Traditionelles Winterkonzert als Operettenabend an der Lenk

Verschmähte Liebhaber, unglückliche Primadonnen undein Lob auf die Sachertorte

Erstklassiger Gesang und Piano, leidenschaftliche Gefühle und grosses Theater auf kleinem Raum. Die Studenten der Hochschule der Künste Bern imponierten am Winterkonzert an der Lenk.

Verschmähte Liebhaber, unglückliche Primadonnen und ein Lob auf die Sachertorte

Sopranistin Valentina Lisa Bättig, Bassbariton Simon Burkhalter und Mezzosopranistin Lara Morger in «Die Glocke schlug schon Mitternacht» von Otto Nicolai.

Am Mittwoch, 29. Dezember 2021 fand um 19.30 Uhr in der reformierten Kirche Lenk das traditionelle Winterkonzert im Rahmen des Projektes Simmenklänge – HKB talauf statt. Arrangeur war die 1983 gegründete Stiftung Kulturförderung Lenk, unterstützt vom Stammgästeverein Lenk und der reformierten Kirche Lenk sowie in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern (HKB). Die vier Studierenden der Master Specialized Music Performance Klassik Valentina Lisa Bättig (Sopran), Lara Morger (Mezzosopran), Simon Burkhalter (Bassbariton) und Jonas Hitzlberger (Klavier) führten ausgewählte Stücke aus dem Operettengenre auf. Trotz des jungen Alters hatten alle vier Künstler eine beeindruckende Biografie und die Erwartungen waren hoch.

Der Konzertabend wurde von Pianist Jonas Hitzlberger mit der Fledermaus-Quadrille von Johann Strauss (Sohn) eröffnet, danach folgten Operettenstücke für Gesang und Klavier von unbekannteren und bekannten Komponisten wie Franz Lehar, Arthur Honegger, Victor Massé, Jacques Offenbach und George Gershwin. Pianist Jonas Hitzlberger beeindruckte mit präzisem und professionellem Spiel, ein Hauch der grossen Bühnen nahm die bescheidene Kirche ein und die Sänger füllten den Raum mit ihren prachtvollen Stimmen.

In «Bess, you is my woman now» von George Gershwin wurde ewige Liebe geschworen, in «Je suis grise» von Jacques Offenbach torkelte Lara Morger betrunken um den Taufstein, in «Mehlspeis’!» von Ralph Benatzky wurden Kaiserschmarrn, Palatschinken, Zwetschgenknödel und Sachertorte besungen, die listigen und lustigen «Weiber von Windsor» versteckten sich hinter dem Weihnachtsbaum.

Der erstklassige, virtuose Gesang, die Vermittlungsgabe und das Schauspielertalent der Künstler waren phänomenal, Gestik, Mimik und Körpersprache vermittelten Wut-, Enttäuschung-, Liebe-, Lust- und Rachegefühle: Die verschmähte Haremsdame in «Si vous saviez» von Arthur Honegger, der ernüchterte Bräutigam in «Doch kommt man langsam in die Jahre» von Joseph Beer, die rachelustige Primadonna in «Ach wir armen Primadonnen» von Carl Millöcker und der brünstige Freier in «Die Glocke schlug schon Mitternacht» von Otto Nicolai. Die rund fünfzig, vorwiegend älteren Zuhörer, applaudierten begeistert und lange.