Ukrainische Künstler arbeiten in Oberwil im Simmental

Ukrainische Künstler arbeiten in Oberwil im Simmental

Ein Vertreter der einheimischen Bevölkerung verabschiedet sich von den ukrainischen Gästen und der zufriedenen Initiantin des Projektes, Olja Aegerter-Rushchak.

Ein gewagtes Projekt

Mit viel Elan hat sich die seit zwei Jahren in Oberwil lebende Künstlerin Olja Aegerter-Rushchak an die Vorbereitungen eines Treffens mit Künstlern aus der Ukraine gemacht. Die Unruhen in ihrem Heimatland erschwerten die Umsetzung dieses Projektes sehr, umso glücklicher ist sie, dass ihre Einladung letztlich von vier Kollegen angenommen werden konnte. Geplant war, dass sich auch einheimische Maler und Zeichner beteiligt hätten, hier schienen Termine, Schwellenangst und das wirklich missliche Wetter jede und jeden vom Mitmachen abgehalten zu haben.

Intensive Arbeitstage

Am Freitagnachmittag angekommen, begannen die vier Männer bereits am Abend mit ihrer Arbeit, nach ihrem Motto «sehen – hinschauen – malen». Zum Glück dislozierte die Gruppe bereits am Samstag auf die Alp Morgeten. Da waren die Gäste vorerst überwältigt von der Tatsache, dass auf diese Höhenmeter eine so gute Strasse führte und man da sogar inmitten einer Häusergruppe wohnen kann. In den Karpaten, wo sie herkommen, liegt der höchste Punkt auf 2068m, und sie erzählten, dass nur einzelne verwegene Personen es wagen, dort hinaufzusteigen. Samstag und Sonntag nutzten die Künstler zum Glück die herrliche Sicht, sie arbeiteten sehr intensiv in dieser Abgeschiedenheit, der völligen Ruhe. Montag und Dienstag harrten sie auch in der Kälte und im Regen aus, malten die Hütten nächste Seite

aus näherer Sicht. Die restlichen Tage jedoch verbrachten sie im Tal, wo es zwar auch regnete, aber die Temperaturen um einige Grade wärmer waren.

An der Vernissage am Samstag staunten die Besucher ob der Vielfalt und der Anzahl der entstandenen Werke. Auf einen Blick wurde sichtbar, dass hier erfahrene Künstler am Werk gewesen waren und dass die Faszination des Neuen, vor allem das der Kultur und der Architektur sie gepackt hatte.

Die Künstler

Die Initiantin des Projektes, Olja Aegerter-Rushchak seit 2012 wohnhaft in Oberwil, wirkte während sechs Jahren am Transkarpatischen Kunstinstitut in Uzhgorod als Professorin für Design und Grafik. Auch die vier Gäste des Projektes haben eine grundlegende künstlerische Ausbildung an einer Fach- oder Hochschule gemacht. Alle sind sie Teilnehmer von vielen nationalen und internationalen Kunsttreffen in der freien Natur und Ausstellungen. Bildende Kunst ist für sie Beruf und Berufung: Oleksandr Mondytch ist als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei, Grafik, und Design tätig, Oleksandr Pevse arbeitet in Malerei und Grafik und unterrichtet an der Oberschule in Chust Malerei. Der Maler Volodymyr Sandyuk ist Professor an der präkarpatischen-nationalen Kunstuniversität in Iwano-Frankiwsk, Viktor Chepyne hat seine Malutensilien immer bei sich, möchte jedes Sujet, das ihm gefällt, gleich in eines seiner Bilder umsetzen. In seinem Künstlerhaus und den beiden Hotels, welche er zusammen mit seiner Familie betreibt, organisiert er Treffen von Kunstschaffenden aus aller Welt. Obwohl die vier Kunstschaffenden viel gereist sind, war es ihr erster Besuch in der Schweiz. Alle sind beeindruckt von der Landschaft, der Kultur und der Architektur in unserem Land. Ihnen gefällt die Einheitlichkeit der Häuserformen in den verschiedenen Gegenden. Sie wurden in den Holzhäusern des Oberlandes sehr gut aufgenommen, mit Geduld, Ruhe und Respekt behandelt. So konnte ihnen die Kälte und Unfreundlichkeit des Wetters nichts anhaben. In der Wärme dieser Holzhäuser, umsorgt von warmherzigen Menschen fühlten sie sich gut aufgehoben. Sie fanden, die Schweizer seien sehr fleissig und sie tragen Sorge zu ihrer Landschaft und Kultur. In grosser Dankbarkeit verlassen sie am Sonntag das Land, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen, sei es hier im Simmental oder in der Ukraine.

Die Bilder, alle aus unserer Gegend, können bis zum 27. Juli jeden Nachmittag im Kirchgemeindesaal Oberwil betrachtet werden (siehe Inserat in der letzten Ausgabe). Maja Lörtscher