31. Jazz Tage Lenk vom Freitag, 12. Juli bis Sonntag, 21. Juli 2019

Jazz Tage Lenk – vielseitig, abwechslungsreich und stilistisch bunt

Wenn an der Lenk im Sommer aus allen Ecken die Musik klingt, sind die Lenker Jazz Tage zurück. Seit über 30 Jahren gehört dieser musikalische Glanzpunkt fest zum Lenker Veranstaltungskalender. Während zehn Tagen verabschieden sich Jodel und Ländler, um «dem amerikanischen Pendant zur klassischen Musik» Platz zu machen. New Orleans goes to the mountains!

Jazz Tage Lenk – vielseitig, abwechslungsreich und stilistisch bunt

Jimmy Hendrix? Nein! Es ist der Gitarrist der Steppin’ Stompers.

Seit Jahrzehnten gehören die Jazz Tage Lenk zu einer der meistbesuchten Veranstaltungen im bekannten Obersimmentaler Ferienort. Wer traditionellen Jazz mag, fährt hin und so verwandeln die täglich rund 500 Besucher gemeinsam mit den zahlreichen Musikerinnen und Musikern das Bergdorf in eine «Town» am unteren Mississippi River.

Den Programmverantwortlichen ist es nach der erfolgreichen letztjährigen Jubiläumsausgabe gelungen, auch für 2019 ein wunderbar interessantes Programm zusammenzustellen. Egal ob aus Deutschland, Italien, der Schweiz oder den USA – den Jazz haben alle Künstlerinnen und Künstler im Blut. Sie verzaubern das Publikum mit New-Orleans-Jazz, Dixieland, Boogie-Woogie und erdigem Blues.

Lenk, what a jazzy town!

Am Freitagabend des Auftaktwochenendes begeisterten die «Steppin’ Stompers» mit ihrem klassischen Dixie-Sound das Publikum. Vor vollen Rängen spielten sie solide und temperamentvoll bekannte Stücke, durchsetzt mit grossartigen Soli. Sogar Mani Matters «Hemmige» schaffte den Sprung auf die Jazz-Bühne. In der Pause bewies die lockere, familiäre Atmosphäre zwischen Musikern, Management und Tontechniker: man kennt und schätzt sich, man lebt für die Musik.

Experiment gelungen

Am Samstagabend, 13. Juli folgte auf der Hauptbühne am Kronenplatz ein Experiment, das zwar einiges wagte, dennoch im vertrauten «Labor» des klassischen Jazz stattfand. Mit der Schweizer Grossformation «Jazzlounge 1920 – The Roaring 20ies Show» wurde dem Publikum ein einzigartiges Konzert mit Stepptanz- und Burlesque-Einlagen geboten. Das Publikum fühlte sich unmittelbar in diese Zeit zurückversetzt, spätestens dann, als ein adretter Herr in Frack und mit Zylinder den Klassiker «Ain’t She Sweet» anstimmte. Der mitreissende Sound der 1920er, die über die einzelnen Stücke hinweg gesponnene Dramaturgie und die zeitgeschichtliche Kontextualisierung verliehen dem Konzert von Beginn an das gewisse Etwas. Ein besonderer Moment waren die «original» Charleston-Tänzerinnen, welche die Bühne kurzzeitig in einen Salon der US-amerikanischen Ostküste des frühen 20. Jahrhunderts verwandelten. Der anschliessende Auftritt der Stepptanz-Weltmeisterin Ursina Meyer war schlicht «tap-solutely wonderful» und der «Battle» zwischen Steppschuh und Drums begeisterte das Publikum. Der Sprung in die 30er und 40er Jahre im zweiten Teil war nicht minder fantastisch, setzten die Tänzerinnen doch erneut die Formation und sich selber gekonnt in Szene. Die Dramaturgie wechselte, Qualität und Spannung konnten aber problemlos gehalten werden. Eine schöne Ergänzung waren die leicht melancholischen Zwischentöne, gepaart mit starken Bläsern und kräftigen Drums, beispielsweise beim Stück «Jump and Jive». Mit einer bewusst leicht provozierenden Burlesque-Einlage fand ein wunderbarer Jazz-Abend seinen pikanten Abschluss.