«Blutrot-weisse» Panzersperren bei der Burgfluh in Wimmis

Künstlerin macht mit illegaler Kunstaktion auf Kriegsgeschäfte aufmerksam

Die Aktionskünstlerin Barbara Kiener bemalte in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni die Geländepanzerhindernisse Burgfluh bei Wimmis. Die Interlakerin nutzte die denkmalgeschützten, militärischen Zeitzeugen als mahnendes Momentum.

Künstlerin macht mit illegaler Kunstaktion auf Kriegsgeschäfte aufmerksam

Die bemalten Panzersperren ziehen sich durch die Wiese in Wimmis.

Der Anblick der 375 Stück in rosa getauchten Betonsperren löst unterschiedliche Gefühle aus. Einerseits kritisiert die Künstlerin den politischen und gesellschaftlichen Unwillen der Schweiz, bezüglich Kriegsgeschäfte Klarheit zu schaffen und sich konsequent neutral zu verhalten. Andererseits setzt die Signalfarbe Rosa einen spannenden Akzent in der Wimmiser Landschaft, der uns darüber im Unsicheren lässt, inwiefern es sich dabei um Kunst oder Vandalismus handelt. Ein Werk, das uns anregt, über Denkmäler, Kriege und deren Geschäfte nachzudenken.

Toblerone-Panzersperren in rosaToblerone aus Beton – so nennt man im Volksmund auch die Panzersperren, die in Einer-, Zweier- oder manchmal auch Dreierkolonne irgendwo in der Landschaft stehen. Seit dem Zweiten Weltkrieg blieben die Panzersperren in der Nähe von Wimmis unberührt – viele sind von Moos überzogen. Seit der Nacht auf Dienstag vergangener Woche leuchtet die «Toblerone» jedoch rosa aus der grünen Wiese hervor.

Wie ein rosa Band ziehen sich die 375 Panzersperren in Wimmis durch die Landschaft. Hinter dem Werk «blutrotes weiss» steckt die Aktionskünstlerin Barbara Kiener aus Interlaken. Mit der Bemalung der Betonblöcke kritisiert die Künstlerin die Kriegsgeschäfte der Schweiz.

Um die 375 Sperren in einer einzigen Nacht bemalen zu können, bereitete sich die Künstlerin akribisch vor, wozu vorgängig auch ausgiebige Recherche vor Ort gehörte. Wie hat sie sich während des Färbens gefühlt, draussen in der finsteren Nacht zwischen all diesen Sperren, umgeben von der Einsamkeit und der Natur? «Es ist eine sehr schöne, sanfte Umgebung, die Kuhglocken, den Sternenhimmel und die Kontroverse stehend in diesen monumentalen Zeitzeugen, schrecklichen Stück Geschichte.» Und so fühlte sie sich emotional und dennoch höchst konzentriert.

Helfende Hände unterstützten sie, die rund 60 Liter Farbe zu verarbeiten, welche aus Kreidepulver und Lebensmittelfarbe besteht und so zu 100 Prozent biologisch abbaubar und nach zwei bis drei Gewittern und Regengüssen wieder weggeflossen und nicht mehr sichtbar sein wird.