40 Jahre MSSO

Glanzvolles Jubiläums-Matinée-Konzert

Die Musikschule Saanenland-Obersimmental wurde 1979 als vierte im Kanton Bern gegründet. Die Schülerzahl stieg von 50 auf 500. Das Jubiläums-Matineekonzert fand im Festival Zelt Gstaad statt. Grosser Verdienst gebührt dem Schulleiter Markus S. Bach.

Die vereinigten Orchester unter der Leitung von Michael S. Bach.

Die vereinigten Orchester unter der Leitung von Michael S. Bach.

«Ohne Markus S. Bach gäbe es die Musikschule Saanenland-Obersimmental nicht» , äusserte sich Präsident Jürg Müller in seiner Kurzansprache letzten Sonntagvormittag im Menuhin Festivalzelt in Gstaad.

Der Vollblutmusiker aus Saanen habe mit Unterstützung von Pfarrer James Karnusian und Sir Yehudi Menuhin 1970 die MSSO gegründet und auch geführt. Er habe auch 1987 das Diplomsystem für Musiker, die nicht professionell wirken, mit Erfolg eingeführt. Bei Juroren werde dieses Diplom jeweilen hoch bewertet. Eine grosse Zahl talentierter Schüler der MSSO habe den Weg an die Spitze gefunden. Als Beispiele nannte er den erfolgreichen Pianisten Reto Reichenbach aus Turbach, den 18-jährigen Schweizermeister am Xylophon Sandro Frautschi und den 12-jährigen Vice-Schweizermeister Cédric Gyger, Perkussion, beide aus Schönried. Zur Zeit unterrichten 43 Musiklehrer zirka 500 Schülerinnen und Schüler in der MSSO.

Dem Leiter Markus S.Bach überreichte er als Anerkennung seines Einsatzes in der Musikschule einen Reversknopf «40 Jahre MSSO». Zum Schluss dankte der Präsident allen Gemeinden im Einzugsgebiet, dem Kanton Bern und verschiedenen Institutionen für ihre finanzielle Unterstützung. Jürg Müller selber kann auf eine 30-jährige Tätigkeit im Dienste der MSSO zurückschauen.

Das Konzert

Markus S. Bach hatte zum Jubiläum ein ad hoc Symphonie-Orchester, bestehend aus derzeitigen und ehemaligen Schülern und Lehrern der MSSO, ins Leben gerufen. Unter seiner Leitung spielte dieses Orchester den zahlreichen Besuchern aus dem Saanenland, dem Pays-d’Enhaut und dem Obersimmental Verdis Triumphmarsch aus der Oper «Aida».

Der triumphierende Siegesrausch in patethisch-feierlicher Art war trefflich dargestellt. Von Jean Daniel F.Auber erklang dann die Ouverture aus der Oper «Le Domino Noir», wobei die Holzbläser die feine Melodik dezent auszudrücken wussten. Gut herausgearbeitet waren die Steigerungen bis zum Tutti.

Den zweiten Teil übernahm das Europa-Jugendorchester Darmstadt unter der Leitung von Norbert Müller. Die jungen Musikerinnen und Musiker, aus elf Ländern stammend, waren in ihrer Partnergemeinde Saanen-Gstaad für einige Tage in Familien untergebracht. Aus der Zeit des französischen Sonnenkönigs wurde das Prélude aus «Te Deum» von Marc A. Charpentier, bekannt als Signet von EuroVision, aufgeführt.

Von Johann Chr. Graupner, dem Hofkomponisten des Grafen von Darmstadt im 18. Jahrhundert, stammt die Sinfonia in D-Dur. Dies sei ein Geburtstagsgeschenk aus Darmstadt an die MSSO, bemerkte Philipp Reber bei seiner Ansage. Die Zuhörer erlebten in diesem Werk eine feinsinnige Melodieführung mit exakten Flöten-Soli. Schliesslich glänzte das Europa-Jugendorchester noch mit der Filmmusik «Pirates of Caribien».

Sehr bewegte Stellen wurden geschickt mit ruhigen Meeresdarstellungen gewechselt. Aber auch harte, kämpferische Passagen erlebten die begeisterten Zuhörer. Als Zugabe dankten die Gäste mit Beethovens «Hymne an die Freude» aus der neunten Symphonie für den grossen Applaus.

Nach der Pause, in der man im Foyer alle Instrumente besichtigen konnte, die an der MSSO unterrichtet werden, schlossen sich die beiden Orchester zusammen, um Joseph Haydns Sinfonie in D-Dur, die «Londoner Sinfonie» vorzutragen. Das grosse Orchester dirigierte Michael S. Bach, der, auch aus der MSSO hervorgegangen, als gefragter Dirigent schon viele Orchester geleitet hat.

Was er aus der kurzen Vorbereitungszeit mit diesem grossen Klangkörper errichten konnte, war erstaunlich. Das Adagio, zum Teil kräftig herrschend, dann wieder getragen in feinsinniger Melodie, schliesslich wippend bis zu befehlenden Passagen, alles war sauber herausgearbeitet. Im Andante fiel die geschickte Steigerung positiv auf. Interessant gestaltet war das Menuetto, und der Schlusssatz Spiritoso liess die Beweglichkeit des Orchesters in seinem vollen Klang zur Geltung bringen. Für die Zugabe «Radetzky-Marsch» griff wieder Markus S. Bach zum Dirigentenstab. Man fühlte sich nach Wien ins Neujahrskonzert versetzt. Ähnlich klatschend machten die Besucher mit.

Mit einem Apéro im Vorraum wurde das Jubläum «40 Jahre MSSO» abgeschlossen. Wahrlich eine würdige Feier! Hans Jungi