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Mitgliederversammlung von Lenk Tourismus

Demokratisches Gefecht über die Bildung der TALK AG

Trotz vorangehender Kritik wird das Projekt TALK vom Verein Lenk Tourismus als Basis für die weiteren Arbeiten mit grossem Mehr akzeptiert. Die Mitarbeit der betroffenen Gemeinden und der Leistungsträger wird gefordert. Die eigentliche Generalversammlung ging mit den rund 120 Teilnehmenden (85 Stimmberechtigte) recht schlank über die Bühne. Dass der Entscheid an der Lenk eine Signalwirkung auf die anderen Gemeinden im Simmental haben kann, bestätigte die fast lückenlose Präsenz der betroffenen Gemeindebehörden.

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Demokratisches Gefecht über die Bildung der TALK AG

Roland Berger dankt Hans Neuenschwander für seine langjährigen Dienste im Tourismus und ernennt ihn zum Ehrenmitglied.

Tourismus-Direktor Albert Kruker liess das vergangene Jahr Revue passieren. «Adelbode-Länk dänk» kann mit seinem erfolgreichen Skigebiet, trotz nassem und warmen Wetter, mit einem akzeptablen Winter 15/16 rechnen. Mit den Logiernächten hat Lenk um 0,6 Prozent zulegen können (Simmental -0,4 Prozent), während im Bündnerland und im Wallis recht empfindliche Rückgänge verbucht werden müssen. Der Tourismus-Direktor orientierte mit Optimismus und Zuversicht über die Erfolge im vergangenen Jahr und berichtete über die laufenden Projekte. Für den Vollblut-Touristiker war das vergangene Touristik-Jahr für die Lenk, trotz hartem Franken und hartem Umfeld, ein Erfolg.

Die Revisoren Peter Jaggi und Hans Ruedi Schmid wurden für ein weiteres Jahr einstimmig wieder gewählt. Heinrich Summermatter wurde einstimmig als Vertreter der Stammgäste Lenk, bis zu den Neuwahlen des Vorstandes, als Gast in den Vorstand des Vereins gewählt. Martin Läuchli wurde als Vertreter des Vereins an der GV von Lenk Simmental Tourismus einstimmig wieder gewählt.

Für die langjährigen Verdienste für den Tourismus in unserer Gegend hat Roland Berger den Altpräsidenten Hans Neuenschwander zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Zur Destinationsverdichtung

Das am 29. Februar im Lenkerhof den Behördenvertretern und dem Verwaltungsrat von Lenk-Simmental Tourismus vorgestellte Konzept «Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg» (TALK AG) konnte in den gut zwei Wochen vor der Generalversammlung von Lenk Tourismus nicht genügend bekannt werden, weil die Verbreitung nur über die Medien (Die SIMMENTAL ZEITUNG berichtete in den letzten Ausgaben) an die Vereinsmitglieder ging. Langsam hat sich im Vorfeld eine Opposition gegen das rasche Vorgehen und gegen den Layout der Destination gebildet. Dem entsprechend wurde die Versammlung mit Spannung erwartet. Der Verwaltungsratspräsident von Lenk-Simmental Tourismus, Roland Berger, hat das Konzept jetzt erstmals den Vereinsmitgliedern vorgestellt.

Stellungnahme des Gemeinderats

René Müller präsentierte als Stellvertreter des Gemeindepräsidents die Stellungnahme des Lenker Gemeinderates. Dieser begrüsst die Vorarbeit der Arbeitsgruppe, sie bildet eine gute Basis für die Weiterarbeit. Der Gemeinderat bedaure es aber ausserordentlich, dass man das halbfertige Projekt zur Abstimmung erhalten habe, ohne dass die Gemeinden im Sinne einer Mitarbeit ihre Bedürfnisse hätten einbringen können. René Müller bestätigte, dass der Gemeinderat der Meinung ist, dass die Verdichtung im vorgesehenen Layout richtig sei und dass er die Arbeitsgruppe zur Weiterarbeit auffordere. Man habe festgestellt, dass noch eine Reihe offener Fragen anstehen würde und der Gemeinderat erwarte für die weiteren Arbeiten eine Begleitung durch die betroffenen Gemeinden und der Leistungsträger (Bergbahnen, Gewerbe, Hotellerie, Parahotellerie, Detaillisten). Den gerafften Zeitplan stellte Müller in Frage. Er deutete an, dass der Kanton bei einer Terminüberschreitung Hand bieten würde.

Stellungnahme der Bergbahnen

Nicolas Vauclair bezog als Vertreter aller Bahnen Stellung. Der Tarifverbund sei ein Beweis, dass die professionelle Zusammenarbeit in dieser Destination zum Erfolg führe. Die Bergbahnen seien für die Zusammenarbeit motiviert, würden aber einen starken Tourismus-Partner erwarten, der die Täler und Dörfer mit ihren sehr guten Produkten auch entsprechend professionell verkaufen könne.

Die Bergbahnen hätten kein Verwaltungsrats-Mandat verlangt, seien aber froh, wenn sie mithelfen dürften, die Destination zum Erfolg zu führen. Die vorgesehenen Statuten lägen vor. Die Bergbahnen würden sich demnächst dazu äussern und beauftragen den Vorstand, das Detailkonzept weiter voran zu treiben. Sie fordern aber, dass ein Vertreter der Bergbahnen ihre Interessen in der Arbeitsgruppe vertreten darf.

Den Zeitplan will Vauclair nicht strecken, er will den Druck im Projekt lassen. Auf der politischen Schiene soll aber parallel auf eine Verlängerung der Frist eingewirkt werden. Er unterstützte den Antrag des Gemeinderates und erklärte abschliessend, dass die Bergbahnen die Anträge im Konzept ohne Vorbehalt stützen würden.

Aus der Hotellerie

Aus der Hotellerie war zu hören, dass man mit der Ausrichtung der Destination gegen Osten nicht ganz glücklich ist. Verschiedene Stimmen wollten eine Ausrichtung gegen Westen schmackhaft machen. Die Destination sei wohl ein gutes Mittel, dem Gast ein Angebot an Dienstleistungen anzubieten, das ihm in einem abgeschlossenen Gebiet auf einfache Weise diene. Sie sehen aber nicht, wie Dienstleistungen über Täler und Berge hinweg angeboten werden könnten.

Für den Skisport würde die Konzentration nur funktionieren, weil sie in einem zusammenhängenden Gebiet stattfinden könne. Leider habe man an der Versammlung noch kein Wort über eine vermehrte Zusammenarbeit mit dem Saanenland gesprochen. Man habe Ganz-Jahres-Produkte im Obersimmental und im Saanenland, die sich ergänzen würden.

Aus dem Lenkerhof war zu vernehmen, dass dieser für ca. 23 Prozent der Logiernächte an der Lenk verantwortlich ist. Als grösster Arbeitgeber im Tal hätten sie bewiesen, dass man mit konsequenter Professionalität Erfolge erzielen könne. Geschwindigkeit sei Match-entscheidend in dem Projekt. Wenn die Geschwindigkeit im Projekt nicht beibehalten werden könne, würden demnächst riesige, unbewältigte Probleme anstehen. Mit Vertrauen in die Macher unterstütze man im Lenkerhof das vorgestellte Konzept.

Aus der Vergangenheit

In der Tourismusentwicklungsverordnung (TEV) seien die Destinationen bereits im 2005 festgelegt worden. Daran sei im Moment nichts mehr zu ändern. Den Termin für die Bildung der Organisation Berner Oberland Mitte sei ebenfalls im TEV festgelegt worden. Dem Kanton gegenüber habe man bis auf den Punkt der Organisation alles erfüllt. Derzeit sei man am Erarbeiten des Konzeptes mit nur einer Variante. Man müsste eine Alternative zum derzeitigen Lösungsansatz suchen. Man ist der Meinung, dass die derzeitige Lösung zu Zoff führen werde.

Ein Mitglied zitierte aus der SIMMENTAL ZEITUNG vom 1. November 2012. In einem Kommentar wurde bereits vor 3½ Jahren auf die Problematik der Destinationspolitik des Kantons hingewiesen: «Vor Jahren musste die prägnante und bekannte Marke ‹Berner Oberland› auf Druck der Leader-Regionen Jungfrau, Interlaken und Gstaad beerdigt werden. Belohnt mit hunderttausenden von Franken erfanden Experten in ihren Gutachten das Zauberwort der Destinationen. Jeder noch so kleine Ferienort wurde zur Oberländer Destination.»

Um den ländlichen Raum zu stärken, werde versucht mit dem nichts sagenden Namen «Berner Oberland Mitte» eine erfolgreiche Marke zu kreieren. Der Kommentator zweifelte bereits damals, ob die Zusammensetzung Lenk, Adelboden und Kandersteg richtig sei. Dies sei nur ein Zwischenschritt zur Destination «Berner Oberland West» vom Kandertal bis Gstaad Saanenland.

Ein Gemeindebürger brachte ein, dass man mit dem Konzept die Betroffenen überfahren habe, das sei nicht Demokratie, wie man sie in unserer Gegend kenne. Ein schlechtes Beispiel habe man in der Hohliebi erlebt. Mit einem Handstreich wurde die Bevölkerung überfahren, was dazu führte, dass das Vorgehen schlussendlich scheiterte. Er stellte den Ordnungsantrag, das Traktandum zurückzuziehen, der Bevölkerung Zeit zu lassen, um dann im Sommer darüber zu befinden. In einer weiteren Wortmeldung ging man nicht soweit, «Information ja, aber keine Abstimmung» wurde gefordert.

Zur Schlussabstimmung

Die Abstimmung verlief ziemlich chaotisch. Der Ordnungsantrag, dass mangels vorzeitiger Information zu dem Projekt die Anträge des Vorstandes zurückzuziehen seien, um sie in zwei bis drei Monaten nochmals vorzulegen, wurde mit 10:61 verworfen.

Der Antrag, dass nur der erste Teil zur Abstimmung kommen solle und die anderen Punkte zurückzuweisen seien, wurde mit 8:62 verworfen.

Der Vorstand von Lenk Tourismus müsse bei der Erarbeitung des Detailkonzepts mit einer Begleitgruppe aus Vertretern von Gewerbe, Hotellerie und Gemeinden (inklusive Gemeindevertretung der kleineren Tourismusvereine im Tal) zusammenarbeiten, wurde vom Gemeinderat Lenk gefordert. Dieser Vorschlag des Gemeinderates wurde mit 75:2 bei zwei Enthaltungen angenommen.

Zusammengefasst erhält der Vorstand von der Mitgliederversammlung den Auftrag, das Detailkonzept für die TALK AG weiter voranzutreiben. Der Kreis der involvierten Personen soll dabei erweitert werden. Das Projekt wird den Mitgliedern an einer ausserordentlichen Generalversammlung im Sommer/Herbst 2016 erneut zur Abstimmung vorgelegt.

Erstellt am: 24.03.2016

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