BDG-Medienmitteilung Gstaad:Sesselbahn Ried-Längenbrand

Der Betrieb wird eingestellt

Aufgrund des technischen Zustandes, der Absage der Gemeinde St. Stephan im Jahr 2015 zum Sanierungsprojekt der Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) sowie den nicht dafür vorhandenen Finanzmitteln für eine technische Erneuerung, muss die 1981 in Betrieb genommene Sesselbahn Ried-Längenbrand in St. Stephan zum Ende der Wintersaison 2017/18 geschlossen werden.

Wie durch das Bundesamt für Verkehr (BAV) gefordert, wurde durch eine akkreditierte Inspektionsstelle ein Zustandsbericht zur Ermittlung der Restnutzungsdauer der Anlage erstellt. Dieser zeigt, dass für eine mittelfristige Betriebsfortführung der Anlage umfassende Investitionen notwendig sind. Der Einsatz von finanziellen Mitteln durch die BDG ist dafür nicht vorgesehen und da sich die Gemeinde St. Stephan im Jahr 2015 gegen eine Teilnahme an der Sanierung der BDG entschied, ist die Sesselbahn Ried-Längenbrand nicht mehr Teil des mittlerweile stark fortgeschrittenen Sanierungskonzeptes.

Es steht der Gemeinde St. Stephan jedoch frei, die Finanzierung eigenständig aufzubringen. Die BDG würde somit bereit sein, die Bahn bis Ende 2020/2021 weiterzubetreiben, wenn die Gemeinde St. Stephan die Kosten für die nötigen Instandstellungs- und Unterhaltsarbeiten sowie die für die aus dem BAV-Audit gegebenenfalls hervorgehenden Auflagen eigenständig aufbringt. Weiter ist es notwendig, dass die Gemeinde einen zusätzlichen jährlichen Leistungsbeitrag bezahlt. Reparaturen, die über den ordentlichen Unterhalt hinausgehen, gehen zu Lasten der Gemeinde St. Stephan. Ein Auftrag zur Wiederaufnahme des Betriebes muss bis 15. Juli gefällt und die finanziellen Mittel bis Ende Juli sichergestellt werden. Andernfalls ist eine Wiederaufnahme für die Saison 2018/2019 nicht möglich.

Die BDG, als jetzige Eigentümerin und Betreiberin der Sesselbahn Ried-Längenbrand, ist bereit, zukünftig die Bahn im Auftrag der Gemeinde St. Stephan oder einer Investorengruppe zu betreiben. Die BDG hat Kenntnis von der Planung eines Neubaus des Einstiegs St. Stephan durch die «IG pro Einstieg St. Stephan» sowie der Vision von Marcel Bach, die Skigebiete Gstaad und Adelboden-Lenk zu verbinden. Die BDG steht diesen Initiativen aufgeschlossen gegenüber.

«Wir stehen möglichen Initiativen zur Fortführung der Verbindung Ried-Längenbrand offen gegenüber» sagt Matthias In-Albon, Geschäftsführer BDG. « Aufgrund des «Nein» zur Sanierung vor zwei Jahren durch die Gemeinde ist es zu dieser Situation gekommen. Eine Ersatzbahn und die daraus resultierenden Betriebskosten müssen vollumfänglich mit externen Mitteln erfolgen. Bei Vorschlägen der Region St. Stephan ist die BDG bereit, entsprechend Fachleute und Know-How zur Verfügung zu stellen», ergänzt Heinz Brand, Verwaltungsratspräsident BDG.

Medienmitteilung der Gemeinde St. Stephan als Antwort

Ist St.Stephan

ein Bauernopfer?

Rund 24 Stunden vor der Gemeindeversammlung von Saanen kündigten die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) die sofortige Einstellung des Betriebs der Sesselbahn Ried–Lengenbrand an. Steht hinter der Schliessung politisches Kalkül?

Einmal mehr bewegen die Bergbahnen die Gemüter. Am Freitagabend stimmte die Gemeindeversammlung von Saanen über einen jährlich wiederkehrenden Beitrag von 3,8 Millionen Franken für 5 Jahre, insgesamt 19 Millionen Franken, ab. Eigenartig mutet es an, dass rund 24 Stunden vorher ein Bote bei der Gemeindeverwaltung St. Stephan kurz vor Schalterschluss ein Schreiben mit der Ankündigung der Schliessung des Zubringers St. Stephan abgegeben hatte.

Eine Strafaktion?

Die BDG begründet den Entscheid mit dem «Nein» zur Beteiligung an der Sanierung durch die Gemeinde St. Stephan. Diese Behauptung wurde aus dem Kontext gerissen. Bereits vor zwei Jahren war klar, dass die BDG ohne die Weiterführung der jährlich wiederkehrenden Beiträge der Gemeinden den Betrieb nicht sicherstellen kann und der Ersatz von grossen Anlagen nach dem Kostenverteilschlüssel 60% durch die Standortgemeinden oder Sponsoren/Gönner und 40% durch die BDG vorgenommen werden muss. Weil diese Klauseln die finanziellen Möglichkeiten von St. Stephan über-steigen, lehnte die Gemeindeversammlung das Sanierungskonzept ab. St. Stephan schlug jedoch die Türe nie zu. Unter dem Vorbehalt, dass in St. Stephan ein Einstiegsportal realisiert wird, genehmigte die Gemeindeversammlung am 27. November 2015 die Bezahlung der Sanierungsbeiträge. Wäre der Entscheid der BDG bei einem «Ja» zur Sanierung anders ausgefallen? So wie die Gespräche mit der BDG in den letzten Jahren verlaufen sind, können wir uns nicht vorstellen, dass sich trotz der Bezahlung einer Summe von rund 450000 Franken an den Plänen der BDG etwas geändert hätte.

Hinhaltetaktik

Bereits seit einiger Zeit kündigte sich Ungemach an. Zuerst verweigerte die BDG wochenlang das Gespräch. Danach musste sich der Gemeinderat zum Stillschweigen verpflichten. Obwohl die BDG dem Gemeinderat mehrmals in Aussicht gestellt hatte, konnte er bis heute den Zustandsbericht nicht einsehen. Unser Angebot für eine Weiterbezahlung des jährlich wiederkehrenden Beitrags von 85000 Franken, solange der bestehende Zubringer betrieben wird, blieb bis heute von der BDG unbeantwortet. Enttäuscht und frustriert hatte der Gemeinderat am Donnerstabend von der Schliessung der Sesselbahn Ried-Lengenbrand Kenntnis nehmen müssen. Die Leittragenden, die Kunden der BDG sind, sind unsere Gäste – darunter viele langjährige und treue Stammgäste – und unsere Leistungsträger, aber auch unsere Bevölkerung. Offensichtlich sind unsere Schneesportler für die BDG nicht wichtig. Offensichtlich ist es den Verantwortlichen der BDG egal, wenn unsere Schneesportler an die Lenk abwandern. In der Medienmitteilung ist kein Wort über flankierende Massnahmen zu finden. Hier nur eine Frage von vielen, die sich nun stellen. Wo und wie soll künftig der Skiklub St. Stephan das Training der JO durchführen. Aus dem Schreiben der BDG hat der Gemeinderat erstmals erfahren, dass bis 15. Juli der Entscheid für die Wiederaufnahme des Betriebs gefällt sein muss. Zahlen liegen jedoch keine vor.

Regionale Zusammenarbeit liegt im Argen

Jahrein und jahraus wird bei Zusammenkünften oft das Loblied für eine bessere Zusammenarbeit unserer Region angestimmt. Seit Jahren beklagen sich das Saanenland und das Simmental über stagnierende Tourismuszahlen. Laufend werden auf dem Papier für viel Geld neue Konzepte entwickelt. Mit Leuchttürmen und neuen Erlebniswelten sollen unsere Gäste für längere Aufenthalte motiviert werden. Obwohl die Vision, die Skigebiete Gstaad und Adelboden-Lenk zusammenzuschliessen, viele eine zündende Idee finden und grosse Teile der Finanzierung sichergestellt wären, wird der Zusammenschluss nicht weiterverfolgt. Leider folgen vielen schönen Worten keine Taten. Anstatt besser zusammenzuarbeiten dividiert sich das Simmental und Saanenland immer mehr auseinander.

Gemeinderat St. Stephan