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Engel an der Lenk im Einsatz

«Wir haben zwei Söhne und wünschen uns von unseren letzten Ferien zu viert noch schöne Fotos. Unser Ältester kämpft seit sechseinhalb Jahren gegen den Krebs und wird bald sterben…» Diese Zeilen landeten bei Kerstin Birkeland von herzensbilder.ch in der Mailbox. Was daraufhin geschah liest sich wie ein Märchen. Dennoch verstarb der Junge, keine 48 Stunden nach dem Foto-Shooting.

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Engel an der Lenk im Einsatz

© ksm-fotografie

Bruderliebe, die über den Tod hinaus verbindet – bis zu den Sternen.

Für Kerstin Birkeland war sofort klar, dass sie den Wunsch dieser Familie aus der Berner Agglomeration erfüllen und ihr Herzensbilder schenken will. Sie war zuversichtlich, dass sich Engel finden, die diesen Einsatz übernehmen werden. Dieser Einsatz, der so schwierig sein wird, weil diese Familie auf wackligstem Boden steht, kurz davor, ein Kind zu verlieren. Die vierköpfige Familie verbrachte ganz bewusst ihre letzten gemeinsamen Ferien an der Lenk, ganz oben im Simmental. Über soziale Netzwerke suchte Kerstin Birkeland nicht nur nach Fotografen, die sie Fotoengel nennt, sondern auch nach einem Coiffeur (Haarengel) und einer Visagistin (Beautyengel), denn die Mama des krebskranken Michi sollte auf diesen Fotos hübsch aussehen. Damit sie nicht jedesmal beim Anschauen der Fotos denken muss, wie heruntergekämpft und müde sie damals war. Schnell mussten diese Engel gefunden werden, weil niemand wusste, wie viel Zeit noch blieb. In solchen Situationen zeigt sich, wie gut Kerstin Birkeland vernetzt ist. Ihre Anfrage wurde hinausgetragen in die virtuelle Welt, wurde unzählige Male geteilt und verbreitete sich schnell.

Bislang keine Fotoengel im Simmental

Das Herzensbilder-Fotoshooting für Michi sollte am Mittwoch, 1. Oktober 2014 an der Lenk stattfinden. Schnell boten sich bestehende Fotoengel aus ihrem Netzwerk an, diesen Einsatz zu machen und würden dafür stundenlange Autofahrten in Kauf nehmen. Doch Kerstin Birkeland achtet bei solchen Einsätzen darauf, dass die «Energietanks» ihrer Engel nicht unnötig strapaziert werden und suchte nach einfacheren, umweltgerechteren Lösungen. So meldeten wir uns (ksm-Fotografie aus Boltigen), die wir bis dato noch nie für herzensbilder.ch tätig gewesen waren.

Als wir erfahren hatten, worum es ging, sagten wir ohne Zögern zu, konnten unsere Termine vom Mittwoch aber nicht verschieben. Obschon die Zeit drängte, disponierte Kerstin Birkeland um und gleiste den Einsatz für Donnerstag, den 2. Oktober auf. Nach den Fotoengeln fanden sich auch Haar- und Beautyengel, und zwar bei Hair + Make-Up Planet an der Lenk. Um es Michis Mama so bequem wie möglich zu machen, wurden noch Fahrengel organisiert, welche die Mama vom Hotel zum Coiffeur- und Beautysalon und wieder ins Hotel fuhren. Es meldeten sich noch weitere Menschen, die dieser Familie Gutes tun wollten. So warteten auf die Mama beim Coiffeur bereits Gipfeli und Blumen. Die Boltig-Metzg stellte der Familie einen Kraftkorb mit diversen Lebensmitteln zusammen, damit die Mama nicht noch kochen muss, wenn sie von den Ferien zuhause ankommen. So viele herzensgute Menschen waren da, die einer ihnen unbekannten Familie mitten im Sturm helfen wollten. Einfach so. Mit so viel Liebe und Mitgefühl. «Da wurde ein weiteres Herzensbild-Märchen war», postete Kerstin Birkeland in ihrem sozialen Netzwerk.

Michis Zustand verschlechterte sich

Alles, was Kerstin Birkeland für diesen Donnerstag organisiert hatte, klappte: Die Mama nahm uns Fotoengel schön frisiert und geschminkt vor dem Hotel in Empfang. «Der Zustand meines Jungen hat sich in den letzten Stunden massiv verschlechtert. Er ist momentan nicht in der Lage, ein Foto-Shooting durchzustehen,» sagte sie. Es dauerte drei Stunden, bis es dem jungen Mann, der diesen Dezember seinen 19. Geburtstag feiern sollte, ein wenig besser ging. Dann kam die Familie. Da waren Michi im Rollstuhl, sein Bruder, sein Vater und die hübsch zurecht gemachte Mama.

Der tapfere Junge lächelte seine Schmerzen weg

Bei diesen Fotos ging es darum, die Familie als Ganzes, aber auch die Liebe, welche sie und auch die Brüder miteinander verbindet, einzufangen. Ohne, dass man ihnen den Sturm ansah, indem sie sich gerade befanden. Oftmals verzog Michi schmerzerfüllt sein Gesicht. Aber er schenkte seinen Liebsten immer wieder ein Lächeln. Ein natürliches, echtes von Liebe erfülltes Lächeln. Es war, als wüsste er genau, was da für Bilder entstanden und zu welchem Zweck. Erinnerungsbilder an ihn für dann, wenn er selber nicht mehr da sein würde. Nicht ganz eine Stunde dauerte das Fotoshooting. Solange hat Michi tapfer durchgehalten und seine Schmerzen weggelächelt.

Statt nach Hause direkt ins Spital

Unmittelbar nach dem Fotoshooting beendete die Familie ihren letzten gemeinsamen Urlaub an der Lenk und fuhr zurück. Aber nicht nach Hause. Michi ging es zusehends schlechter, so dass die Familie entschied, direkt ins Spital zu fahren. Für Michi war es die letzte Fahrt in dieses Spital, in dem er in den letzten sechseinhalb Jahren so oft war. Keine 48 Stunden nach dem Fotoshooting war der Leidensweg dieses tapferen jungen Mannes zu Ende. Er verstarb am Samstag. Es war, als hätte Michi diese letzte Anstrengung des Fotoshootings über sich ergehen lassen im Wissen, dass es das Letzte war, was er für seine Familie noch machen konnte. Weil es für seine Hinterbliebenen so wichtig ist, später diese Erinnerungsfotos von ihm zu haben. Für uns Fotoengel, die wir das erste Mal einen Herzensbilder-Einsatz machten, war es ein ganz besonderer Auftrag und eine grosse Ehre, diesen jungen tapferen Mann noch kennen gelernt zu haben. Wir sind heute bei herzensbilder.ch dabei und haben uns seitdem für weitere Einsätze gemeldet. Solche Bilder von ihrem Michi heute zu haben ist für die Mama von unschätzbarem Wert. «Es ist für mich sehr wichtig, diese Fotos zu haben und ich bin froh, dass wir sie machen lassen durften», sagte sie, «ich kann dies jeder Familie in ähnlichen Situationen nur empfehlen.»

Erstellt am: 24.12.2014

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