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Frühstück von Frauen für Frauen

Selbstbewusste Wege aus der Perfektionsfalle

Gegen hundert Frauen aus dem Obersimmental und Saanenland trafen sich am letzten Samstag im Kuspo Lenk zum traditionellen Frauenfrühstück. Andrea Neukom aus Interlaken sprach im Anschluss an das «z’Morge» zu den «Perfektionistinnen». Laut ihren Ausführungen gibt es viel mehr Menschen mit dieser Neigung als man auf den ersten Blick meinen möchte. Helmut Zumstein aus Zweisimmen umrahmte zusammen mit Ruedi und Dominik Heimberg den Morgen mit seiner Schwyzerörgelimusik.

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Selbstbewusste Wege aus der Perfektionsfalle

Helmut Zumstein, Ruedi und Dominik Heimberg umrahmten den Morgen mit ihren Schwyzerörgeliklängen.

«Irgendwo hat jeder Mensch einen Hang zum Perfektionismus.» Diese Behauptung stellte die Theologin, die zusammen mit ihrem Mann eine Freikirche leitet, zu Beginn ihres Referats in den Raum. Wer ihr das zuerst noch nicht glaubte, wurde im Lauf des Vortrags anders belehrt. In der Regel seien Menschen mit Macken, Mödeli und scheinbaren Fehlern liebenswert, betonte Neukom, denn: «Wir bewundern Menschen wegen ihrer Stärke, aber wir lieben sie wegen ihrer Schwäche». In der Realität sei der Mensch rasch gefangen im Hamsterrad des Perfektionismus. Wer will nicht bessere Eltern sein als die eigenen, wer will nicht eine bessere Ehe führen als die Schwester, unsere Kinder sind sowieso Superkinder, die Liste liesse sich beliebig verlängern. Aber – Perfektion gebe es nicht, wir seien Menschen mit Gefühlen, keine Roboter, und wir würden auch je nach Stimmung reagieren, versicherte die dreifache Mutter.

Der Anspruch perfekt zu sein behindert das Leben

Perfektionismus kann verschiedene Ursachen haben. Wer in schwierigen Verhältnissen aufwächst, oder ständig zu hören bekommt: Du bist ein Versager, der ist gefährdet, sich durch Perfektionismus abzuheben. Auch die kulturellen Normen und Werte spielen eine Rolle: Wir sind erst glücklich, wenn wir alles perfekt haben, vom Haus bis zum Auto, von der Versicherung bis zum Finanzprodukt. Die Folgen können gravierend sein. Perfektionisten vergessen die eigene Gesundheit, sind unentschlossen oder werden zu Tyrannen. Die Referentin riet dazu, weniger wichtige Themen innert fünf Minuten zu entscheiden, und sich auch für weitreichende Fragen eine Zeitlimite zu setzen, wie lange überlegt werden soll bis die Entscheidung gefällt sein muss.

Realistisches Denken kann geübt werden. Sagen Sie zum Beispiel anstatt: «Ich fühle mich wie der letzte Dreck und beschimpfe mich» – «Ich weiss, dass mein Partner, meine Eltern und Kinder, dass Gott mich liebt. Trotz meinen Fehlern bin ich liebenswert.» Oft seien es die engsten Angehörigen, die unter der Art eines Perfektionisten leiden. Das mache schuldig und das Bekennen dieser Schuld könne befreien. «Ein Zeichen wahrer Grösse ist es, Hilfe zu holen, wenn man nicht selber aus dem Hamsterrad herauskommt», riet die Seelsorgerin. Solange wir auf dieser Erde sind, sei unser Leben bruchstückhaft und unvollkommen. Vollkommenheit gäbe es nur bei Gott, er lasse kein Leben unvollendet und führe mit uns zu Ende was er angefangen habe.

Ich machte Fehler, aber ich bin keine Versagerin

Mit humorvollen Beispielen aus ihrer Zeit als Koordinatorin der Frauenfrühstücke berichtete Ursula Mettraux und bezeichnete sich als ganz und gar nicht perfekt. Als Urgestein war sie seit den Anfängen im 1988 dabei, übernahm im Jahr 2000 die Leitung, anfänglich noch zusammen mit Susanne Salvisberg. Nun hat sie sich entschlossen, das Team zu verlassen und freut sich, zukünftig als Besucherin dabei zu sein. Dass sie damals als junge Frau gebraucht wurde, so wie sie war, stärkte ihr Selbstvertrauen. «Heute darf ich hier vorne stehen mit dem Bewusstsein, dass Jesus mich so liebt wie ich bin, und mich jeden Tag führt und leitet», bekannte die Stimme, die in 27 Jahren unzählige Frühstückstreffen moderierte. Als Zeichen der Dankbarkeit für die jahrelange Treue erhielt Ursula Blumen und sie wurde mit grossem Applaus verabschiedet.

Selbstbewusste Wege aus der Perfektionsfalle

27 Jahre war Ursula Mettraux im Vorbereitungsteam des Frauenfrühstücks Obersimmental-Saanenland, in den letzten fünfzehn Jahre leitete sie diese Frauen, die aus den verschiedenen (Frei)Kirchen der Region kommen.

Selbstbewusste Wege aus der Perfektionsfalle

Temperamentvoll und lebensnah spricht Andrea Neukom zu den interessierten Frauen.

Erstellt am: 18.04.2015

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