Das Oberländisches Schwingfest war ein Fest der Superlative

5519 Festbesucher und 200 Schwinger sorgten am Oberländischen von vergangenem Sonntag an der Lenk für ein stimmungsvolles Fest. Tags zuvor hatten bereits knapp 350 Nachwuchsschwinger die Schwingarena getestet und für gut befunden.

Das Oberländisches Schwingfest war ein Fest der Superlative

Eine prächtige Kulisse bot die Schwingarena am Oberländischen Schwingfest an der Lenk.

Gestartet wurde das mit Spannung erwartete dreitägige Fest am Freitagabend mit einem beeindruckenden Jodlerabend. Vor vollen Rängen gaben sich drei Topformationen die Ehre und erfreuten das Publikum mit Jodelvorträgen vom Feinsten: «Schöe, dass ihr hüt so zahlrich sit zu ös cho und die drii Tag mit ös weit feschte», begrüsste OK-Präsident Bärtel Moor das Publikum herzlich und stellte sich anschliessend in die Reihen des eröffnenden Jodlerklubs aus St. Stephan. Dieser bestach unter der Leitung seines Bruders Ueli einmal mehr mit beeindruckender Sicherheit und in einer Einheit, die ihresgleichen sucht.

«Lioba, lio-o-ba…» liess Erinnerungen aufkommenMit den Jodlerklubs Männertreu Nesslau – neu St. Johann – sowie Jodlerklub Alphüttli Plaffeien wussten zwei weitere herausragende Formationen mit ihrem typischen regionalen Gesang zu gefallen. Der Jodlerklub aus dem freiburgischen Sensebezirk wagte sich an «I dänk chli nah» aus der Feder von Ueli Moor heran. Einige Ausdrücke wurden dem Freiburger Dialekt angepasst, was dem Komponisten zwischendurch ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte. Beim «Lioba, lio-o-ba…» aus «Le Ranz des Vaches», in reinem Patois vorgetragen durch den 20-jährigen Vincent kamen schöne Erinnerungen an das letzte Eidgenössische in Estavayer auf und die Vorfreude auf das bevorstehende Oberländische wuchs entsprechend.

Feldstecher als wichtiges AccessoiresPünktlich um acht Uhr forderten am Sonntagmorgen die beiden Platzspeaker, die ihre herausfordernde Aufgabe den ganzen Tag über mit Bravour meisterten, die 200 Schwinger zum Anschwingen auf. Bereits um halb neun war die wunderschön zurechtgemachte Schwingarena praktisch auf den letzten Platz besetzt und 5519 Besucher genossen die gemütliche Volksfeststimmung, wie sie eben nur an einem Schwingfest erlebt werden kann: Bekannte trafen sich, es wurde politisiert, der Schwingbetrieb und das Wetter analysiert, mit dem Feldstecher die Schwinger beobachtet und die gegenüberliegenden Tribünen nach Bekannten abgesucht. So waren denn auch Feldstecher und Zwischenranglisten die begehrtesten Accessoires und wurden eifrig im reihum gegeben; am Nachmittag kamen Sonnencreme und -hut dazu. Soft Ice und Bier lösten den wärmenden Kaffee Lutz vom Vormittag ab.

Einen Schreckensmoment erlebten alle, als der 17-jährige Rick Schärz aus Thun im dritten Gang liegen blieb und von den Rettungskräften vorsichtig geborgen wurde. Kompetent und ruhig verlief die Bergung und die erste Hilfe auf Platz funktionierte einwandfrei. Ehrliche Betroffenheit und ein anteilnehmender Applaus begleiteten den Verunfallten auf der Bahre Richtung Ambulanz. Einen herzlichen Applaus aus der Ferne erhielt der 17-Jährige am Nachmittag nochmals, als der Platzspeaker verkünden durfte, dass Rick bereits wieder zu Hause und den Umständen entsprechend wohlauf sei.

Nach der Mittagspause, welche viele beim speditiv servierten und herrlich mundenden Menü in der Festhütte verbracht hatten, wurden die Plätze wieder eingenommen und den Schwingern bei der Arbeit zugeschaut.

Emotionaler Abschied von einem Grossen15,5 Prozent oder 31 der 200 teilnehmenden Schwinger erhielten bei der Rangverkündigung um sechs Uhr abends einen hart erkämpften Kranz. Nach getaner Arbeit und wohlverdienter Dusche marschierten die Schwinger für die Krönung in die Festhütte ein; vorab Festsieger Curdin Orlik. Dieser durfte unter musikalischer Begleitung durch das Handorgelduett Zeller Zeller als erster auf die Bühne und sich von Ehrendame Monika Tritten den Kranz aufsetzen lassen. Und dem Sieger ist es vorbehalten, alle elf charmanten Ehrendamen zu küssen, was er mit Freude tat. Anschliessend wurden die weiteren 30 Kranzschwinger gekrönt; bei Aufrufen der Simmentaler Schwinger Ruedi Roschi, Andreas Schletti und Patrick Gobeli hallte jeweils frenetischer Jubel durch die vollgepfropfte Festhütte.

Für einen weiteren emotionalen Moment sorgte der in Hondrich wohnhafte Emmentaler Matthias Siegenthaler. Nach langer Verletzungspause gab er beim Oberländischen sein Comeback und beendete gleichzeitig seine Karriere, überglücklich dass er im 7. Rang zum Abschluss noch seinen 80. Kranz gewinnen konnte. Unter tosendem Applaus wurde der als Schönschwinger bekannte von der ganzen Schwingergemeinde verabschiedet. Sämtliche Spitzenschwinger standen dem 33-jährigen Spalier, als er zur Krönung durch seine Familie und seinen Göttibüebel schritt und zollten ihrem Kameraden mit grossem Applaus den verdienten Respekt.

Das Wetter spielte am Wettkampftag grossartig mit und verlieh dem Fest den verdienten Glanz. Das gesamte OK und der jubilierende Schwingklub Lenk und Umgebung mit allen Funktionären und «Chrampfern» gaben für dieses Fest der Superlative alles und verdienten dafür zweifelsohne eine blanke 10!