Lengger Spil Lüt

Der Autor Nicolas Russi hat die Premiere live miterlebt

Am letzten Samstagabend eröffneten die Lengger Spil Lüt im Löwensaal die Theater-Saison 2015. Mit der Komödie «Verchleidet» von Nicolas Russi setzen sie unter der erstmaligen Regie von Severin Bühler die erfolgreiche Tradition der Lengger Spil Lüt fort.

Der Autor Nicolas Russi hat die Premiere live miterlebt

An der Gemeinderats-Versammlung.

Bundesrat Oskar Wyss hat den Bundeshaus-Alltag satt und entschliesst sich, eine Woche inkognito im Grünenbühl zu verbringen. Ausgerechnet am Ort, wo er eine Woche später mit seiner Familie Wanderferien geplant hatte. Durch eine Indiskretion haben die Grünenbühler von diesen geplanten Wanderferien Kenntnis erhalten. Sie planen, dem hohen Gast einen Empfang zu bieten, den dieser nie vergessen soll. Weil Oskar Wyss, alias Oskar Schwarz, in der Gastwirtschaft dem OK für den Bundesratsempfang zuhört und seinen Kommentar dazu gibt, wird er als Ehrenpräsident des OKs gewählt. Dass die Vorbereitungen und der Empfang nicht ohne Komplikationen vor sich gehen, versteht sich. Am Schluss ist kein Happy End, sondern ein Bundesrat mit seiner Familie, der in Grünenbühl seine Ferien beginnt.

Zur Wahl des Stückes

Regisseur Severin Bühler wagte sich mit der ausgewählten Komödie in die aktuelle Politszene und hat sie mit dem Team der Laienschauspieler aus der Lenk mit Bravour gemeistert. Das Original «Schwarzi Göggs ond wyssi Chräge» stammt zwar aus den Fünfzigerjahren und wurde von César Keiser und Peter Farner geschrieben. Autor Nicolas Russi hat diese Fassung umgeschrieben und verpasste ihr ein aktuelles Gesicht. Brandaktuelle Themen und spitzzüngige Dialoge garantieren dadurch einen lockeren und unterhaltsamen Theaterabend. Severin Bühler hat Aktuelles aus unserem Tal in die Szenen eingebunden. Dadurch verleiht er dem Stück aktuelle Frische und stellt uns allen bekannte Machenschaften ohne Schminke dar. Es gelingt dem Regisseur mit seinen Schauspielern, den Zuschauern Probleme der Zeit darzustellen und das in der Sprache unserer Zeit. Die Lengger Spil Lüt hoffen auf regen Besuch ihrer Theatervorstellungen.

Die Vorbereitungen

Severin Bühler ist Garagist und Landmaschinenmechaniker. Seine Theater-Erfahrungen holte er sich als Darsteller beim ehemaligen Regisseur Chrigel Kammacher. Beim Berner Theater-Regisseur Urs Hirschi hat er die Kunst der Regie mitbekommen und kann sich heute mit einem erfahrenen und motivierten Team an neue Inszenierungen wagen. Im August 2014 hatten die Lengger Spil Lüt das Stück für diesen Winter ausgewählt. In Absprache mit dem Autor wurde das Stück den örtlichen Verhältnissen angepasst und bald danach begannen sie mit der Realisierung. Szenen wurden gekürzt und neue Abläufe festgelegt. In insgesamt 16 Übungen und zahllosen Einzelabreibungen hat der junge Regisseur mit seinem Team die Theaterkomödie in die Tat umgesetzt. Die Bühnenbilder und Effekte wurden eigens für das Stück gefertigt, sie sind das Resultat der vielseitigen Crew. Bühnenbild, Darstellung und Choreografie verdienen ein Lob.

Die Laienschauspieler

«Wir haben alle Freude am Theater spielen», meint Bruno Brunner, der im Stück amtierende Gemeindepräsident alias Klaus Brügger. Es ist Tradition bei den Lengger Spil Lüt, dass sie über lange Zeit der Gruppe treu bleiben. Es ist erstaunlich, welche Leistungen die Laien neben ihrem Beruf erbringen. Schön ist, dass das Altersspektrum bei jungen Leuten mit knapp zwanzig Jahren beginnt und der älteste Schauspieler hat den 75. Geburtstag schon hinter sich. Die zirka 30 Leute, die in dem Stück mitarbeiten, sind vergleichbar mit einem mittleren KMU, das literarisch, künstlerisch und handwerklich geführt werden will. Man bedenke, dass eine Rolle je nach Länge 30 bis 100 Stunden fürs Auswendiglernen in Anspruch nimmt, und dass alle Teilnehmer während der ganzen Aufführungszeit jedes Mal vier Stunden auf oder hinter der Bühne ihre Arbeit verrichten. Ein Dank all den Leuten, die eine Inszenierung von so einem Theaterstück möglich machen. So kann ein Stück einheimische Kultur weiterleben.

Die Besetzung

von Nicolas Russi, dargestellt von den Lengger Spil Lüt.

Regie: Severin Bühler; Musik: Werner Jost; Gesang: Franziska Jenni und Chor.

Personen: Oskar Wyss, Bundesrat: Daniel Freidig; Elvira Wyss, Frau Bundesrat: Marianne Bühler; Lucie Wyss, Tochter des Bundesrates: Seraina Steiner; Bettina Wyss, Tochter des Bundesrates: Selina Werren; Dr. Karl W. Klein, persönlicher Berater des Bundesrates: Klaus Wagner; Doris Haberstrich, Partei-Präsidentin: Desiree Bühler; Klaus Brügger, Gemeindepräsident: Bruno Brunner; Jolanda Gurtner, Lehrerin: Arma Schmid; Walter Ineichen, Schreiner: Mario Tauss; Pierre Singer, Coiffeur: Jürg Bratschi; Max Kummler, Bahnhofvorstand: Hans Trachsel; Klara Wegmüller, Wirtin: Margrit Tritten; Julia Wegmüller, Wirtin Tochter: Seraina Steiner; Vreni Widerkehr, Serviertochter: Andrea Frei; Erich Geissbühler, Gemeindeweibel: Markus Bächler; Wilhelm Köster, deutscher Tourist: Fredi Strobel; Antje Krijenbeek, holländische Touristin: José Grossenbacher.

Hinter der Bühne: Ernst Brunner, Trudi Brunner, Werner Buchs, Franz Bühler, Rosmarie Marggi, Hansjörg Schweizer, Heidi Siegfried, Nicole Moor, Kusi Schmid, Jürg Ziörjen.

Walter Zeller