Nicht nur zum Postauto stehen – auch darin sitzen
Die Interessengemeinschaft (IG) Ländlicher Raum, sie steht unter dem Vorsitz von alt Nationalratspräsident Hanspeter Seiler, diskutierte an ihrer Sitzung vom 18. Oktober in Steffisburg unter anderem auch die Zentralisierung der Spitäler und ihre negative Auswirkung.
«Mit wachsender Besorgnis» verfolgt die IG Ländlicher Raum die Schliessung von diversen Spitälern und deren Umwandlung in Gesundheitszentren im Kanton Bern. Angeprangert wird, dass so Kranke oder Verunfallte in die Zentren transportiert werden müssen. Dem ländlichen Raum werde so viel ärztliche Kompetenz entzogen; dies gehe einher mit einer «qualitativen Entleerung des ländlichen Raums». Die Spital-Planer müssten unter anderem die topographisch bedingte weite Anfahrt der Ambulanzen auf oft verstopften Strassen, die saisonal grosse Zunahme der Bevölkerung in Tourismus-Gebieten usw. in Betracht ziehen. Die IG wird Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor, den peripheren Berner Spitälern sowie den Fraktionspräsidentinnen und -präsidenten des Berner Grossrates demnächst ein entsprechendes Schreiben zustellen.
Der Bund will in den kommenden Jahren die Abgeltung im regionalen Personenverkehr um 15 Millionen Franken kürzen. Damit ist gesamtschweizerisch die Existenz von 160 Bus- und Postautolinien gefährdet. Betroffen davon wären unter anderem auch das Berner Oberland, so etwa das Diemtigtal und das Saanenland (Gstaad–Turbach). Die IG wird zu gegebener Zeit bei den Verantwortlichen intervenieren, um diesen Abbau zu Lasten der Bevölkerung in diesen Gebieten zu stoppen. Seiler: «Die Bevölkerung sollte jedoch nicht bloss zu ihrem Postauto stehen, sondern auch darin sitzen!»
Grossrätin Bethli Küng-Marmet gibt sich besorgt über die spezialisierte Ausbildung von Lehrkräften, die an Realschulen unterrichten. Ihre Motion vom August 2010 zielt darauf ab, dass Ausbildungsgänge künftig zu einem integralen Patent für Realklassen, das heisst zu Generalisten führen. Nicht glücklich ist die IG mit der sturen Festlegung der Klassengrössen, eine gewisse Flexibilität dränge sich hier gerade auch im ländlichen Raum auf.