Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Weitere Informationen

SpitalkämpferInnen: Protestveranstaltung zur Schliessung der Geburtshilfe

Erster Storchen-Zwischenlandeplatz eingeweiht

Was sich anhört wie ein lustiger Scherz, war nichts anderes als stiller Protest der SpitalkämpferInnen und der Bevölkerung. Sie demonstrierten mit ihrer Aktion gegen den Schliessungsentscheid der Geburtshilfeabteilung am Spital Zweisimmen. Die Gegner der Schliessung machen damit auf die lange Reise aus dem Pays-d’Enhaut/Saanenland und Simmental aufmerksam, welche die Störche, oder in Wirklichkeit die werdenden Mütter, unter der Geburt auf sich nehmen müssen.

rating rating rating rating rating
Erster Storchen-Zwischenlandeplatz eingeweiht

Der harte Kern der unermüdlichen SpitalkämpferInnen: Marianne Haueter, Anne Speiser, Marianne Herbst, Franziska Kuhnen, Ursula Michel, Rosmarie Willener.

Eigentlich war der Anlass auf der Wiese vor dem Spital Zweisimmen geplant, musste aber infolge der anhaltenden Regenschauer der letzten Tage auf den Parkplatz vor der Markthalle Zweisimmen verlegt werden. «So schnell können eben auch die äusseren Umstände Einfluss haben, wenn man unterwegs ist, um ein Kind zu gebären», vergleicht Ursula Michel, Mitglied der SpitalkämpferInnen die Situation der Gebärenden mit der aktuellen Wetterlage.

Am Nachmittag des 1. Aprils harrten rund 60 Bewohner des Simmentals und Saanenlands – vom Neugeborenen über die Eltern, bis hin zu Gross- und Urgrosseltern – der Kälte. Alle wollten sie dabei sein, bei der Einweihung des schweizweit ersten Storchen-Zwischenlandeplatzes. Der Anlass stand im Zeichen der Besinnlichkeit, gespickt mit einer Prise Humor. Damit wollten die organisierenden SpitalkämpferInnen ein weiteres Mal signalisieren, dass der Schliessungsentscheid für die Region sehr einschneidend ist und grosse Konsequenzen in jeglicher Hinsicht mit sich bringen wird.

Die Zweisimmner Grossrätin und frischgebackene Grossmutter Anne Speiser sprach enttäuscht zu den Protest-Teilnehmern. Drei Sätze ihrer Rede: «Die gelebte Diskriminierung mit dem Entscheid der Schliessung der Geburtshilfe ist beschämend und wird in unserer Bergregion nie akzeptiert werden. Ich frage mich, ob die Regierung und die Spital STS AG auch noch so selbstsicher dastehen, falls ein fataler Zwischenfall vorliegen sollte? Eins ist sicher, die Familien, die Frauen und das Ungeborene werden im Stich gelassen, unverzeihlich!»

Auch Marianne Haueter, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands, Sektion Bern gab ihre Bedenken aus Sicht der Hebammen nochmals kund. Sie meinte unter anderem: «Einer Gesellschaft müsste die Geburtshilfe das Teuerste und Wertvollste sein, was sie im Gesundheitswesen zu finanzieren hat und keine Kosten und Anstrengungen scheuen, gute Bedingungen für den Start ins Leben zu ermöglichen. Diese Bedingungen sind für die Frauen und ihre Familien hier in den Tälern nicht mehr gegeben. Alle Argumente der Zentralisierer von der Geburtshilfe werden nicht wahrer, auch wenn sie mantramässig wiederholt werden. Also um was geht es denn? Nur noch vier Geburtszentren im Kanton? Diese versteckte Absicht der Gesundheitsökonomen und ihren Helfern könnte längerfristig nicht aufgehen – wie das Beispiel hier in Zweisimmen zeigt. Wer die Bedürfnisse einer Bevölkerung ignoriert, muss damit rechnen, dass der Widerstand gegen diese Gesundheitspolitik nur der Anfang war. Wir Hebammen sind dabei, weil diese Politik dem Ereignis Geburt nicht gerecht wird.»

Ein eigens von der Spitalkämpferin Elisabeth Aebischer, Zweisimmen, komponierter Rap gab sie selber zum Besten. Hier der Refrain:

Spare, spare, spare / mügligscht viil im Züg uma fahre.

Zentralisiere, zentralisiere, zentralisiere / mügligscht alz uf e gliche Huuffe konzentriere.

Lüge, lüge, lüge / di wahri Absicht u di finanziele Fakte verschwüge.

Verantworte, verantworte, verantworte!
Das mues mu ned an alen Orte.

Schliesse, schliesse schliesse /
o we’s für Ysparigi nüt tuet bschiesse.

Schwüge, schwüge, schwüge / Nume ja ned öppis rüge.

Net schwüge, net schwüge, net schwüge /
Mier tüe iisitigi Information u verhängnisvoll Machetschafti rüge.

Mier si no net gschwiigget, mier tüe net schwüge! / Net Schwüge, net schwüge, net schwüge.

Einweihung des Storchen-Zwischenlandeplatzes

Zum Höhepunkt des Nachmittags führte schliesslich die Präsidentin der SpitalkämpferInnen, Fränzi Kuhnen aus St. Stephan. Ohne die Tragik des Schliessungsentscheides schmälern zu wollen, weihten die SpitalkämpferInnen auf humorvolle und doch sinnige Art und Weise, den Storchen-Zwischenlandeplatz ein. Um die aus dem weit entfernten Gsteig oder Lauenen, aber auch aus der Lenk fliegenden Störche für den Weiterflug in Richtung der zeitlich kürzesten Strecke nach Frutigen oder Interlaken in Zukunft zu stärken, stellen die SpitalkämpferInnen ihnen nun eine Tränke- und Futterstelle auf der Wiese vor dem Spital Zweisimmen zur Verfügung. Dies soll symbolisieren, dass der Weg von bis zu über 70 km Serpentine und Bergstrassen nach Frutigen, Interlaken oder Thun für Gebärende unzumutbar weit ist.

Nach der Einweihung durften die Anwesenden Ballone zum Himmel steigen lassen. Die angehängte Karte mahnte an die Opfer der Zentralisierung: Mensch, Arbeit, Zukunft…

Dank an Fachkräfte
Am Tag nach der Schliessung der Geburtshilfe-Abteilung am Spital Zweisimmen überreichten die SpitalkämpferInnen den anwesenden Fachkräften wie Hebammen und Gynäkologinnen sowie deren Mitarbeiterinnen ein Rosenstöcklein als Zeichen des Dankes und der Verbundenheit. Die SpitalkämpferInnen sind aber enttäuscht, dass keine der eingeladenen Behördenvertreter von Zweisimmen, noch die Standortleiterin ein Zeichen von sich gaben.
Erster Storchen-Zwischenlandeplatz eingeweiht

Erstellt am: 09.04.2015

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare

Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Interessante Artikel