Zweisimmen Jazz

Dialekt-Jazz mit Emma & Co het gfägt

Am vergangenen Freitagabend spielte die junge Jazzband «Emma & Co» ein wunderschönes Konzert bei Zweisimmen Jazz im Beinhaus Zweisimmen. Dialekt ist in, die siebenköpfige Band aus Bern überzeugte das Publikum restlos, nicht zuletzt wegen der sympathischen Bandleaderin, Sängerin und Pianistin Sara Rutz. Sie führt ihre Company gekonnt und setzt ihre eigenen Arrangements und Jazzkompositionen, alle auf Berndeutsch gesungen, gekonnt um.

Dialekt-Jazz mit Emma & Co het gfägt

Emma & Co mit Sara Rutz Stimmbänder und Tasten.

Die ungewöhnliche Berner Jazzsängerin Sara Rutz, sie hat vor nicht allzu langer Zeit ihr Masterstudium an der Jazzschule Bern abgeschlossen, setzt bei ihren Eigenkompositionen ausschliesslich die berndeutsche Sprache ein. Zusätzlich hat sie bei Jazzstandards wie «What a wonderful World» oder «Besame Mucho» den Text in die Mundart umgeschrieben. So entstand quasi neu «Schöni Wäut» und «Küss mi», wobei sich der Kenner gerne auf diese bekannten, unbekannten Musikleckerbissen freuen konnte. Besonders «Küss mi» hat sich als Renner des Abends herauskristallisiert. Dabei liess es sich die Bandleaderin nicht nehmen, ihr Akkordeon hervor zu zaubern und das Publikum damit zu bezirzen – was natürlich problemlos gelang. Emma (Sara Rutz) versteht es ausgezeichnet, das Publikum mit ihrer Ausdrucksweise – mal fröhlich, mal nachdenklich – in ihren Bann zu ziehen. Nicht einmal die unverhofft aus dem Tannholzboden des Beinhaus hervorgekrochene grosse Spinne konnte die Sängerin aus dem Konzept bringen. In ihren Eigenkompositionen geht es meistens um die Liebe, die Menschen oder einfach um «Zügs und Sache». Dabei wechseln sich Balladen und uptempo-Stücke ab und wie im Jazz üblich, haben die Soloeinsätze ihren festen Platz.

«So oder so», der Titel ihrer demnächst erscheinenden ersten CD: Emma & Co begeisterte das Publikum in ihren zwei Sets. Die gesamte Band spielte stark zusammen, besonders gefielen die Soli von Sebastian Haas an der Akustik- und Jazzgitarre und von Michael von Rohr am Sopransaxophon. Die Rhythmus-Sektion mit Reto Bonaria am Schlagzeug und Perkussion und Florian Keller am Höfner Bass unterstützen insgesamt gekonnt. Mit der erstaunlichen Präsenz dieser noch jungen Combo wurde das Publikum in keiner Phase des Auftritts enttäuscht, sind doch alle Bandmitglieder ausgewiesene Musiker der jüngeren Generation der Schweizer Jazzszene. Der Bandzusatz «& Co» steht dafür, dass die Bandgrösse durchaus varieren kann. Als Überraschung präsentierte Emma & Co mit Lea Nussbaumer und Nadia Rutsch zwei Sängerinnen, die als Backing Vocals dem gesamten Rahmen zusätzlich eine weitere Nuance verlieh. Die Ideen dieser Band sind fast grenzenlos. So wurde in der ersten Zugabe eine Reprise von «Wieder cho» unplugged nur mit akustischer Baritongitarre, Cajon und den drei Sängerinnen vorgetragen, einfach genial!

Es hat sich also durchaus gelohnt, eines der seltenen Freitagskonzerte von Zweisimmen Jazz anzuhören. Der Saisonschluss dieser musikalisch überaus interessanten wie auch publikumsreichen 17. Saison zum Thema «Woman and Hot Strings» findet demnächst bereits statt. Siehe Vorschau und Inserat in dieser Zeitung. Markus Bachmann