Trockenheit – wie prekär ist die Lage im Simmental?

Anhaltende Trockenheit kann die Wasserversorgung stark beeinflussen. Die Bevölkerung der Gemeinde Boltigen wird seit dem 22. Juli aufgefordert, den Wasserverbrauch so weit wie möglich bis auf Weiteres zu reduzieren. Wie ist die Lage in unserer Region?

In der Gemeinde Boltigen ist die Situation in den höher gelegenen Quellgebieten besorgniserregend. Die früh einsetzende Schneeschmelze und die spärlichen Niederschläge setzen insbesondere der Region Jaunpass zu. Hier müsste im schlimmsten Fall das Trinkwasser für Mensch und Vieh hoch transportiert werden.

Höhere Quellgebiete sind durch das kürzere Einzugsgebiet schneller rückläufig als die tiefer gelegenen mit einem grossen Einzugsgebiet.

Im gesamten Gebiet der Wasserversorgung Oberwil sind die Quellschüttungen stark rückläufig, bei einzelnen Quellen nimmt die wöchentlich erhobene Quellschüttung um etwa 50–60 Liter pro Minute ab. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Zeitpunkt für eine solch deutliche Abnahme zu früh. Gründe hierfür sind sicherlich der fehlende Schnee im Winter und der ausbleibende Niederschlag im Sommer. Gewitter mit starkem Regen verschaffen jeweils nur kurzfristige Besserung.

Die Gemeinden Därstetten, St. Stephan und Zweisimmen bemerken wohl teilweise einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, aber äussern keine Besorgnis über die Trinkwasserversorgung.

Im gesamten Diemtigtal sei die Wasserversorgung problemlos. Nur Jakob Reber, Brunnenmeister des Gebiets Schwenden müsste als ersten Schritt laufende Brunnen abstellen lassen, wenn die Trockenheit weiter andauert.

Wo wir Berner Oberländer vielleicht an einem Stadtbrunnen mit der Anschrift «Kein Trinkwasser» überrascht zurückschrecken, geht’s möglicherweise den Wandertouristen ähnlich: Man macht sich keine Gedanken, die Füsse in einem Brunnen abzukühlen oder gar den Hund darin baden zu lassen. Jedoch sind dies die einzigen Trinkwasserquellen für das Vieh und die Alphüttenbewohner.

In den letzten Jahren wurden mancherorts Projekte zum Wasserfassen für die Alphütten in die Wege geleitet. Durch die heissen Temperaturen wird das Quellwasser schneller erwärmt, welches die Kühlung der Abendmilch, die erst am Folgetag zu Käse verarbeitet wird, erschwert.

Zudem wachsen die saftigen Kräuter infolge Regenmangels kaum nach und die Alpabfahrten werden wohl, auch aufgrund des vorzeitigen Alpsommer-Beginns, früher als in den Vorjahren stattfinden.

Reichlich Wasser in der Simme

Die Simme ist bezüglich der Trockenheit nicht aussagekräftig, da diese durch die starke Gletscherschmelze gespiesen wird. Man kann die Trockenheit bei den kleinen Seitenbächen beobachten, die teilweise nur noch ein kleines Rinnsal ergeben. Entscheidend für die Trinkwasserversorgung ist nicht der Wasserstand der Simme, sondern sind die Quellschüttungen im Gemeindegebiet. David Gerber, Brunnenmeister aus Därstetten, klärt zudem auf: «Das Leitungswasser vom örtlichen Wasserversorger hat eine hohe Trinkwasserqualität. Das Wasser der Simme entspricht nicht der gleichen Gewässergüte.»