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Traditionelle Theaterabende sind gelebte «Hochkultur»

Gemütliche Stimmung herrschte am Samstagabend, 20. Februar 2016, im Gemeindesaal Zweisimmen. Der Unterhaltungsabend des Jodlerklubs Rinderberg Oeschseite fand regen Anklang. Die Gäste erlebten ein facettenreiches, musikalisches Programm und ein äusserst amüsantes Theater.

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Traditionelle Theaterabende sind gelebte «Hochkultur»

Begnadete Schauspieler des Jodlerklubs Rinderberg Oeschseite spielten unter der Leitung von Christine Schwizgebel den tragisch-komischen Vierakter «Dr Schoche-Puur».

Die Welt verändert sich auch bei uns. Die Winter bleiben im Tal fast schneelos, die Wiesen grün, Brücken werden abgerissen, neue entstehen, Hotels geschlossen und wieder eröffnet, Züge spuren schon bald um, die Kühe machen Platz für die Migros und so manches Kleinkind kennt nun auch die Stadt Thun. Da ist es wohltuend schön, dass es trotz allen Veränderungen noch unerschütterliche Felsen in der Brandung gibt. All die Jodlerabende in unserer Region stehen sinnbildlich für das, was bleibt und das ist gut so. Sie verkörpern unsere traditionell gelebte «Hochkultur» und zu der sollten wir Sorge tragen. Genau das tat der Jodlerklub Rinderberg Oeschseite am letzten Samstag, Sonntag und Mittwoch. Am Samstag wurde das Programm mit dem Jodlerklub Flüehblüemli Kiental, dem Schwyzerörgelitrio Boltiggruess, dem Theater «Dr Schoche-Puur» und dem «Örgeler» Simon Haldi angereichert.

Kräftiger Gesang

Das Schwyzerörgelitrio Boltiggruess spielte auf der mit Kuhglocken geschmückten Vorbühne zur Eröffnung einen musikalischen Willkommensgruss. Über die grosse Zahl der angereisten Jodlerfreunde erfreut, zeigte sich auch die Moderatorin Therese Kohli. Mit über 300 Leuten, von welchen ein grosser Teil schon zum vorangehenden Nachtessen gekommen war, durfte sie das zu Recht.

Als sich der Vorhang zum Liederprogramm öffnete, hielt das Publikum erst mal den Atem an. Das herrliche Bühnenbild weckte bereits die Vorfreuden auf das Theater. Der Jodlerklub Rinderberg Oeschseite, unter der Leitung von Bernhard Kohli, gab mit ihrem ersten Lied, «My Boum» von Theres Aeberhard-Häusler, indirekt bekannt, was sein Motto war. Standhaft, verwurzelt und prächtig schön kann eine Linde sein, ein treuer Begleiter auch in wechselhaften und schwierigeren Zeiten. So kräftig wie der Baum, war auch der Gesang der Jodler. Der 22-köpfige Klub besitzt einen vollen, aber nie metallischen und hart wirkenden Chorklang.

Gastformation Jodlerklub Flüehblüemli Kiental

Der einheimische Klub wechselte sich mit dem Jodlerklub Flüehblüemli und dem Schwyzerörgelitrio Boltiggruess ab. Die Gastformation aus dem Kiental, die ein reiner Männerchor ist, hat mit den Herren Ryter erfahrene Jodler und Komponisten unter sich. Der Chor wird von Adrian Ryter geleitet und zu hören gab es unter anderem auch Kompositionen von Franz und Ernst Ryter. Das Flüehblüemli leiht dem Verein seit über sechzig Jahren seinen Namen. Dieser steht für erdig, schlicht, untrennbar mit den Bergen verbunden. Fast gleiche Attribute wie bei den Zweisimmnern, trotzdem gab es hörbare Unterschiede. Die Kientaler haben einen sanfteren und schlichteren, aber nicht minder schönen Chorklang. Besonders zu erwähnen ist die schöne, weich geführte und in den höchsten Höhen nie gepresste Jutzstimme vom jungen Landwirt Christian Hager.

Vorhang auf für «Dr Schoche-Puur»

Christine Schwizgebel inszenierte mit ihrem Schauspielerteam einen kurzweiligen, heiteren Vierakter mit einem ernsten Hintergrund. «Dr Schoche-Puur» ist die Geschichte der Brüder von Matt. Franz von Matt (Niklaus Rufener) besitzt eine gut laufende Mühle, hat Frau (Vreni Zeller) und Tochter (Eveline Rufener) und müsste eigentlich zufrieden sein. Sein Bruder Sepp, der kinderlose Schoche-Puur, liegt im Sterben. Die beiden Brüder leben seit Jahren im Familienstreit nebeneinander. Vreni, die Tochter von Franz, liebt ihren Onkel Sepp jedoch sehr, denn dort bekommt sie die Zuneigung, die ihr der eigene Vater vorenthält. Sie verliebt sich in Sepps Knecht Martin (André Rufener), ihr Vater will sie jedoch mit dem Grossbauern Anderhueb (Hans Bieri) verheiraten. Dass die Fetzen auch in die richtige Richtung flogen, dafür sorgten Marie (Beatrice Haldi), Magd auf der Schochenmühle, der Möchtegern-Verlobte Hans und Köbi (Toni Perren in der Rolle als Knecht). Am Schluss eröffnete der Notar (Sami Schenk) allen Beteiligten den letzten Willen vom Schoche-Puur Sepp. Mit der Verlobung von Martin und Vreni gab es ein Happyend. Für die Unterhaltung zwischen den Akten sorgte der sehr gefühlvoll spielende und talentierte Schwyzerörgeler Simon Haldi.

Zu den Klängen vom Trio «Boltiggruess» ging einer dieser traditionellen Jodlerabende tanzfreudig zu Ende. In der Hoffnung, dass sie in 30 Jahren noch das sein werden, was sie schon immer waren: Ein Fels in der Brandung, in einer sich schnell drehenden Welt.

Erstellt am: 24.02.2016

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