr am 3. Dezember die Überbauungsordnung «Lenkerhof» verabschieden, die es dem Hotel ermöglichen soll, ein expansives Wachstum zu betreiben, das nach Ansicht der Einsprecher der Überbauungsordnung jedoch weit grösser ausfällt, als es den tatsächlichen Bedürfnissen des Hotels entspricht und nicht erkennbar Rücksicht auf Raum und Umwelt nimmt.

Was ist bisher passiert?Die letzte Überbauungsordnung wurde erst im Jahr 2013 genehmigt und soll nun bereits generalüberholt werden, obwohl der gesetzlich vorgesehene Planungshorizont bei 15 Jahren liegt. Dies ist aber, wenn überhaupt, nur dann seitens der Gemeinde in Erwägung zu ziehen, wenn es gewichtige Gründe für eine solche Planänderung gibt. Diese sind aber nicht zu erkennen, weshalb vieles dafür spricht, dass es der Bauherrenschaft lediglich um die Realisierung ihrer Partikularinteressen geht: Steigerung von Umsatz und Gewinn. Hierzu ist man bereit (natürlich immer mit dem Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen), wesentliche Charakteristika des heute gut in die Landschaft integrierten Hotelbaus über Bord zu werfen und selbst die als Kur- und Parkzone ausgewiesene Fläche, auf der früher die Tennisanlage betrieben wurde, aufzugeben.

Welche Veränderungen erwartenuns?Im ehemaligen Kurpark sollen nunmehr drei massive Chalets nebst Tiefgaragenanlage entstehen, die dem Zweck dienen, den Umbau des Hotels zu refinanzieren. Dies hat zur Folge, dass auch auf der Ostseite des bestehenden Hotels baulich massiv aufgestockt werden muss, um neue Funktionsräume für den Betrieb der Küche oder ein überproportional grosses Parkhaus zu errichten.

Was sagt die Behörde zumBauvorhaben?Selbst im Erläuterungsbericht zum Bauvorhaben, das seitens der Bauherrenschaft in Auftrag gegeben wurde, werden zum Bau und zur Gestaltung des gerade beschriebenen Ostflügels Bedenken ausgedrückt: Sie erachten die (so wörtlich) «Umklammerung» der neu entstehenden, ostseitigen Annexbauten lediglich für vertretbar. Eine derartige Äusserung seitens eines vom Lenkerhof beauftragten Gutachtens ist wohl weniger als ermutigender Zuspruch, als Schelte aufzufassen.

Was beabsichtigt dieBauherrenschaft?Völlig ungeklärt bleibt für die Einsprecher auch die zukünftige Reliefgestaltung der Umgebung des Lenkerhofes bis hin zur angrenzenden Skipiste. Bleibt hier eine «natürlich vorgegebene Hügellandschaft» erhalten oder wird der rückwärtige Ostteil des Lenkerhofes zu einer Art ebenerdiger Rasenfläche?

Es sind keine verbindlichen und mit Höhenangaben versehenen Unterlagen im West-Ost-Schnitt einsehbar, welche die zukünftigen Abstände und Höhenverhältnisse der einzelnen Bauwerke zueinander zeigen. Fest steht nur, dass es statt Planung eines unterirdischen Parkhauses, einen massiven oberirdischen Parkhausneubau sowie die Errichtung grosser Funktionsräume geben wird, die den gesamten Bereich optisch dominieren werden. Wie die Beschickung dieses monströsen Parkhauses mit dem stark ansteigenden Verkehrsaufkommen sicher geregelt werden soll, bleibt das Geheimnis der Planer. Offensichtlich werden Zu- und Ausfahrt im steilsten Stück der Badstrasse erfolgen, was im Winter mit Sicherheit zu einer grossen Herausforderung für jeden Automobilisten werden wird.

Warum wird so überproportional gross gebaut?Die Gemeinde hat bereits verlauten lassen, dass auf dem Gebiet Hohliebi ein «Feriendorf» gebaut werden solle. Bereits mit in die Planung aufgenommen wurde ein Verbindungstunnel zwischen Hohliebi und Lenkerhof, der immerhin 10 Meter breit sein soll. Wird der Lenkerhof also deswegen so überproportional vergrössert, weil er das Gebiet Hohliebi als Zielgruppe entdeckt hat? An dieser Stelle sei nur angemerkt, dass das Projekt Hohliebi bereits vor etwa zehn Jahren vom Lenker Souverän durch zweimaligen Volksentscheid abgelehnt wurde und nun wieder auf die Agenda gesetzt wird.

Wie steht es mit unser allerbaulichen Sicherheit?Das Gebiet rund um den Lenkerhof und Hohliebi ist bekanntlich ein künstlich aufgeschüttetes Moränengebiet, das zu Terrainabsenkungen neigt. Da hier nunmehr grosse physikalische Lasten eingebracht werden und Tunnelbohrungen angedacht sind, sollte doch zumindest verbindlich abgeklärt werden, ob sich diese baulichen Veränderungen mit dem geologisch vorhandenen Untergrund vereinbaren lassen.

Zumindest haben wir als dortige Anwohner bereits Erfahrungen mit Terrainabsenkungen gemacht und haben nunmehr die Befürchtung, dass es zu Hangrutschungen kommen könnte. Im geologisch-geometrischen Baugrundvorbereitungsbericht von 2019 steht geschrieben: ...«Die vorliegende Baugrundbeurteilung basiert auf einer ersten Einschätzung der Geologie anhand von älteren, bereits vorhandenen Sondierungen. Diese decken nur einen kleinen Teil des Bereiches ab, in denen Baumassnahmen umgesetzt werden sollen. Zudem weisen die Sondierungen und die dazugehörigen Berichte Unstimmigkeiten auf. Auch wurden im Rahmen der bisherigen Sondierungen nur sehr wenige Bohrlochversuche (SPZ-Versuche) ausgeführt, was nur eingeschränkte Aussagen über Lagerungsdichte bzw. Konsistenz des Untergrunds erlaubt»...

Und wie verhält sichdie Gemeinde?Gerne wären wir als Anwohner, die nicht permanent an der Lenk wohnen, über das Vorhaben angemessen informiert worden. Stattdessen haben wir eher den Eindruck gewinnen müssen, dass man nicht Willens war, die Veröffentlichungen zu diesem Vorhaben ins Internet zu stellen, was einer Selbstverständlichkeit gleich käme. Selbst unser Rechtsbeistand hat falsche Angaben zu Zeitpunkt der Veröffentlichung erhalten, um eine Reaktionszeit unsererseits zu minimieren. Warum wird hier nicht mit offenem Visier gestritten? Statt die von den Baumassnahmen Betroffenen ins Boot zu holen, werden sie bewusst im Unklaren gelassen. Hat man etwas zu verbergen oder schlicht nur die Befürchtung, dass das Projekt mangels juristischer und faktischer Gründe vereitelt werden könnte?

Fazit:Nach Ansicht der Einsprecher liegen keine derart geänderten Verhältnisse vor, die den beschriebenen Um-, oder sollte man sagen, Neubau des Lenkerhofes rechtfertigen. Rein wirtschaftliche Interessen können nicht die Legitimation für solch weitgehende Eingriffe in Raum und Umwelt sein, zumal man den Umgang mit den Fakten so zu gestalten versucht, wie es ein bekannter Herr aus den USA zu tun pflegt. Das heisst nicht, dass alles in Stein gemeisselt bleiben soll, wie es einmal war: Aber doch bitte mit Herz und Verstand sowie mit aktiver Beteiligung der unmittelbar betroffenen «Mitbewohner». Künzer, Lenk