«Run to the Hill»-Festival auf dem Jaunpass

Freude, Friede und Freiheit auf dem Berg der Unvernunft

Selbstgebastelte Fahrzeuge, Kanonenschüsse, Motorengebrüll, verbrannter Gummi, schwarze Rauchschwaden und Unmengen an Bier, Testosteron und Spass – 3000 Personen frönten dem Hillbillyleben auf 1509 Metern über der Moral.

Freude, Friede und Freiheit auf dem Berg der Unvernunft

Car Demolition mit Vorschlaghammer und Muskelkraft.

«Am Montag hatten wir die glorreiche Idee, hierher zu kommen und begannen sofort mit dem Umbau. Wir schnitten das Dach ab und machten Streben rein», erklärten Lukas und Sven lachend. Die achtköpfige Gruppe aus Interlaken und Thun tuckerte langsam in einem bunt besprayten VW-Polo ohne Dach mit Fahnenstange und gehisster Schweizerfahne herum. «Hier gefällt es uns! Man darf einfach sich selbst sein, ohne zu befürchten, von anderen verurteilt zu werden.»

Dezibel, verbrannter Gummi undVeterantöffli

Das dreitägige «Run to the Hill»-Festival vom Freitag bis Sonntag, 21. bis 23. Juli auf dem Jaunpass war voller Highlights: Flakk-Kanonensalut, Motoren, Burn-Out und Blow-Up, Car Demolition, Töfflirennen, Grabenstampfer-Rennen, King Dezibel Prämierung und sechs Live-Abendkonzerte. Am Samstagnachmittag heulten die Motoren bei der Dezibelmessung, die ersten Töfflis vom Töffli-Poker-Rennen tuckerten über die Ziellinie und schwarze und weisse gummistinkende Rauschschwaden stiegen.

Historische und umgebaute Fahrzeuge standen nebeneinander parkiert. Paare, Familien und Gruppen von Freunden genossen das schöne Wetter und die gemütliche Stimmung, bestaunten originelle Konstruktionen und verköstigten sich am Glacé-Stand und in der Festwirtschaft.

Ein bisschen Schwachsinn gehörtdazu

Ursprünglich startete das Arrangement vor 15 Jahren als Oldtimertreffen. OK-Präsident Christian Schafroth erzählte: «Wir waren jung und gingen immer an US-Car-Treffen, aber es hat uns nirgendwo ganz gepasst. Wir beschlossen, selber eins zu organisieren. Das erste Festival hier auf dem Jaun war dann 2008. Ein bisschen Schwachsinn wie das Burnout war von Anfang an dabei, auch das Grabenstampfer-Rennen kam sehr früh.»

150 Freiwillige waren am Wochenende im Einsatz. Die Unterkonstruktion, der Aufbau und der Abbau sind eine enorme Arbeit, weil das Festivalgelände uneben ist und ans Naturschutzgebiet grenzt. Festivalfotograf Manuel Beutler opferte eine ganze Ferienwoche, um mitzuhelfen: «Ich mache es aus Leidenschaft. Hier hat man die Freiheit, Dinge zu machen, die sonst nicht erlaubt sind. Es ein tolles Fest, jeder spinnt ein bisschen auf seine Art.»

Heavy Metal mithighspeedBalalaika

Im Hauptzelt hatte die finnische Band Steve’n’Seagulls Soundprobe. Die fünf Musiker spielen Heavy Metal Cover-Melodien im progressiven Bluegrass-Stil und benutzen nebst akustischer Gitarre, Schlagzeug und Keyboard verschiedene volkstümliche Instrumente wie Mandoline, Balalaika, Kantele, Banjo, Kontrabass, Flöte und Akkordeon.

Ein grossartiges Konzert

Als die Finnen die Bühne um zehn Uhr abends betraten, explodierte die Stimmung im Festzelt. Hits wie «All Night Long», «Sweet Maria», «Still Loving You» und «Please Take Me Home» gespielt mit Vollgas und mit dem einzigartigen Stil der Band brachten die Menge auf den Siedepunkt. Die irrwitzige und schräge Show war grossartig, Kontrabassist Jampa spielte mit dem Bass über dem Kopf und tanzte mit dem Riesenkasten. Absurde Nummern wie «Oh Tannenbaum» und die Gags von Akkordeonist Hiltunen in Fellmütze hielten die Menge in Atem. Das Publikum tanzte, rief, pfiff, klatschte, trampelte, sang und brüllte. Die Zugaben «Born to Be Wild» und «Run to The Hills» brachten die Anwesenden ausser Rand und Band, zum Abschluss regnete es Konfetti auf verschwitzte Gesichter.

Das Fest auf dem Berg der Unvernunft ging weiter mit den Tequila Boys und der Open-End-Party mit DJ Moletti & DJ Miggu. Das 9. Hillbilly Festival auf dem Jaun war ein Riesenerfolg.