Fair Trade Town Zweisimmen – Fairer Handel imObersimmental

Die Gemeinde Zweisimmen darf sich ab sofort offiziell Fair Trade Town Zweisimmen nennen. Am 16. April überreichte Tobias Meier, Präsident von Swiss Fair Trade, die Auszeichnung. So übernimmt Zweisimmen eine Pionierrolle in der Schweiz und beweist, dass auch kleine Gemeinden ihren Beitrag zum fairen Handel leisten können.

Fair Trade Town Zweisimmen – Fairer Handel imObersimmental

FTT-Brot zum Apéro.

Fünf Kontinente, 27 Länder, 1796 Städte. Ab 16. April gehört auch die Gemeinde Zweisimmen zu den stolzen Besitzern der Auszeichnung «Fair Trade Town». Was im Frühling 2000 von einer Gruppe Engländer initiiert wurde, hat mittlerweile die ganze Welt erobert und auch vor den Schweizer Bergen nicht Halt gemacht. Die internationale Kampagne Fair Trade Town fördert den fairen Handel. Sie wird in der Schweiz von Swiss Fair Trade, dem Dachverband der Fair Trade-Organisationen geleitet und unter anderem auch vom Staatssekretariat für Wirtschaft unterstützt. Erklärtes Ziel ist die Linderung der globalen Armut, indem der faire Handel gefördert wird.

Innovative Berner Oberländer

Die Kampagne startete in der Schweiz im Sommer 2014. Ein Jahr später hatte Ursula Spycher, Ladenleiterin des claro Weltladens in Zweisimmen die Idee, die hiesige Bevölkerung für das Engagement für gerechtere Arbeitsbedingungen im Süden zu gewinnen. In Gemeinderätin Claudia Gautschi fand sie genau die richtige Person, welche die Gemeindeverwaltung (inkl. Gemeinderat) vom Mitmachen bei diesem sinnvollen Konzept überzeugen konnte. Mit der Auszeichnung als Fair Trade Town wird das Engagement der hiesigen Bevölkerung für den fairen Handel sichtbar. Dass Berge natürliche Grenzen bilden und das weitsichtige Denken manchmal auch einschränken kann, bedeutet nicht, dass auch Randregionen ihren Beitrag zu globalen Themen leisten können. Das zeigt sich in der Bereitschaft diverser lokaler Betriebe, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und bei den Fair Trade Town-Aktivitäten mitzumachen.

Pionierrolle für Zweisimmen

Die Arbeitsgruppe Fair Trade Town Zweisimmen, bestehend aus Ursula Spycher (claro Weltladen Zweisimmen), Claudia Gautschi (Gemeinderätin), Pia Feuz (Brasserie zur Simme) und Esther Liebi, hat sich dafür eingesetzt, dass die fünf Kriterien zum Erhalt der Auszeichnung erfüllt werden. Bereits im Februar 2016 wurde der Antrag von der Kampagnenleitung bestätigt und die provisorische Zusage zur Auszeichnung erteilt. Mit der Durchführung des Auszeichnungs-Anlasses erfüllt die Gemeinde Zweisimmen nun alle Anforderungen und darf sich ab sofort Fair Trade Town Zweisimmen nennen. Laut Weisheiten aus dem Volksmund sind die Berner eher gemütlich, wenn nicht sogar ein wenig langsam. So hat beim Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel als «1. Fair Trade Town der Schweiz» die Gemeinde Glarus Nord knapp gewonnen – deren Übergabeanlass fand bereits im Februar statt. Zweisimmen übernimmt dafür im Kanton Bern die Pionierrolle.

Zusammenarbeit lohnt sich

Am 16. April fand in Zweisimmen im Raum der Begegnung der Katholischen Kirchgemeinde die Übergabe der Auszeichnung statt. Gemeindepräsident Ueli Zeller eröffnete die Veranstaltung mit einem eindrücklichen Grusswort. Fairer Handel sei auch vor Ort umsetzbar, so Zeller, und appelliert an die Regionalität. Er wünscht sich, dass die Bevölkerung wieder vermehrt die feinen, hiesigen Produkte berücksichtigt, deren Ursprung im schönen Obersimmental liegt. Claudia Gautschi schilderte humorvoll die verschiedenen Etappen von der Idee bis zur Auszeichnung. Eindrucksvoll erzählte sie, wie die Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung, dem lokalen Gewerbe und Institutionen die verschiedenen Anforderungen gemeistert hat, um den Zuspruch der Kampagnenleitung für das Label zu erhalten. Franziska Wagner, Verkaufsberaterin bei claro fair trade AG, stellte den fairen Handel am Beispiel Cashew Nuss vor und informierte über das Projekt mit Green Net in Thailand. «Think global, act local», mit diesen Worten begann Tobias Meier, Präsident von Swiss Fair Trade, seine Laudatio und überreichte der Gemeinde Zweisimmen die Urkunde.

Nach dem offiziellen Teil wurden alle Gäste, die aus verschiedenen Städten der Schweiz angereist waren, zu einem herzhaften Apéro eingeladen – selbstverständlich bestehend aus fair gehandelten lokalen und südländischen Produkten. An dieser Stelle spricht die Arbeitsgruppe Fair Trade Town Zweisimmen ihren herzlichen Dank den grosszügigen Sponsoren claro fair trade AG, gebana, Rufener Kanalreinigung AG und claro Weltladen Zweisimmen aus. Sie haben Produkte aus ihrem Sortiment für den Apéro gestiftet. Weiter geht ein grosses Merci an die Gemeinde Zweisimmen, die Römisch-Katholische Kirchgemeinde und die Kampagnenleitung Fair Trade Town, Frau Toya Krummenacher, welche die Arbeitsgruppe in der Vorbereitung für die Übergabefestivitäten unterstützt haben.

Die Jagd nach Fairness-Punkten

Eine Fair Trade Town hat auch nach der Auszeichnung verschiedene Auflagen zu erfüllen und muss sich für den fairen Handel einsetzen. Diese Aktivitäten werden anlässlich der drei-Jahres-Überprüfung kontrolliert und bilden die Voraussetzung zum Erhalt der Auszeichnung. Die Arbeitsgruppe ist somit gefordert, unter anderem mit Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit der Bevölkerung immer wieder vor Augen zu führen was es bedeutet, Fair Trade Town zu sein. Mit der Übergabe der Auszeichnung ist auch die Jagd nach Fairness-Punkten eröffnet. Das heisst, die Arbeitsgruppe setzt sich nicht nur dafür ein, den Status zu erhalten, sondern das Fair Trade-Engagement innerhalb der Gemeinde auszubauen. Warten wir also gespannt auf Informationen zu geplanten Aktivitäten und wie die Zusatzpunkte erreicht werden können. Wer sich laufend über den aktuellen Stand in Zweisimmen informieren möchte, ist eingeladen, die interaktive Webplattform, auf der jede Gemeinde der Schweiz ein eigenes Profil besitzt, zu besuchen.

Pia Feuz, Arbeitsgruppe Fair Trade Town Zweisimmen