Freiberger Pferde und viel frische Luft

Fahrt von Schangnau bis Allmendingen setzt ein Zeichen für die Freiberger Pferde

Vergangenen Montag fuhren Christian und Marie Gerber aus dem luzernischen Wiggen mit ihrem Vierspänner talaufwärts. Die Tagesetappe mit den vier Freiberger Pferden führte vom Oberwiler Heidenweidli bis nach Lauenen. Die einwöchige Fahrt von Schangnau bis Allmendingen betrachtet Christian Gerber auch als Zeichen, das er für die Freiberger Pferde setzen will. Der Mittagsstopp wurde spontan bei der Redaktion der Simmental Zeitung gemacht.

Fahrt von Schangnau bis Allmendingen setzt ein Zeichen für die Freiberger Pferde

Stolze Pferde, stolze Menschen: Marie und Christian Gerber und Mitfahrer Franz Jaussi (Erlenbach) vor den Redaktionsräumen der Simmental Zeitung.

Unterwegs mit historischem Landauer

Am Samstag begann die Reise in Schangnau. Die Route führt während einer Woche von Schangnau nach Allmendingen. Etappenorte sind Uetendorf, Oberwil, Lauenen, Villarvolard, Zénauva und die Bütschelegg. Auf seiner entschleunigenden Reise will er nicht nur die Pferde bekannt machen, sondern auch mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Beim Viehschauplatz im Heidenweidli fanden Gerbers nach der sonntäglichen Etappe von Uetendorf nach Oberwil bei einem Bauern in einem Schöpfli Unterschlupf: «Das Pferdegeschirr und das ‹Gliger› waren wunderbar im Schärmen und der Landauer gedeckt und so erlebten wir die Gewitternacht im Trockenen», lachte der 36-Jährige verschmitzt.

Zwischenstopp bei der Redaktion

Am Montagmorgen machten sie sich dann auf die dritte Etappe und nahmen sich spontan die Zeit, bei der Redaktion der SIMMENTAL ZEITUNG einen kurzen Zwischenhalt zu machen, wo die Pferde mit hartem Brot, Äpfeln und Wasser gestärkt wurden, derweil Christian und Marie Gerber bei Sandwich und Most von ihrer Fahrt durch das Simmental erzählten. «Bisher ist unsere Reise absolut gelaufen, wie wir uns dies vorgestellt haben», meinte Gerber erfreut. Der starke Verkehr sei bestimmt die grösste Herausforderung, obwohl er sich dies noch schlimmer vorgestellt hatte. Da das Gespann über acht Meter lang ist, könne schlecht auf schmale Nebenstrassen ausgewichen werden, da ein Kreuzen mit dieser «Fahrzeug-Länge» doch recht schwierig sei.

Herausforderungen mit Pferden und Material

«Dieser Vierspänner ist eigentlich eine unmögliche Konstellation, besitze ich doch nur eines dieser vier Pferde. Eines gehört meinem Bruder und steht im selben Stall.» Ein weiteres gehört der Nichte und wurde durch Gerber zum Fahren ausgebildet. Das Vierte schliesslich stammt von der Kutscherei Reichenbach aus Lauenen, wo Gerber letzten Winter zeitweise im Einsatz stand und wohin die Tagesetappe schliesslich ging. «Einen Vierspänner mit Pferden zusammenzustellen, die einander nicht kennen, ist doch sehr herausfordernd. Diese hier sind jedoch alles top Charakterpferde, so dass dies überhaupt möglich war.»

Bevor es nach dem kurzen Zwischenstopp weiterging, musste Christian an seiner linken Hand trotz Handschuhen noch Pflaster anbringen. «Die Zügelführung mit der englisch Beschirrung ist speziell, ebenso wie der Landauer, der um das Jahr 1900 im flachen Holland ohne Bremsen erbaut wurde.» Später wurde er mit recht modernen Scheibenbremsen nachgerüstet, ansonsten ist er praktisch noch im Originalzustand. «Es macht grosse Freude, so ein Fahrzeug zu fahren und ist gleichzeitig eine rechte Herausforderung, da er mit dem Vierspänner zusammen rund acht Metern lang ist.»

Mit einem herzlichen Dank für den spontanen Imbiss und einem letzten Gruss ab dem Kutschbock machten Gerbers sich auf die Weiterreise Richtung Saanenland – und genossen die heute durchaus seltene Reiseform mit vier Pferdestärken vorab.