Skicross-Europacup an der Lenk

Doppelsieg für Lehikoinen – Därstettner Gil Martin wurde guter Fünfter

Vom 24. bis 27. Januar fanden an der Lenk Skicross-Wettkämpfe auf verschiedensten Stufen statt. Eröffnet wurde das Wochenende am Betelberg mit zwei Europacup-Rennen der Damen und Herren. Der Simmentaler Gil Martin schlug sich dabei beachtlich und konnte sich im ersten Rennen den ausgezeichneten fünften Rang erkämpfen.

Doppelsieg für Lehikoinen – Därstettner Gil Martin wurde guter Fünfter

Während seine Konkurrenten in den Viertelfinal starteten (hinten), hatte Gil Martin aus Därstetten nach dem unfreiwilligen Ausscheiden in den Achtelfinals im zweiten EC-Rennen Zeit, Red und Antwort zu stehen.

Die Lenk leistete in der Geschichte der Skicross-Parks Pionierarbeit und ist seit Jahren regelmässiger Organisator von Skicross-Events. Der heutige Audi Skicross-Park am Haslerlift glänzt durch seine perfekt präparierte und actiongeladene Piste und sorgt immer wieder für Spektakel. Am Start erwartete die Fahrer nicht nur Nervenkitzel, sondern auch ein grandioses Bergpanorama.

Doppelsieg für Schweizer MännerAm 24. und 25. Januar wurde der Skicross Park am Betelberg von den Cracks gerockt. Während zwei Tagen duellierte sich die europäische Elite um die besten Plätze. Und an beiden Wettkampftagen begeisterten die Athleten mit Skicross auf höchstem Niveau, mit harten Duellen und zwischendurch leider auch mit spektakulären Stürzen.

Die Helfer rund um Race Director «Didi» Waldspurger leisteten am Betelberg grossartige Arbeit. Der Neuschnee führte dazu, dass der Skicrosspark nach dem ersten Renntag gelitten hatte. Doch am Freitag präsentierten sich die Wellen und Sprünge an der Lenk wieder von ihrer besten Seite. Bei traumhaftem Sonnenschein und einem grandiosen Panorama duellierte sich die europäische Elite um den Sieg im Obersimmental. «So einen coolen Kurs wie heuer habe ich hier an der Lenk noch nie erlebt», rühmte denn auch ein Fahrer vom Skiklub Hergiswil. «Mit vielen Elementen gespickt, und bis ins Ziel mit guten Möglichkeiten zum Überholen.»

Den Sieg bei den Männern krallte sich an beiden Renntagen der Schweizer Skicrosser Niki Lehikoinen. Das 22-jährige C-Kader-Mitglied von Swiss-Ski schien sich in der Lenker Bergluft besonders wohlzufühlen und gewann innerhalb von 24 Stunden seine zwei ersten Europacuprennen. Eine Podestpremiere erlebte der Freiburger Alex Marro. Der 23-Jährige klassierte sich am Freitag auf dem starken 2. Rang. Hinter den beiden Schweizern belegte der Japaner Sugai Ryo den 3. Rang.

Lokalmatador mit gemischten GefühlenUnd wie lief es Gil Martin aus Därstetten? Nachdem er eine Woche zuvor im französischen Val Thorens seinen ersten Europacupsieg feiern konnte, war der knapp Zwanzigjährige für die beiden «Heimrennen» voll motiviert. «Es waren coole und ausgezeichnet organisierte Rennen auf attraktiver Strecke», rühmte Gil Martin den Parcours am Haslerlift. «Es ist eine eigentliche Allrounderstrecke, auf der man gut gleiten, aber auch gut Wellen schlucken und so Tempo generieren kann. Gleichwohl muss man eine gute alpine Technik haben, um vorne mitfahren zu können.» Beim ersten EC-Rennen stiess Gil Martin bis in den kleinen Final vor, den er dann auch gewann und damit den ausgezeichneten fünften Schlussrang belegte.

Sieg und Niederlage liegen auch beim Skicross extrem nahe beieinander. Dies musste der junge Därstettner am Freitag erfahren, als er im Achtelfinal auf dem guten zweiten Platz liegend unterwegs war. Nach einem Foul und einem daraus resultierenden Torfehler schied er jedoch unverhofft früh aus. «Ich wollte zuviel und daher ist das Endresultat heute etwas weniger gut», bilanzierte Gil Martin sein Ausscheiden im Achtelfinal des zweiten EC-Rennens selbstkritisch. Platz 17 bei knapp 50 Startenden resultierte damit für Gil Martin im freitäglichen EC-Rennen.

Stossen, ziehen, ausbalancieren?Körperkontakt ist beim Skicross erlaubt, Schulter an Schulter ebenso, aber die Arme müssen beim eigenen Körper bleiben. Eine unfaire Methode, sich Platz und Vorteil zu verschaffen ist das Ausfahren der Ellenbogen und das Zurückhalten/ziehen. Neuerdings macht sich eine andere Foul-Art breit: das Wegkicken mit dem Ski auf den Skischuh des Konkurrenten. Dies war auch die Ahndung des Vergehens, das das Ausscheiden für Gil Martin bedeutete und zum Protest und der roten Karte für den unfairen Gegner aus Italien führte. Nach einem Protest sind übrigens auch die freiwilligen Torrichter sehr gefordert, die bei Bedarf durch den Schiedsrichter aus dem Ziel angefunkt werden und ihre Sicht des Geschehens erläutern müssen.

Mit Skicross-Virus infiziertDie Schweizer Skicrossfamilie ist klein und überschaubar und man kennt einander, so natürlich auch den langjährigen Renndirektor Didi Waldsburger, welcher vor Jahren Arbeitskollege von Gils Vater Jean-Michel war und diesen mit der Audi Kids Cross Tour in Berührung brachte, die an der Lenk ihren eigentlichen Ursprung hat. Dieser nahm seinen Sprössling kurzerhand mit und so wurde Gil als Teenager mit dem Skicross-Virus regelrecht infiziert. «Didi ist derjenige, der mich als Kind zum Skicross gebracht hat und hier habe ich auch meine ersten Rennen gefahren», meinte der Ausnahmekönner am Betelberg schmunzelnd.

Rund zwanzig Zivilschützer und viele Freiwillige standen übrigens übers Wochenende für die Skicross-Wettkämpfe im Einsatz: So auch Gils Mutter Barbara am Samstag und Vater Jean-Michel während vier Tagen, die mit ihrem Einsatz als Torwarte so wieder etwas an den geliebten Sport ihres Sohnes zurückgeben konnten.

Mit Lehre und Sport zweispurigunterwegsNoch vor einem Jahr war Gil am Betelberg verletzungsbedingt zum Zuschauen verknurrt. «Mit dem Verlauf meiner bisherigen Comeback-Saison und mit Leistung, Kraft und Form bin ich bis jetzt sehr zufrieden.» Einen Schlag, den er in Val Thorens ins Knie erwischte, spürt er ab und zu noch, weshalb er auch auf den Start am samstäglichen FIS-Rennen verzichtete. «Die Erholung ist wichtig und ich möchte den Rest der Saison nicht mit Beschwerden anpacken. Am liebsten würde ich jedoch jeden Tag Rennen fahren, trotzdem geht die Gesundheit vor.» Dazu kommt noch die bevorstehende Abschlussprüfung. «Nun folgt die strenge Zeit meiner «Zweispurigkeit» mit Sport und parallel dazu das Lernen auf die Lehrabschlussprüfung als Logistiker», die er bei der Lehrfirma Nitrochemie sauber abschliessen will. «Mein Arbeitgeber kam mir während der Lehrzeit sehr entgegen, indem ich im Sommer Überzeit generieren durfte, die ich im Winter kompensieren konnte. Das bedingt eine starke Flexibilität des Lehrbetriebes, die ich mit voller Unterstützung bekommen habe.» So wurde er am samstäglichen FIS-Rennen auch von Mitarbeitenden seines Lehrbetriebes begleitet und konnte ihnen seinen Sport am Lenker Betelberg näher bringen.

Sportliche Saisonhöhepunkte sind für den Därstettner nebst den bevorstehenden Europacup-Rennen die Junioren-Schweizermeisterschaft vom 10. März, wo er seinen Titel zurückgewinnen will. Ende März folgt dann noch die Junioren-WM in Slowenien, wo er sich den Finallauf zum Ziel gesetzt hat. Doch seine Motivation und sein fokussiertes Ziel ist und bleibt der Weltcup, auch wenn er sich durchaus bewusst ist, dass dies nochmals ein Meilenstein ist. «Zuerst will ich mich im Europacup etablieren, dann sehen wir weiter», meinte der aufgestellte Därstettner optimistisch in die Zukunft blickend.