Fesselnde Romantik zwischen Hannover und Thun
Ironie und Musik, Humor und Ironie
Der in Hannover aufgewachsene Johannes Brahms hinterliess auch Spuren in Thun. Seine fesselnde Romantik und Frische fanden den Weg ans Menuhin Festival Gstaad. In der fast voll besetzten Kirche Zweisimmen sorgten die Geschwister Christian und Tanja Tetzlaff mit Pianist Lars Vogt für sicht- und hörbaren Musikgenuss.
Konzertabend mit Johannes Brahms im Rahmen des Menuhin Festivals Gstaad in der Kirche Zweisimmen
Den Geschwistern Christian (Violine) und Tanja Tetzlaff (Violoncello) und dem Pianisten Lars Vogt zu lauschen und bei ihrem künstlerischen Handwerk zuzusehen war ein Vergnügen erster Güte. Was das Trio für Brahms spürte, war in der fast voll besetzten Kirche Zweisimmen sicht- und hörbar. Vorab glückte die eindrückliche Verbindung des Komponisten zwischen Hannover und Thun. Zugleich kam das Festival-Motto Ironie und Musik beispielhaft zum Tragen.
Auffallend wirkten die filigrane Interpretation und das romantische Empfinden der Künstler. Feinste dynamische und gestalterische Unterschiede wurden herausgeschält. Lyrisch, innig, lieblich, aber auch energisch gestaltete das Duo Christian Tetzlaff, Violine und Lars Vogt, Klavier, Johannes Brahms zweite Sonate A-Dur. Idylle und Humor prägten die im Sommer 1886 am Thunersee entstandene Sonate. Das intensiv verarbeitete Werk klang in eindrücklicher Abschiedswehmut aus.
Ebenso in harmonischem Einklang musizierte die Cellistin mit einfühlsamem vollumfänglich auf seine Partnerin reagierenden Pianisten Vogt. Gemeinsam stellte sich das Duo voll in den Dienst der Musik. Samtiger und zugleich temperamentvoller Klang des Cellos harmonierte ideal. Die frische und spontane Melodieführung kam subtil und dosiert interpretiert zum Ausdruck.
Muxmäuschenstill lauschten die Zuhörenden dem faszinierenden Klaviertrio Nr. 1 e-Moll. Jugendliche Frische des 20-jährigen, in Clara Schumann verliebten Komponisten kam in tänzerischer, verspielter Manier zum Tragen. Mit ungeheurer Intensität des Ausdrucks und klanglicher Differenzierung liessen die Künstler den Abend ausklingen. Auffallend waren die frischen Tempi mit zielführender Phrasierung verbunden. Vogt griff lebendig und einfühlsam in den virtuosen Klavierpart. Es war nicht zu überhören, dass das Trio klanglich und rhythmisch eine Einheit bildete. Nach langem Applaus gewährten die drei Ausnahmemusiker dem Publikum zwei Zugaben, die ganz am Schluss mit Standing Ovation quittiert wurden.
Erstellt am: 06.08.2015