Übernimmt die Gemeinde denWärmeverbund?

Am 22. Oktober haben die Burger- und die Einwohnergemeinde Wimmis in der Aula der Schulanlage «Chrümig» den von der Axpo aufgebauten Wärmeverbund zum heutigen Zeitpunkt vorgestellt und den Kauf der Anlage je hälftig vorgeschlagen. Die Anlage sei in einem betriebsfähigen Zustand, einzig das Silo sei knapp bemessen und der Elektrofilter müsse in den nächsten Jahren ersetzt werden. Für die Übernahme der Anlage zum heutigen Zeitpunkt müssten Burger- und Einwohnergemeinde der Axpo 4,6 Millionen Franken bezahlen.

Übernimmt die Gemeinde denWärmeverbund?

Wie Ueli Wittwer, Präsident der Burgergemeinde, eingangs orientierte, betreibe die Axpo Power AG seit Ende 2006 in Wimmis einen Wärmeverbund. An diesem Wärmeverbund seien heute, die Gemeindegebäude eingerechnet, 143 (laut Axpo) Abnehmer angeschlossen. Die Anlage sei in Zusammenarbeit mit der Burgergemeinde Wimmis erstellt worden. Der Vertrag zwischen der Axpo und der Burgergemeinde sehe vor, dass die Anlage spätestens nach 30 Jahren ohnehin an die Burgergemeinde übergehe. Die Axpo habe gegenüber der Burgergemeinde vor einiger Zeit signalisiert, dass sie aufgrund von geänderter Geschäftsstrategie an einer baldigen Übergabe des Wärmeverbundes interessiert sei.

Zustand der Anlage

Hanspeter Abbühl, Inhaber der Abbühl Haustechnikplanung Gmbh in Wimmis, wurde von der Gemeinde als technischer Berater beauftragt, den Zustand der Anlage zu prüfen und zu beurteilen. Hanspeter Abbühl hielt fest, dass die seit 2002 geplante und in den Jahren 2006 bis 2008 erbaute Anlage in einem brauchbaren bis guten Zustand sei. Die Kesselanlage, bestehend aus zwei Kesseln mit Leistungen von 2400kW und 900kW seien in gutem Zustand und würden dem Betrieb von Schwachlast bis Hochlast wirtschaftlich und ökonomisch genügen. Das Schnitzelsilo mit einer Autonomie von drei, maximal vier Tagen, im Volllast-Fall maximal einen Tag (laut Axpo) sei sehr knapp bemessen und ein späterer Ausbau oder eine Lagerkapazität vor Ort sei zu planen. Das Fernwärmenetz beurteilt er als «in sehr gutem Zustand», aber mit zu kleiner Netzdichte und derzeit zu grosser Reserve, um einen wirtschaftlichen Betrieb fahren zu können. Die Steuerung der Anlage sei neu und in sehr gutem Zustand. Die Wärmemessung hat er nur gestreift. Aus der Diskussion konnte man die Probleme und Mängel in der Energiemessung deutlich heraushören und es stellte sich die Frage, ob man bei einer Übernahme durch die Gemeinde nicht eine «hängige Baustelle» von der Axpo übernehme, ohne zu wissen, was wirklich Sache sei. Von der Axpo erfahren wir, dass rund 50 Prozent der Energiemessungen noch aus der Bauzeit stammen. Der Rest würde dem neusten Stand der Technik entsprechen. Insbesondere die schlechte Holzqualität hat vor einigen Jahren den Betrieb massiv gestört. Das Holz wurde von weit weg hergefahren, was im Dorf auf keine Begeisterung gestossen ist. Die Aschenmenge von 3,5 Prozent sei katastrophal und der Anteil von Steinen und nicht brennbarem sei viel zu hoch gewesen. Zurzeit werden professionell vorbereitete Schnitzel aus dem Emmental mit einer sehr guten Qualität verwendet. Ziel ist es allerdings, die Schnitzel nach der Übernahme aus der Region zu beziehen und somit eine ökologischere Lösung zu schaffen. Die Abgaswerte sind derzeit wegen dem kaum funktionierenden Elektro-Abgasfilter ungenügend. Laut Axpo wird ie bestehende Elektrofilter-Anlage überholt und in den nächsten Tagen werden neue Resultate bekannt geben. In der Gesamtbeurteilung beurteilt Hanspeter Abbühl die Anlage als in brauchbarem bis gutem Zustand, weist aber auf den Ersatz des Elektrofilters (200000 Franken) als anstehende Investition hin.

Warum soll die Gemeinde dieAnlage übernehmen?

Martin Lörtscher, Leiter Ressort Finanzen der Einwohnergemeinde, reiht den Wärmeverbund wie das Hallenbad, das Parkhaus, den Fussballplatz, die Dorfbibliothek sowie die Kabelfernsehanlage zu den möglichen selbst gewählten Aufgaben der Gemeinde. Die Burger- und die Einwohnergemeinderäte hätten dem Vorhaben bereits zugestimmt. Er nennt den Wärmeverbund als öffentliche Aufgabe, die der Allgemeinheit diene. Zudem versorge der Wärmeverbund bereits wichtige Liegenschaften sowie über 100 Privatabnehmer. Mit der Übernahme sei der langfristige Betrieb gesichert und ermögliche den gezielten Ausbau. Für die hälftige Übernahme der Anlagen durch die Burger- und Einwohnergemeinde als derzeit grösste Abnehmerin (rund 20 Prozent) habe man Erfahrung mit dem Betrieb von grossen Betrieben (Wasser, Abwasser, Strassen, Feuerwehr) und man könne die Verwaltung des Wärmeverbundes in der Gemeindeverwaltung übernehmen.

Die Übernahme-Verhandlungen

Das Kaufangebot der Gemeinden an die Axpo beträgt derzeit 4,6 Millionen Franken. Von den Erstellungskosten (9,44 Millionen Franken) schreibt die Axpo 2,1 Millionen ab. Das ergibt einen Rückkaufswert von 7,34 Millionen Franken. Aus den Verhandlungen konnte eine Verkaufsminderung von 2,74 Millionen Franken, auf 4,6 Millionen Franken, erhandelt werden. Der Grund für den Preisnachlass liegt bei dem derzeitig ungenügenden Auslastungsgrad (30 Prozent Reserve) und der ungenügenden Netzdichte (zu wenig Abnehmer am Netz). Die Wirtschaftlichkeitsrechnung zeige aus heutiger Sicht in die richtige Richtung. Bei einer Wärmelieferung von 6282000 kWh und einem Schnitzelpreis von 32 Franken/m³ könne man mit einem Energiepreis von ca. 15 Rappen/kWh rechnen.

Ausbaumöglichkeiten

Das Hauptnetz deckt einen beträchtlichen Teil des Dorfkerns ab. Im Bereich des bestehenden Netzes sind 143 Abnehmer angeschlossen. Im Netzbereich würden weitere ca. 150 Abnehmer liegen, die derzeit noch anderweitig versorgt sind. Wie viele Abnehmer noch möglich sind, wurde nicht dargestellt. Abgelegenere Dorfteile kämen aus heutiger Sicht kaum in die Erschliessung.

Weiteres Vorgehen

Am 3. Dezember kommt die Übernahme des Wärmeverbundes vor die Gemeindeversammlung und am 29. Dezember vor die Burgergemeindeversammlung. Beide Versammlungen müssen für eine Übernahme der Anlage auf den 1. Juli 2016 der Vorlage zustimmen. Wenn die Übernahme nicht zu Stande kommt, werde die Axpo den Betrieb weiter übernehmen müssen. Walter Zeller