Ein strahlendes Älplerfest mit einer würdigen Miss und einer Munitaufe

Am Samstag, 14. Oktober, war viel los an der Lenk. Muni «Jan» wurde getauft, die neue Miss wurde gewählt und der alte Käse wurde versteigert. Mehr als 4000 Gäste haben bei wunderbarem Herbstwetter das bunte Treiben im Dorf mitgefeiert.

Zum 21. Mal stand das herbstliche Volksfest vor der Tür. Mit Eifer hatten die unzähligen freiwilligen Helfer den «Märitplatz» für das Fest vorbereitet. Und auch das wunderbare, warme Wetter spielte mit. Eindrücklich waren die vollen «Bähnli» der MOB und die Kolonnen auf der Hauptstrasse durch das Simmental. Dem anrollenden Verkehr nach wähnte man sich mitten im Winter. Nur dann strömen normalerweise so viele Gäste in das freundliche Dorf am schönsten Talabschluss im Alpengebiet.

Früh am Samstagmorgen war das Dorf bereit. Auf dem «Bauernmärit» roch es nach frischer «Züpfe». Käse, Likör mit Zwetschgen-Geschmack und Gestricktes wurden zum Verkauf angeboten. Im bunten Treiben der letzten Vorbereitungen hatte man das Gefühl, dass die ganze Talschaft hinter dem Fest steht. Ein Stammgast meinte vor seinem Morgenkaffee gut gelaunt an der Sonne sitzend: «Schön, dass alli am gliche Strick zieh». Wenn das kein gutes Omen für die touristische Zukunft im Simmental ist.

Die Zügleten als symbolische AlpabfahrtEinen ersten feierlichen Akt brachten die ersten «Zügleten», die symbolisch den Alpabzug zeigten. Bunt geschmückte Kühe, lachende Älpler, meckernde Ziegen, alles was zu einer Alpabfahrt gehört, zog durch das Dorf und brachte zahlreiche Handys in Aktion. Es ist nicht einfach, zwanzig oder mehr 400 bis 600 Kilo schwere Tiere mit eigenem «Grind» friedlich durch eine Menschenmenge zu zirkeln. Die Älplerfamilien hatten in gewohnter Ruhe und Strenge die Tiere im Griff.

Weil die Tiere nicht «stubenrein» sind, sorgte die Gemeindeverwaltung schnell wieder für saubere Wege. Jede Bauernfamilie leistet im Hintergrund viele Stunden Arbeit (auch mit Vorfreude), bis eine «Züglete» präsentierend durch das Dorf ziehen kann. Die Tiere werden gewaschen, gestriegelt, geschmückt und beruhigt, bevor sie den Hof verlassen. Oft dauert ein Anmarsch in das feierliche Dorf eine Stunde und mehr, der Heimweg auch. Die vielen Gäste haben den fröhlichen Geist und die Naturverbundenheit der Älplerfamilien mitbekommen.

Der alte Käse muss wegIn alter Tradition, auf offenem Holzfeuer, im «Chupferchessi» und mit altem Geschirr hat ein junger Käser auf dem Festplatz aus guter Lenker Alpenmilch einen neuen Käse «gekäst». Mit Interesse hat eine mandeläugige Besucherin den Käser in gutem Neudeutsch gefragt: «Is this a real Swiss Cheese?» und bekam die trockene Antwort «oppe schoe».

Auch letztes Jahr stellte ein Käser der Lenk Milch AG einen 6,2 Kilo schweren Käselaib auf dem Festplatz her. Dieser einjährige Käse wurde zum Verkauf angeboten. In witziger Art und Weise versteigerte Hölde Trachsel, Tagesmoderator und OK-Leiter, den alten Käse, während der neue Käse auf dem Festplatz bereits unter der Presse dampfte. Der Käse fand schliesslich für stolze 290 Franken einen zufriedenen Käufer, derweil der Jodlerklub Kölliken mit seinem Gesang zum feierlichen Rahmen auf dem «Märitplatz» beitrug.

Was machen Siegermuni und MissLenk auf dem Festplatz?Vorerst einmal nichts! Der Siegermuni für das nächste Oberländische Schwingfest, welches am 27. Mai 2018 an der Lenk stattfindet, sollte inmitten von vierbeinigen Missenanwärterinnen feierlich auf den Namen «Jan» getauft werden. Sollte! Der prächtige reinrassige Simmentaler Stier, der von der ehemaligen Miss Lenk 2014 «Iris» abstammt und im Stall des erfolgreichen Reinzüchters Peter Zimmermann steht, war am Morgen etwas zu nervös, um in die Menschenmenge zu gehen, und so setzte Peter Zimmermann sicherheitshalber den «Statistenmuni David» ein.

Feierliche TaufzeremonieDer OK-Präsident vom Oberländischen Schwingfest, Bärtel Moor, leitete gekonnt die Zeremonie mit der Vorstellung der Munispender und der Taufpaten des reinrassigen Simmentaler Stiers.

Im Namen der Taufpaten übergab er dem Züchter Peter Zimmermann einen Sack Kraftfutter und meinte schmunzelnd, dass der momentan 998 Kilo schwere Prachtsmuni mit dieser Futterunterstützung die 1000-Kilogramm-Grenze bis zum Oberländischen erreichen werde! Die Munispender, Rawyl Garage AG und Schmoker Bedachungen AG, beides Lenker Unternehmen, zeigten sich erfreut über die feierliche Taufe vor einer so grossen Zuschauerkulisse. Als Taufpaten amteten die beiden Swiss Ski-Kadermitglieder, Kim Aegerter (B-Kader Telemark) aus der Lenk und Lars Rösti (C-Kader Alpin) aus St. Stephan. Sie alle durften eine schöne Taufurkunde entgegennehmen.

Das Kalb und die Miss Lenk 2017Siebzehn Kühe trugen auf ihrem Zug durch das Dorf einen Buchstaben auf dem Rücken. Im Wettbewerb galt es, das Wort «Bergbauernfamilie» herauszufinden. Marc Erb, ein sechsjähriger Junge aus Münchenbuchsee, hätte das Kalb gewonnen, hat aber keinen Stall zu Hause. Er bevorzugte die Finanzierung neuer LEGO-Bausteine für eine LEGO-Kuh.

Bei wesentlich höherer Stimmbeteiligung als bei den Gemeinderatswahlen wurde die Miss Lenk aus den 25 best-rangierten Lenker Kühen von den anwesenden Gästen gewählt. Am Schluss standen zwei Anwärterinnen auf dem Laufsteg: «Marisa» als Miss SF von Stefan Zeller und «Kastanie» vonMarkus Marmet. Das Duell konnte schlussendlich Kastanie gewinnen.

Mit Überzeugung kürte anschliessend Albert Kruker, Direktor der Lenk-Simmental Tourismus AG, die neu gewählte Miss Lenk 2017 mit einer Glocke. Die neue Miss ist gut siebenjährig, eine echte Vertreterin der Simmental-Rasse und stammt aus der Zucht von Markus Marmet. Mit der Misswahl ging die Sonne unter, die Gäste bekamen die kühle Herbstnacht zu spüren und langsam leerte sich der Festplatz.

Älplerabend und «Burezmorge»Kurz nach 20 Uhr war das Festzelt randvoll und der «Jodler Klub Raron» und die «Bärgjodler Entlebuch» hatten ein dankbares Publikum. Für Feststimmung sorgte das Ländler Trio «Echo vom Lizä». Ein frohes Fest bis in die frühen Morgenstunden rundete den wunderbaren Tag ab.

Das Fest so richtig ausklingen liessen die fleissigen Frauen vom Frauenverein Lenk am Sonntagmorgen, die mit ihrem reichhaltigen «Burezmorge» eine kaiserlich-bäuerliche Krone aufsetzten.