Echte Heimatliebe am Jodlertag in St. Stephan

Der Jodlerklub St. Stephan lud die benachbarten Klubs der Region Obersimmental, Saanenland und Pays d’Enhaut turnusgemäss zum traditionellen Jodlertag auf den Flugplatz St. Stephan ein. Hunderte von Jodelfreunden kamen voll auf ihre Rechnung und genossen bei optimalen äusseren Bedingungen den samstäglichen Unterhaltungsabend und den sonntäglichen Konzertreigen mit dem Gesamtchor zum Abschluss.

Echte Heimatliebe am Jodlertag in St. Stephan

Bereits das Hinkommen zum Konzertgelände war am Sonntagmorgen ein Erlebnis: Neben Vogelgezwitscher «jödelte» es bereits kräftig hinter einzelnen Baumgruppen hervor, wo die zehn vortragenden Jodlerklubs separat zusammenstanden und sich in der Morgensonne einsangen. Die Lokalität war dann die nächste Überraschung: Das Morgenkonzert fand nämlich im linken Stollen des von der Beowab AG genutzten Hangars auf dem Flugplatz St. Stephan statt. Das ungewohnte Konzertlokal erwies sich jedoch als ideal und überraschte Publikum wie Jodler gleichermassen mit seiner guten Akustik. Wie schon am Vorabend begrüsste Martina Moor die rund 600 Gäste zum Morgenkonzert und führte in schönstem St. Stäffner Deutsch mit viel Humor charmant durch das Konzertprogramm. Eröffnet wurde das Konzert, an welchem jeder Klub zwei Vorträge zum Besten gab, durch den «Club des Yodleurs du Pays-d’Enhaut», der jodelnd den welschen Charme ins Obersimmental trug. Es folgten die Jodlerklubs Gruess vom Wasserngrat und Gsteig sowie das Chinderchörli aus dem Saanenland. Das Obersimmental war mit den Jungjodlern Lenk-Matten-St. Stephan, der Frauenjodlergruppe Echo vom Flösch sowie den Jodlerklubs Rinderberg Oeschseite, Bärgrose Zweisimmen und Lenk ausgezeichnet vertreten. Den Abschluss des Morgenkonzerts auf ausgesprochen hohem Niveau machte der letztjährige Organisator des Jodeltages, der Jodlerklub Lauenen, mit der eindrücklichen «Gwitternacht» von Emil Wallimann.

Beeindruckender Gesamtchor

Nach der ausgezeichneten Mittagsverpflegung, welche dank zwei Fassstrassen durch die speditive Küchencrew in Rekordzeit geschöpft wurde, konnte das Jodlertreffen im Festzelt fortgesetzt werden. Das Nachmittagskonzert bestritten traditionellerweise die Jodlerklubs aus dem Saanenland und dem Pays-d’Enhaut. Stets zur halben und zur vollen Stunde trat wieder ein Klub auf, was für die Zuhörenden sehr angenehm war. So blieb genügend Zeit, zwischendurch ausgiebig zu dorfen. Und die Vorträge waren es allesamt durchaus wert, aufmerksam zuzuhören. Den Abschluss machten dann die St. Stäffner. Obwohl teilweise noch im Küchengewand anstelle des Cheesrocks und mit denkbar wenig Stunden Schlaf in den Knochen, gaben sie nochmals alles und liessen ihre Brillanz aufblitzen. «Es isch ganz, ganz e schönä Jodlertag hüt gsi und was passt da besser als ‹i dänk chli na› zum Abschluss z’singe», resumierte Dirigent Ueli Moor vor der letzten Zugabe des Heimklubs treffend. Danach begaben sich alle anwesenden Jodler zum Gesamtchor auf die Bühne. Mit ansteckender Begeisterung dirigierte Ueli Moor die beeindruckende Jodlerfamilie während den zwei Jutzen und dem Jodellied «Bärgwanderig», das ebenfalls aus St. Stephan komme, wie der Verfasser und Dirigent schmunzelnd meinte. «Da spürt man noch echte Heimatliebe», fassten zwei begeisterte Jodelfans aus dem Unterland das Jodlertreffen spontan und treffend zusammen.

Abwechslungsreicher Unterhaltungsabend

Bereits der samstägliche Unterhaltungsabend bot den gut 500 Gästen abwechslungsreiche Jodlerkost vom Feinsten: Nebst den 13 Männern vom Toggenburger Jodlerklub Wattwil, die mit ihrem Jodelstil für unser Ohr so ganz anders klingen, liessen die Sunntigszwaschple aus dem Emmental und Oberaargau ihr Können aufblitzen. Mit ihren feinen, glasklaren Stimmen und einer beeindruckenden Sicherheit sangen sich die jungen Menschen in die Herzen der Zuhörerschaft. Fest verankert ist dort bei vielen bereits der gastgebende Jodlerklub St. Stephan: Er beeindruckte schon zu Beginn des Abends mit Ueli Moors Lied «Hie wo i dehiime bi» und steigerte mit jedem Lied und Jutz die Begeisterung des Publikums. «Das ist Balsam für uns Jodler, wenn das Publikum bis zum Konzertende so gut und aufmerksam zuhört», zeigte sich Dirigent Ueli Moor zum Abschluss denn auch erfreut und liess die St. Stäffner Jodler als letzte Zugabe gleich noch sein Lied «I dänk chli na» anstimmen, das für die hühnerhautige Präsentation vom Publikum mit langanhaltendem Applaus belohnt wurde.

Zum weiteren Publikumsliebling entwickelte sich im Laufe des Abends zudem das im Jahre 1981 gegründete Mulörgeli-Trio Schmittebuebe aus dem Diemtigtal. Die lüpfigen Klänge, die Erwin Reber mit Sohn Marcel sowie Bruder Martin ihren Mundorgeln entlockten, wussten zu begeistern und brachten zwischendurch gar Countrystimmung ins Festzelt. Als sie das abschliessende «Spiel mir das Lied vom Tod» als zweite Zugabe spielten, entfachte dies beim Publikum regelrechte Begeisterungsstürme.

Vom Jodeltreffen zur Gewerbeausstellung

Der heurige Jodlertag Obersimmental, Saanenland und Pays-d’Enhaut geht als überaus erfolgreicher Anlass in die Geschichte ein und die Mitglieder des Jodlerklubs St. Stepan haben einmal mehr bewiesen, dass sie nebst stimmgewaltigen Sängern auch hervorragende Festorganisatoren sind. Das Gelände auf dem Flugplatz wurde optimal eingerichtet und bot ein herrliches Jodlerdörfli, wie eine Saanenländerin völlig zurecht festhielt. «Der Funken ist von den Jodlern aufs Publikum gesprungen und wir sind durchwegs zufrieden. Es ist alles – inklusive Wetter – so gelaufen wie erhofft. Ein besonderer Dank gilt übrigens auch dem OK der Gewerbeausstellung für die flotte Zusammenarbeit», bilanzierte der erfreute Klubpräsident Beat Rösti. Das Festgelände wird nun umgeändert und bietet bereits am kommenden Wochenende der Gewerbeausstellung St. Stephan unter dem Motto «D’St. Stäffner gwärbe mit Härz» ideale Voraussetzungen. Der nächste Jodlertag Obersimmental, Saanenland und Pays-d’Enhaut findet am 23./24. April 2016 in Château-d’Oex statt. Luzia Wyssen