«Grosses Theater» des Jodelklubs in Erlenbach

Gefühlvoller Gesang und lustvolle Komödie

Gefühlvoller Gesang und lustvolle Komödie

Mehrere Sänger-Generationen zeugen beim «Jodlerklub Edelwyss» in Erlenbach von einer lebendigen Tradition.

Die Premiere der beiden Konzert- und Theaterabende des «Jodlerklubs Edelwyss Erlenbach» am 6. April im Singsaal der Erlenbacher Primarschule geriet zu einem herausragenden Beispiel regionaler Kulturpflege: Ein wohlklingender und gefühlvoll singender Jodelchor zu Anfang und anschliessend ein dynamisch, gekonnt und mit grosser Spielfreude agierendes Theaterensemble gestalteten in der prall gefüllten Halle einen in jeder Hinsicht genussreichen Abend, der begleitet vom Trio «Wasserfall Jaun» mit Tanz und gemütlicher Unterhaltung endete.

Beeindruckend intensives KonzertBis auf den letzten Platz besetzten mehrere Hundert Zuschauer den Singsaal der Primarschule Erlenbach, als unter der Leitung ihres Dirigenten Martin Jutzeler der Erlenbacher «Jodlerklub Edelwyss» mit einem sieben Stücke regionaler Komponisten umfassenden Programm ein festliches, fast schon besinnliches Konzert gaben.

Zuvor hatte Jodlerklub-Präsident Patrick Jutzeler den zum Bersten gefüllten Saal mit der humorigen Bemerkung begrüsst, alle kämen ja «von nah und fern, einige auch von anderswo». Der Chor bestach dann mit einem exzellenten Mix aus jungen, hellen, sowie auch älteren und dunklen Stimmen samt ungemein intensiv singenden Bässen aus – gefühlt – drei Generationen von Sängern. Alle ausgesprochen sicher in der Intonation, trugen sie die bis zu fünf Stimmen umfassenden traditionellen Stücke mit grosser Inbrunst vor. Und alleine das Konzert, die Gespräche in den Pausen und die gut organisierte Gastronomie wären den Abend Wert gewesen: Doch es kam noch besser.

Martin Jutzeler, der Dirigent des Chores und Leiter des Konzertes, hatte «seine Mannen» im Jodlerchor nicht nur bestens vorbereitet, sondern er stach in dem anschliessenden Schwank «D’ Waschliwyber» (unter der Regie von Christine Reber) auch durch eine souveräne theatralische Leistung in der Hauptrolle des gewitzten Bauern «Bernhard Moser» heraus.

Überhaupt: Es war schon richtig «grosses Kino», was die gesamte Theatergruppe da bot! Das schöne Volksstück des Aargauers Fred Bosch nahm die neugierige Geschwätzigkeit zweier «mehr oder weniger bedeutender» Frauen in einem Schweizer Bergdorf in drei unterhaltsamen Akten aufs Korn.

Exzellente SchauspieltruppeNeben «Bauer Moser» waren die weiteren Hauptrollen des Schwanks zunächst einmal mit den eigentlichen «Waschliwybere» besetzt: Die Magd «Käthi» (Brigitte Aegerter) und die Frau des Gemeindepräsidenten, «Rosa» (Käthi Maurer), die nicht nur ausserordentlich «gwundrig» sind, sondern auch höchst erfinderisch agieren, wenn es darum geht, tatsächliche oder eben frei erfundene «Neuigkeiten» des Dorflebens zu verbreiten.

Die beiden Frauen lieferten in ihren Rollen Glanzleistungen ab: Die überaus temperamentvolle, vor allem aber überaus neugierige Käthi war dermassen überzeugend in Szene gesetzt und von Madlen Mani als Maskenbildnerin kostümiert worden, dass man fast nicht glauben mag, dass Brigitte Aegerter (als Darstellerin der «Käthi») seit ganzen zehn Jahren kein Theater mehr gespielt hatte. Den während des ganzen Stückes hoch konzentriert, aber fast völlig still mitwirkenden Souffleur (Stefan Erb) brauchte sie in keiner Phase.

Auch Käthi Maurer als «Rosa», der Frau des Gemeindepräsidenten «Holzer» bestach, freilich auf ganz andere Weise: In urkomischer Art füllte sie ihre Rolle als «Waschlywyb» höchst unterhaltend aus. Immer wieder zwischen «Möchte-gern-Dame» und «plapperndem Mädchen» hin- und herschwankend konnte sie sich – mitten in der Komödie – fast in einen ernsthaften und differenzierten Frauencharakter verwandeln, der überzeugend (wenn auch etwas heftig) unter fremdem und eigenem Versagen litt und dem Volksstück auf seine Weise eine darstellerische Tiefe verlieh.

Denn als ihr, «der Rosa», die Spannung zwischen eigenem moralischem Anspruch («keine unehelichen Beziehungen in der Gemeinde») und ihrer persönlichen, kaum mehr zu verheimlichenden Lust an eben solch einem Ausbruch aus den dörflichen Regeln «irgendwie zu viel» wurde, und sie sich (in der Rolle!) haltlos betrank, erreichte das Stück einen ersten komischen Höhepunkt.

Dies umso mehr, als sie dann von ihrem immer wieder heftig und laut (einmal sogar mit Mistgabel) agierenden reichen Ehemann, dem Grossbauern und Gemeindepräsidenten «Fritz Holzer» (Patrick Jutzeler), wortwörtlich an einem Haken in der Stube zur Ausnüchterung aufgehängt wurde, und das Ganze eine fast skurrile Wendung nahm.

Doch dann kam die «Stunde der Jungen». Sozusagen in einer «zentralen Nebenrolle» waren die beiden Verliebten der Geschichte angesiedelt: Der «Peter», Sohn des Bauern Moser, gespielt von Jonas Müller, und «Regula Holzer», die Tochter des Gemeindepräsidenten (dargestellt Jasmin Aegerter) als über beide Ohren verliebtes und ihre Jugend offensichtlich geniessendes Paar mussten sie sich vor allem gegen «ihren» Vater, den Gemeindepräsidenten, durchsetzen, der seine hübsche junge Tochter bereits dem ältlichen Viehhändler «Hasler» (der in dem Stück nie auftaucht, wohl aber dessen Sohn) versprochen hatte.

Überraschende Wendungen und ermüdete LachmuskelnDoch das Schicksal hilft ein wenig nach: Bauer Moser gelingt es, zusammen mit seiner aus Amerika in die Schweiz zurückkehrenden Schwester «Fanny Krieger» (Angela Schlup) dem geldgierigen Gemeindepräsidenten und den beiden «Waschliwybere» Rosa und Käthi gleichzeitig ein Schnippchen zu schlagen.

Denn als der alte Viehhändler seinen Sohn (als «Buurebursch» spielte Thomas Streun mit sehr viel natürlichem Talent) zur Brautschau schickt, und Bauer Moser anfangs meint, der wolle eine Kuh kaufen (und keine Frau suchen), gebiert das die Lachmuskeln ermüdende Missverständnis eine geniale Idee. Und Bauer Moser kommt so richtig in Fahrt…

Die drei Akte – samt «Vorhängen» und Pausen – nahmen zwar insgesamt den gesamten Abend in Anspruch, aber zusammen mit dem geschmackvollen gastronomischen Angebot und dem anschliessenden Tanz (begleitet vom «Schwyzerörgelitrio Wasserfall Jaun»), wurde es nicht nur niemandem langweilig. Sondern im Gegenteil «blühten und glühten» die Unterhaltungen zwischen den Akten. Und noch lange danach, und schliesslich bis nach Mitternacht.

Erwartungsgemäss ging die Komödie versöhnlich aus: «Jede bekommt» jeden, und überhaupt jede und jeder, was er oder sie verdient. Die Magd Käthi allerdings, die findet ihren Zukünftigen dann schliesslich «gut federt» im Hühnerstall…

…aber das kann sich ja jeder nochmals ansehen: Am Donnerstag, 11. und am Samstag, 13. April, finden jeweils weitere Aufführungen statt. Genuss garantiert. (Siehe Inserat)