Auch Maternité ist bedroht
Grossrätin Speiser: «Wir müssen den Abbau ausbaden»
Die Information über die Schliessung der Chirurgie im Spital Zweisimmen hat mich erschüttert. Im Sommer 2024 war davon keine Rede, weder seitens der Spital STS AG noch von der GSI. Immer wieder wurde bestätigt, dass unsere Region aufgrund der Distanz zum nächsten Spital die Versorgungsnotwendigkeit mit ihren Kriterien wichtig sei. Also stationäre medizinische und chirurgische Angebote.

Anne Speiser: Grossrätin, Präsidentin Spitex Saane-Simme und Präsidentin Maternité Alpine ist in vielerlei Hinsicht von den Plänen der Spital STS AG betroffen.
© Michael Schinnerling
Ein paar Monate später wird ganz anders entschieden. Obwohl im März der Grosse Rat unsere Motion in allen drei Punkten angenommen hat, hat die Spital STS AG diesen Entscheid ohne Einbindung oder Konsultation der Leistungserbringern der Region gefällt, eine für mich unverständliche Vorgehensweise. Die Altersheime, die Spitex, die Hausärzte und die Maternité Alpine wurden mit einem fait à compli bedient, so schafft man kein Vertrauen.
Unheilige Allianzen, regionale wie kantonale, haben unsere Region in eine desolate Situation gebracht. Zuletzt hat die Finanzkontrolle des Kantons Bern aus meiner Sicht ihre Kompetenz überschritten, indem sie ihren Bericht zur Variante Medaxo voreilig der Spital STS AG zugespielt hat. Nun müssen wir als Region einen weiteren Abbau in den Dienstleitungen am Spital Zweisimmen «ausbaden». Wer bezahlt nun den Preis?
Die Bevölkerung und die Gäste, die mit Zusatzkosten im Bereich von Transporten zur Kasse gebeten werden. Über den Aspekt der Patientensicherheit, gerade in der Hochsaison mit bis zu 50000 anwesende Personen und mit ca 2 Mio Übernachtungen pro Jahr in der Region gibt es keine Angaben. Eins ist sicher, wir werden einen Patienten-Tourismus erleben, zuerst runterfahren, dann wieder hochfahren. Ambulanzen werden das Bild des Verkehrs im Simmental prägen. Die Hausarztmedizin, die als ambulante Dienstleistung eingestuft ist, wird dann weder Aufgabe der Spital STS AG noch die vom Kanton sein, sondern der Region. Somit werden wir in Zukunft weitere Finanzen für unsere Grundversorgung freigeben müssen. Fazit: die Spital STS AG und der Kanton spart und wir werden kommunale Steuergelder für eine ausgedünnte Versorgung einsetzen müssen.
Die lancierte Petition wird höchstens die Befindlichkeit der Bevölkerung widerspiegeln. Das ist per se gut und richtig. Ob und wie der Regierungsrat auf die Petition reagieren wird, ist offen und kann mehrere Monate dauern. Aus Sicht der Maternité Alpine brauchen wir eine rasche Lösung, damit die Schwangeren und Familie auch in Zukunft versorgt werden.
Ich appelliere an den neuen Verwaltungsrat, den neuen CEO und an die Geschäftsleitung der Spital STS AG unsere Anliegen ernst zu nehmen und uns rasch eine gangbare, würdige und nachhaltige Lösung der Zusammenarbeit vorzuschlagen. Das würde Vertrauen schaffen.