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Ausnahmesituation in der Isolation

Beachvolleyballer Marco Krattiger erlebte in Katar Quarantäne statt Turnier

Vor einiger Zeit berichtete die Simmental Zeitung über die Quarantäne-Erlebnisse des Piloten Nik Gammeter in China sowie der Redaktionsleiterin Luzia Wyssen zuhause. Wie aber erlebt ein Spitzensportler die Ausnahmesituation in der Isolation? Marco Krattiger, Fünfter an der letztjährigen EM und aktuell einer der erfolgreichsten Schweizer Beachvolleyballer, berichtet nachfolgend über seine Quarantäne in Doha (Katar), welche er vom 8. bis 17. März durchstehen musste, anstelle ein Turnier zu spielen .

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Beachvolleyballer Marco Krattiger erlebte in Katar Quarantäne statt Turnier

© ©MELANIE DUCHENE

Marco Krattiger und Nico Beeler am Beachvolleyballturnier Gstaad 2019.

Am 27. Februar kam Marco Krattiger aus einem zehntägigen Trainingslager auf Teneriffa zurück in die Schweiz und flog bereits zwei Tage später weiter nach Doha. Zusammen mit seinem Teampartner Florian Breer hatte er die Planung seit Dezember darauf ausgelegt, an diesem Turnier in Katar fit zu sein. Es sollte ein wichtiger Anhaltspunkt für die darauf folgenden Trainingswochen sein, bevor die Saison für das Duo in Mexiko so richtig losgehen soll.

Auf Teneriffa hatte der 26-Jährige am 25. und 27. Februar je einen PCR-Test gemacht – beide waren negativ. Dank diesen Tests konnte er zurück in die Schweiz und zwei Tage später weiter nach Doha fliegen. Dort angekommen, wurden die Spieler in der Nacht vom 1. auf den 2. März am Flughafen nochmals getestet und durften erst nach Erhalt des negativen Resultates das Hotelzimmer verlassen, um während einer knappen Woche vor Ort zu trainieren. Am Samstagabend mussten sie sich erneut testen lassen: «Da wir seit Montagnacht in einer ‹Bubble› (englisch für ‹Blase›) lebten, fühlte ich mich sicher und hatte keine Angst vor dem Test», blickt der Beachvolleyballer zurück. «In der ‹Bubble› durften wir uns nur im «abgeriegelten Hotel» oder auf den Trainingsfeldern aufhalten. Die Maske habe ich nur beim Essen, im Zimmer oder bei den Beachvolleyballtrainings abgezogen. Doch leider fiel mein Resultat positiv aus. Ich kann mir nicht erklären, wo ich mich angesteckt haben könnte», meint der Athlet, der sich angewöhnt hatte, mit einer FFP2-Maske zu reisen, und stets sehr vorsichtig war, nachdenklich.

In Doha vom Spielerhotel direkt ins Quarantänehotel gezügelt

Mit einem Shuttlefahrzeug, an welchem auf der Frontscheibe ein grosses C+ prangte, wurde Marco Krattiger vom Spielerhotel unverzüglich ins Quarantänehotel gebracht: «So begann für mich emotional eine Zeit mit ziemlich viel Auf und Ab. Am schwierigsten war die Unsicherheit. Mir war lange nicht klar, wann ich die Quarantäne verlassen und wieder nach Hause fliegen darf.»

Trotzdem konnte Krattiger auch in der Quarantäne einen guten Tagesrhythmus beibehalten. Dank nur zwei Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz war es einfach, gleichzeitig mit seiner Freundin in Bern aufzustehen und via Laptop gemeinsam mit ihr Yoga zu machen, bevor sie ihren Arbeitstag an der Uni oder im Betrieb startete: «Den Rest des Tages schaute ich mir Spiele vom Turnier in Doha an, erledigte Büroarbeiten, welche auch bei einem selbstständigen Sportler immer wieder anfallen, oder nahm am Unterricht der Berufsmatur teil.»

Verlust des Geruchsinns als einziges Symptom

Ansonsten telefonierte er oft mit Familie und Freunden in der Schweiz. Dreimal täglich wurde das Essen in einem Kartonpaket vor die Tür gestellt, welches er in der Mikrowelle wärmen konnte: «Manchmal musste ich zusätzlich Essen bestellen, da ich einen recht grossen Hunger habe», meint er schmunzelnd – bei knapp 100 Kilo Körpergewicht auch nicht weiter erstaunlich. «Dank des Verlusts des Geruchsinns störte mich der Geruch, der sich durch das Erwärmen des Essens in der Wohnung verbreitet haben muss, gar nicht.»

Zwischenzeitlich ist der Geruchsinn mehr und mehr wieder zurückgekommen und Krattiger ist zuversichtlich, dass der Rest auch noch kommt: «Andere Symptome hatte ich nicht, was ein ziemliches Privileg ist», meint er dankbar. «Ich fühlte mich seit dem positiven Test immer einsatzbereit – ohne den Test hätte ich die Infektion wahrscheinlich nicht einmal bemerkt.»

Trotz den genannten Vorteilen fühlten sich die Tage mitunter sehr lang an und die Unsicherheit, wann er zurückfliegen dürfe, drückte immer mal wieder aufs Gemüt. «Zusätzlich waren die wenigen Menschen, die ich sah, alle in Schutzanzüge eingepackt, dass ich kaum ein Gesicht erkennen konnte. Da fühlt man sich nicht weniger alleine», blickt er nachdenklich zurück. Am neunten Tag seiner Quarantäne wurde Krattiger negativ getestet. Trotzdem konnte er seinen ursprünglich gebuchten Flug nicht verschieben und musste ein neues Flugticket kaufen – was für den Studenten eine schmerzhafte Einbusse bedeutete. Die Heimreise verlief dann aber reibungslos.

Training wieder aufgenommen

Inzwischen geht es dem Modellathleten aus Amriswil wieder gut: «Zwischenzeitlich habe ich verschiedene medizinische Abklärungen (Herz abhören, EKG, Blutbild) in der Schulthess-Klinik gemacht und das «GO» für den lockeren Wiedereinstieg ins Training bekommen. Ich habe bereits wieder Sand- und Krafttrainings hinter mir und kann inzwischen ohne Nachwirkungen den vollen Trainingsumfang absolvieren», freut er sich über seine beschwerdefreien Fortschritte. «Ein grosses Glück», wie Krattiger es nennt.

Bis Ende März hat er in der Schweiz trainiert. «Trotz dem zu Beginn kalten Wetter freute ich mich sehr, etwas Zeit in der Heimat verbringen zu können.» Geplant ist nun, rund zehn Tage auf Teneriffa zu trainieren und von dort direkt weiter nach Mexiko zu fliegen: «In Cancun werden wir während drei Wochen erneut in einer ‹Bubble› sein und drei Turniere am Stück spielen.»

Noch lange war es für den Beachvolleyballer nicht klar, ob er an die nächsten Turniere fliegen kann, da er fürs Fliegen einen negativen PCR-Test haben muss: «Bei anderen Spielern, die sich mit Corona infiziert hatten, fiel der Test auch nach zehntägiger Quarantäne oft noch positiv aus», erläutert er.

Lieblingsturnier in Gstaad

Schon jetzt freut sich der 26-Jährige, dass heuer das Gstaader Turnier wieder auf dem Plan steht: «Das Turnier in Gstaad – ein grosses Highlight für mich. Die Stimmung, die Leute, die Berge – einzigartig!», meint er begeistert und erinnert sich noch gut, als er das erste Mal am Turnier im Saanenland teilnahm und das Simmental rauf fuhr: «Es schien endlos kurvig zu sein. Schlimmer war dann aber die Rückfahrt nach dem Turnier», meint er augenzwinkernd. Den 9. Rang – sein bisher bestes Ergebnis am Weltklasseturnier in Gstaad – erspielte er im Jahr 2017 zusammen mit seinem damaligen Spielpartner Nico Beeler.

Beachvolleyballer Marco Krattiger erlebte in Katar Quarantäne statt Turnier

Marco Krattiger genoss vergangenes Jahr auch mal Erholung pur am Lenkersee.

Erstellt am: 05.04.2021

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