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Lenker Schüler schnitzen einen Totempfahl

Im Rahmen des Projekts Mus-E bearbeiten die Fünft- und Sechstklässer der Klasse von Lehrer Kari Deubelbeiss zurzeit ein hochspannendes Objekt: Unter ihren geschickten Händen wird ein rund zehn Meter langer Lärchenstamm in unzähligen Werkstunden zu einem Totempfahl geschnitzt. Der Lenker Holzkünstler Pascal Baur begleitet sie dabei aktiv.

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Lenker Schüler schnitzen einen Totempfahl

Emsiges Schaffen der Lenker Fünft- und Sechstklässer am Totempfahl.

Freitagmorgen auf dem Hartplatz beim Schulhaus Lenk: Ganz am Ende des Platzes liegt ein mächtiger Lärchenstamm im Sonnenlicht der Länge nach auf. Um ihn herum emsiges Treiben: 23 Fünft- und Sechstklässler der Klasse von Lehrer Kari Deubelbeiss hämmern und schnitzen an dem Stamm herum. Zwischendurch wird das Holz mit einer Giesskanne gewässert, da die Lärche sich in feuchtem Zustand besser bearbeiten lässt. Die Kinder sind konzentriert und mit Begeisterung am Werk; speziell die Knaben finden diese Arbeit spannend und schön. Begleitet und unterstützt werden sie vom Lenker Künstler Pascal Baur: «Die Zusammenarbeit mit den Kindern ist tiptop und fägt. Ich arbeite sehr gerne mit Jugendlichen zusammen und in diesem Alter sind sie für Projekte wie dieses sehr empfänglich».

Projekt Totempfahl

Wie ist Klassenlehrer Kari Deubelbeiss überhaupt auf dieses Projekt gestossen? «Ich wollte den Kindern die Möglichkeit bieten, gestalterisch etwas Besonderes zu erschaffen. Das indianische Kunsthandwerk fasziniert mich seit meiner Kindheit; der Wunsch aber, in der Schule das Thema anzupacken, scheiterte bisher aus unterschiedlichen Gründen. Mus-E ermöglichte uns nun, eine geeignete Fachkraft einzuspannen. Pascal Baur ist freischaffender Künstler und seine Fähigkeit in der Holzbearbeitung war für uns die Chance, für dieses Projekt einen einheimischen Kulturschaffenden einzuspannen.»

Nach der spannenden Einführung zu Bedeutung und Herkunft der Totem-pfähle anhand eines Bildervortrages durch den Künstler wissen die Kinder nun auch, dass das «Totem» der Indianer an der nordwestpazifischen Küste Amerikas nicht das Geringste mit «Marter» zu tun hat, sondern vielmehr als «Wappenpfahl» Auskunft über die soziale Stellung und die Geschichte einer Familie gibt. «Die klaren Vorstellungen und die Begeisterung von Pascal Baur verdrängten bald einmal unsere Zweifel, ob wir so ein grosses Ding auch bewältigen können», erläuterte der Klassenlehrer seine anfängliche Skepsis.

So wurde Mitte Januar bei abgehendem Mond im Weissenberg eine Lärche gefällt und in der Sägerei entrindet. Während 17 Doppellektionen wird der Stamm nun von den 23 Fünft- und Sechstklässlern bis zum Schuljahresende zu einem rund zehn Meter hohen Totempfahl geschnitzt. «Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir zwischenzeitlich um die Motorsäge des Künstlers froh waren, deren Kerben uns die Formen des Fisches, des Raben, des Bibers oder des Wolfes klarer erscheinen liessen. Nun hoffen wir natürlich, dass nach der Fertigstellung dieses einmalige Werk auf unserem Schulareal auch einen würdigen Platz erhalten wird», erläuterte Kari Deubelbeiss das Vorgehen.

Das erste Mus-E-Projekt

Mit dem Kabarettisten, Liedermacher, Musiker und Theatermann Gusti Pollak wurde vorgängig das erste Mus-E-Projekt realisiert. Der in Boltigen wohnhafte Künstler ist auch als Begleiter von Schulprojekten gefragt. Und da er sozusagen um die Ecke wohnt, musste nicht eine Fachperson aus dem Unterland herbeigezogen werden. «Von Oktober bis Januar zeigte er uns ganz neue Facetten unserer Sprache. Unsere Sprache ist nicht einfach nur Kommunikationswerkzeug, sie klingt, sie hat einen Rhythmus; Sprache ist formbar, veränderbar; kurz gesagt, Sprache lädt ein zum Spielen», so Deubelbeiss. Ende Januar präsentierten die Schüler ihren Eltern die vielen Spielformen, in denen sie die Sprache in den vorangegangenen 17 Doppelstunden gestaltet hatten. Nachfolgend eines der vielen gelungenen Beispiele:

«Den Wehrens fehlen die Seelen für Beeren. Sie vermehren sich ohne Beeren und wehren sich die Beeren zu verzehren. Die Wehrens zählen die Beeren, damit sie wissen, ob sie sich vermehren. Plötzlich stehen Bären vor Wehrens Beeren. Die Wehrens erklären den Bären, dass die Beeren sich vermehren. Die Bären mögen Beeren, darum nehmen sie die Beeren, damit sie fehlen. Den Wehrens gefällt das, dass die Wehrenbeerenbären die Beeren verzehren. Die Beeren können sich jetzt vermehren, ohne die Wehrens zu stören, denn die Wehrenbeerenbären nehmen ab jetzt die Beeren der Wehrens.» (Andrina Zimmermann)

Nach den sprachlichen und gestalterischen Projekten wird im nächsten Schuljahr die Klasse von Kari Deubelbeiss ein musikalisches Projekt mit einem Perkussionisten in Angriff nehmen.

Lenker Schüler schnitzen einen Totempfahl
Lenker Schüler schnitzen einen Totempfahl

Vor der Arbeit am hölzernen Totem-pfahl hat jedes Kind eine Tonarbeit gefertigt, die es als Erinnerung an dieses einmalige Projekt behalten darf.

Erstellt am: 02.06.2015

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