Die Spital STS AG beschwerte sich beim Presserat über die Berichterstattung der SIMMENTAL ZEITUNG

Kein Artikel wurde beanstandet

Lediglich bei einem von 91 veröffentlichten Artikeln hätte laut Empfehlung des Schweizer Presserates in der gleichen Ausgabe auch um eine Stellungnahme der Spital STS AG nachgefragt und abgedruckt werden müssen.

Was geschah?

Am 14. September 2009, wandte sich die Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland (Spital STS AG) mit einer Beschwerde über die Berichterstattung der SIMMENTAL ZEITUNG mit folgender Begründung an den Schweizer Presserat: «Die Zeitung führe eine Kampagne gegen sie im Rahmen des ‹Spitalstreits›, der die Region seit längerem entzweit…». (Der weitere genaue Sachverhalt, die Erwägung sowie Feststellungen der fünfseitigen Stellungnahme des Schweizer Presserates ist auf der Internetseite des Presserats publiziert.)

Der von der Spital STS AG beanstandete Artikel «Nach 2½ Monaten noch keine Fragen beantwortet!» erschien in Nummer 26 vom 25. Juni 2009, verfasst von Josef Franz Kopp (JFK). Darin beschwerte sich Grossrat Pfister im Vorfeld der IG-Gründung, dass der Regierungsrat seine schriftlichen Anfragen nicht beantwortete. Weiter berichtete Pfister in scharfen Worten über Vorwürfe an die Adresse der Spital STS AG.

Nachreichung erfolglos

Am 2. Februar 2010 reichte die Spital STS AG dem Presserat noch den Artikel «Albert Sommer demissioniert», vom 28. Januar 2010 nach. Auch hier habe die Zeitung wiederum die Pflicht zur Anhörung der Betroffenen vor der Publikation schwerer Vorwürfe verletzt. Auf diese eingereichte zweite Beschwerde verzichtete der Presserat einzugehen, aus zwei Gründen: Zum einen, weil es die Behandlung der Beschwerde noch einmal erheblich verzögert hätte, zum anderen bezieht sich auch die Beschwerdeergänzung wie bereits die erste Eingabe auf die Pflicht zur vorgängigen Anhörung der von schweren Vorwürfen Betroffenen. (Anmerkung der Redaktion: Das stimmt so nicht, denn der ganze Artikel wurde Albert Sommer per Mail zur Kontrolle gesandt und daraufhin gemäss seinem Wunsch kleine Anpassungen vorgenommen und publiziert.

Wollte die Spital STS AG die SZ einschüchtern, um sie STS-gefällig zu machen?)

Die Stellungnahme

Die SIMMENTAL ZEITUNG wies die Beschwerde der Spital STS AG als unbegründet zurück und sandte dem Schweizer Presserat sämtliche erschienen Artikel ein – Total 91 Artikel erschienen bis am 14. September 2009 – darunter sämtliche Medienmitteilungen der Spital STS AG sowie ein Leserbrief des CEO in jeweils unveränderter Originaltextform. Somit sei sachlich und korrekt berichtet und die verschiedenen Seiten und Meinungen seien zu Wort gekommen. Darüber hinaus sei es Aufgabe der Presse, schwere Missstände aufzudecken (Bauen ohne Bauland in Saanenmöser usw.). Für die im beanstandeten Bericht erwähnten «Lügen» gebe es mehrere Beispiele. So habe Verwaltungsrat Andreas Hurni versprochen, die Gemeinde Saanen werde für das für den Neubau benötigte Grundstück und den zwingend zu erstellenden Brückenbau aufkommen. Bis heute habe der Saaner Souverän dieses kompetenzüberschreitende Vorhaben des damaligen Gemeinderatspräsidenten weder genehmigt, noch diskutiert und befunden. Mehrmals habe die Spital STS AG zudem fälschlicherweise öffentlich behauptet, im Spital Saanen seien zwei Operationssäle in Betrieb, währenddem das Spital Zweisimmen nur über einen OP verfüge.

Die abschliessenden Feststellungen des Presserats

Die SIMMENTAL ZEITUNG wäre verpflichtet gewesen, vor der Veröffentlichung des Berichts «Nach 2½ Monaten noch keine Fragen beantwortet!» die Spital STS AG bzw. deren Organe anzuhören und deren Stellungnahme zumindest kurz wiederzugeben. Mit dieser Unterlassung hat die Zeitung die Ziffer 3 der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» (Anhörung bei schweren Vorwürfen) verletzt.

Feststellungen des Presserats haben keine Konsequenzen

Die SIMMENTAL ZEITUNG weist seine Leser darauf hin, dass der Presserat nicht über die Wahrheit der Aussagen, sondern nur über die Berichterstattung gemäss seinen Richtlinien beurteilt hat. Josef Kopp