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Erster Storchen-Zwischenlandeplatz eingeweiht

Was sich anhört wie ein lustiger Scherz, war nichts anderes als stiller Protest der SpitalkämpferInnen und der Bevölkerung aus dem Saanenland und Simmental. Sie demonstrieren mit ihrer Aktion gegen den Schliessungsentscheid der Geburtshilfeabteilung am Spital Zweisimmen. Die Schliessung wurde am 1. April Realität. Die Gegner der Schliessung machen damit aufmerksam, auf die lange Reise aus dem Saanenland und Simmental, welche die Störche oder in Wirklichkeit die werdenden Mütter unter der Geburt auf sich nehmen müssen.

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Einweihung des Storchen-Zwischenlandeplatzes in Zweisimmen

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Der schweizweit erste Storchen-Zwischenlandeplatz in Zweisimmen wurde eingeweiht.

Die tapferen Zweisimmner Hebammen, denen ein besonderer Dank gebührt für ihre wundervolle Arbeit: Vreni Oppliger, Ursi Ruchti, Marianne Haueter, Tatiana Perreten, Katrin Ganter

Der Trauerumzug zum Storchen-Zwischenlandeplatz angeführt von zwei treuen Saaner Spitalkämpfern: Daniel Bach und Ueli Schopfer

Der harte Kern der unermüdlichen SpitalkämpferInnen:
Marianne Haueter, Anne Speiser, Marianne Herbst, Franziska Kuhnen, Ursula Michel, Rosmarie Willener

Schwarze Ballone als Zeichen der Trauer und des Unmutes: Die angehängte Karte mahnt an die Opfer der Zentralisierung: Mensch, Arbeit, Zukunft…

Eigentlich war der Anlass auf der Wiese vor dem Spital Zweisimmen geplant, musste aber infolge anhaltenden Regenschauers der letzten Tage auf den Parkplatz vor der Markthalle Zweisimmen verlegt werden. «So schnell können eben auch die äusseren Umstände Einfluss haben, wenn man unterwegs ist, um ein Kind zu gebären» vergleicht Ursula Michel, Mitglied der SpitalkämpferInnen die Situation der Gebärenden mit der aktuellen Wetterlage.

Am Nachmittag des 1. Aprils harrten rund fünfzig Bewohner des Saanenlands und Simmentals – vom Neugeborenen über die Eltern bis hin zu Gross- und Urgrosseltern – der Kälte. Alle wollten sie dabei sein, bei der Einweihung des schweizweit ersten Storchen-Zwischenlandeplatzes. Der Anlass stand im Zeichen der Besinnlichkeit, gespickt mit einer Prise Humor. Damit wollten die organisierenden SpitalkämpferInnen ein weiteres Mal signalisieren, dass der Schliessungsentscheid für die Region sehr einschneidend ist und grosse Konsequenzen mit sich bringen wird.

Enttäuscht sprach die Zweisimmner Grossrätin und frischgebackene Grossmutter Anne Speiser zu der Menge: «Die gelebte Diskriminierung mit dem Entscheid der Schliessung der Geburtshilfe ist beschämend und wird in unserer Bergregion nie akzeptiert werden. Ich frage mich, ob die Regierung und die Spital STS AG auch noch so selbstsicher dastehen, falls ein fataler Zwischenfall vorliegen sollte? Eins ist sicher, die Familien, die Frauen und das Ungeborene werden im Stich gelassen, unverzeihlich!»

Auch Marianne Haueter, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands, Sektion Bern gab ihre Bedenken aus Sicht der Hebammen nochmals kund. Sie meinte: «einer Gesellschaft müsste die Geburtshilfe das Teuerste und wertvollste sein, was sie im Gesundheitswesen zu finanzieren hat und keine Kosten und Anstrengungen scheuen gute Bedingungen für den Start ins Leben zu ermöglichen. Diese Bedingungen sind für die Frauen und ihre Familien hier in den Tälern nicht mehr gegeben. Alle Argumente der Zentralisierer von der Geburtshilfe werden nicht wahrer, auch wenn sie mantramässig wiederholt werden. Also um was geht es denn? Nur noch vier Geburtszentren im Kanton? Diese versteckte Absicht der Gesundheitsökonomen und ihren Helfern könnte längerfristig nicht aufgehen. Wie das Beispiel hier in Zweisimmen zeigt. Wer die Bedürfnisse einer Bevölkerung ignoriert, muss damit rechnen, dass der Widerstand gegen diese Gesundheitspolitik nur der Anfang war. Wir Hebammen sind dabei, weil diese Politik dem Ereignis Geburt nicht gerecht wird.»

Ein eigens von der Spitalkämpferin Elisabeth Aebischer (notabene 60 Jahre alt) aus Zweisimmen komponierter Rap wurde zum Besten gegeben:

Spare, spare, spare,
mügligscht viil im Züg uma fahre.

Zentralisiere, zentralisiere, zentralisiere,
mügligscht alz uf e gliche Huuffe konzentriere.

Lüge, lüge, lüge,
di wahri Absicht u di finanziele Fakte verschwüge.

Verantworte, verantworte, verantworte!
Das mues mu ned an alen Orte.

Schliesse, schliesse schliesse,
o we’s für Ysparigi nüt tuet bschiesse.

Schwüge, schwüge, schwüge.
Nume ja ned öppis rüge.

Net schwüge, net schwüge, net schwüge.
Mier tüe iisitigi Information u verhängnisvoll Machetschafti rüge.

Mier si no net gschwiigget, mier tüe net schwüge!
Net Schwüge, net schwüge, net schwüge.

Den gesamten Text finden Sie hier.

Einweihung des Storchen-Zwischenlandeplatzes.

Zum Höhepunkt des Nachmittags führte schliesslich die Präsidentin der SpitalkämpferInnen, Fränzi Kuhnen aus St. Stephan. Ohne die Tragik des Schliessungsentscheides schmälern zu wollen, weihten die SpitalkämpferInnen auf humorvolle und doch sinnige Art und Weise, den Storchen-Zwischenlandeplatz ein. Um die aus dem weit entfernten Gsteig oder Lauenen, aber auch aus der Lenk fliegenden Störche für den Weiterflug in Richtung Frutigen oder Thun in Zukunft zu stärken, stellen die SpitalkämpferInnen ihnen nun eine Tränke- und Futterstelle direkt auf der Wiese vor dem Spital Zweisimmen zur Verfügung. Dies soll symbolisieren, dass der Weg von bis zu über 70 km Serpentine und Bergstrassen nach Frutigen oder Thun für Gebärende unzumutbar weit ist.

Nach der Einweihung durften die Anwesenden Ballone zum Himmel steigen lassen. Die angehängte Karte mahnte an die Opfer der Zentralisierung: Mensch, Arbeit, Zukunft…

Dank an Fachkräfte

Am Tag nach der Schliessung der Geburtshilfe-Abteilung am Spital Zweisimmen, überreichen die SpitalkämpferInnen den anwesenden Fachkräften wie Hebammen und Gynäkologinnen sowie deren Mitarbeiterinnen ein Rosenstöcklein als Zeichen des Dankes und der Verbundenheit.

Klares Statement

Die SpitalkämpferInnen werden die Schliessung «ihrer» Geburtshilfe niemals akzeptieren. Sie sind traurig, enttäuscht und wütend! Auch in Zukunft werden sie sich für das Wohl und die Sicherheit von jungen werdenden Familien einsetzen.

Erstellt am: 03.04.2015

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