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Sturm Vivian: Geschehen im Schlegelholz 27. Februar 1990

Wir sind gefällt

Von Marliese Ziörjen-Gratkwobl

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Da liegen wir am Boden, nebeneinander, aufeinander, durcheinander, uns hat in Sekunden der Sturm gefällt.

Zerissen, verrissen, zersprengt alle zusammen, die jungen und die alten Tannen.

Habt ihr gehört das Krosen, das Schreien, Knacken, Bersten, als uns hat in Sekunden der Sturm gefällt?

Abwärts, seitwärts, bodenwärts sind sie uns abgerissen, die jungen und alten Äste.

Wir sind entwurzelt waagrecht, senkrecht, niedergedrückt seit uns hat in Sekunden der Sturm gefällt.

Verblutet, entsaftet, erlahmet liegen wir da, die jungen und alten Tannen.

Hört ihr den Mahnstamm rufen, jammern, mahnen, ohne Unterbruch, weil uns hat in Sekunden der Sturm gefällt.

Nackt steht er da, zehn Meter hoch über den jungen und alten Tannen.

Oben aufgespalten nach rechts ein Stück Holz, wie Zeigefinger und Daumen einer linken Hand. Von Westen ist er gekommen, der Sturm der uns hat gefällt.

Dem Himmel sei es geklagt wegen den kranken und gesunden Tannen.

Im Dreieck steht ein Baumstamm der leidet, weinet, fraget… warum hat uns in Sekunden der Sturm gefällt?

Unbändig, wild und gewaltsam ist er gekommen, zu uns Tannen.

Dort steht noch eine Tanne, die überschaut, überwachet, überraget was in Sekunden hat der Sturm gefällt.

Der starke Geruch des Harzes ist alles was geblieben von den jungen und alten Tannen.

Nun werden wir zu Stämmen gerüstet, gemessen, zersägt was in Sekunden hat der Sturm gefällt.

Grüne Tupfen haben wir aufgestempelt, wir, die jungen und alten Tannen.

Wir gehen einem neuen Zweck entgegen; schreinern, hobeln, leimen aus dem was in Sekunden hat der Sturm gefällt.

Stühle, Tische, Truhen gibt es aus uns jungen und alten Tannen.

Dann werden wir in den Stuben bekannt, bewundert, bestreichelt und vergessen, dass uns hat der Sturm gefällt. – So sind sie nicht umsonst gewachsen siebzig, achtzig, neunzig Jahre, die vielen Tannen.

Erstellt am: 05.03.2015

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