Jodelmusical «uf immer und ewig» – ein pures Kulturerlebnis

Vor vier Jahren als Novum durchgestartet, hält auch die zweite Jodelmusical-Produktion, was man sich von einem Musical verspricht: Grossartige Stimmenvielfalt, gepaart mit szenisch passenden Tanzelementen. In «uf immer und ewig» zieht die Kurzweil das Publikum während zweieinhalb Stunden definitiv in ihren Bann – so auch die rund 600 Besuchenden vergangenen Freitag in Zweisimmen. Und im darstellerischen Mittelpunkt stehen mit Barbara Klossner und Markus Bühler erst noch zwei Simmentaler!

Jodelmusical «uf immer und ewig» – ein pures Kulturerlebnis

Der Haussegen stand im Gasthof Harmonie schief: Barbara Klossner tat als resolute Wirtin ihrem Theatergatten Erwin «Buba» Bertschy die Hühner ordentlich ein.

Am 2. Mai 2020 erstmals in der Simmental Arena angesagt, konnte das Jodelmusical am 6. Mai gut zwei Jahre später endlich doch noch aufgeführt werden. Und das lange Warten hat sich für das erwartungsfrohe und aufmerksame Publikum definitiv gelohnt.

Bedingungsloser und freudiger Einsatz

In der Simmental Arena war die Vorfreude und gleichzeitig Spannung unter den 600 Besuchenden deutlich spürbar – würde das Folgemusical wohl an den Grosserfolg des ersten Jodelmusicals «Stilli Zärtlichkeite» anknüpfen können? Um es vorwegzunehmen: Es konnte, und wie! Die Darstellerequipe leistete einen bedingungslosen, aber auch freudigen und sichtlich lustvollen Einsatz. Was in der Simmental Arena gesanglich und instrumental geboten wurde, kann im Musicalgenre durchaus als erstklassig eingestuft werden. Die leichtfüssige Geschichte wurde derart geschickt inszeniert, dass das Publikum vom ersten Moment an darin eintauchen konnte.

Und diese Inszenierung beinhaltete auch den Auftritt eines einheimischen Jodlerklubs – in diesem Fall des Jodlerklubs Rinderberg-Oeschseite. Zwei Vorträge nach freier Wahl waren vom Zweisimmer Klub gefordert. Dass sie jedoch ins Musicalgeschehen integriert würden, wussten die Einheimischen zuvor nicht. Simon Lüthi stand nicht nur als musikalischer Leiter des Jodelmusicals an vorderster Front im Einsatz, sondern übernahm auch gleich die Leitung des hiesigen Jodlerklubs und baute ihn geschickt in die Handlung ein.

Der Volksmusikant aus Ebnat Kappel gilt als ein echtes Naturtalent mit seiner flexiblen, aber auch virtuosen Spielweise. Im Jodelmusical ist er für die Gesamtleitung sowohl der Jodellieder als auch dem Arrangieren aller musikalischen Produktionen verantwortlich. Dabei hat der Multiinstrumentalist tief in seine Ideenkiste gegriffen. Thematisch passende Lieder, gefühlvoll begleitet vom fünfköpfigen Orchester, das hervorragend aufspielte, trugen dabei in ihrer Melodik klar die Handschrift des Toggenburger Naturtalentes. Nebst bestehenden Jodelliedern wie etwa «Lieb ha» von Emil Grolimund wurden viele Titel extra für das Jodelmusical neu komponiert.

Wie schon beim ersten Jodelmusical «Stilli Zärtlichkeite» wird auch in «uf immer und ewig» vom Solo bis Chorgesang in allen Formationsgrössen gejodelt. Voluminöse Stimmen mit beeindruckender Tonsicherheit hallten in die riesige Simmental Arena. Die zwölf Darsteller ergänzen sich vom mächtigen Bass bis zur hell erklingenden Stimme hervorragend. Natürlich mussten die ausgewählten Lieder und Jodelmelodien auch an die jeweiligen Protagonisten angepasst werden, was aber sehr wohl gelungen ist.

Hervorragende Simmentaler

Mit dem Initianten Erwin «Buba» Bertschy, Barbara Klossner, Nicole Hersche-Hefti, Karin Gwerder sowie Simon Lüthi sind einige «Wiederholungstäter» dabei, die bei beiden Jodelmusicals mitgemacht haben. Aber auch neue Darsteller, wie etwa der Därstettner Markus Bühler mit seiner ebenfalls klassisch geschulten Stimme haben das Ensemble in positivem Sinn frisch belebt.

Hervorragend waren alle – doch mit Barbara Klossner und Markus Bühler standen zwei unglaublich talentierte und stimmgewaltige Simmentaler Persönlichkeiten im Einsatz – was dem Publikum grosse Freude bereitete und die vielen Angehörigen in der Arena bestimmt und berechtigterweise stolz machte.

Während Barbara als resolute Wirtin mit unglaublicher Mimik und Gesangeskraft das Publikum bezirzte und auch verzauberte, beeindruckte der gebürtige Erlenbacher Markus Bühler mit seiner unglaublich tiefen Bassstimme. «Eine Stimme wie Ivan Rebroff», hörte man an diesem Abend mehr als einmal – durchaus nachvollziehbar. Dazu kam sein ruhiges, bedachtes Schauspiel als Immobilienhändler Josef Joder, das alle beeindruckte. Ein Rohdiamant, den Barbara Klossner im Bahnhöfli in Oey vor rund zehn Jahren in einer gemütlichen «Gesangsrunde» zu später Stunde entdeckt hatte und der nun auch mit schauspielerischen und sogar tänzerischen Qualitäten zu brillieren wusste.