HV der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern
«Der Wind hat sich gedreht»
Die 7. Hauptversammlung der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern fand mit 61 Stimmberechtigten am Mittwoch, 2. April in Thun statt. Themen waren unter anderem die Initiative «zur Regulierung des Wolfbestands». Das Referat wurde dieses Jahr von Katrin Schneeberger, Direktorin Bundesamt für Umwelt (BAFU), gehalten. Begleitet wurde Schneeberger von Thomas Gerner von der Sektion Wildtiere und Artenförderung des BAFU.

Der Vorstand mit den beiden Referenten: Jürg Küng, Dres Moor, Kathrin Allenbach, Hans Mani, Flavia Schenk, Christian Ueltschi, Jakob Rösti, die beiden Referenten Katrin Schneeberger und Thomas Gerner, Beatrice Böhny, Thomas Knutti, Beat Gerber und Silvia Jäger.
© Michael Schinnerling
Die Formation «Zämägwürflet» mit Alex Zurbuchen, Melanie Hirschi und Joel Hostettler eröffnete den Abend mit «Hesch Hasch Hösch». Musikalisch gut eingestimmt eröffnete Präsident Thomas Knutti mit seinem Jahresrückblick den Abend.
«Letzten Frühling wurden in der Region Guggisberg, Rüeggisberg, Rüschegg, Oberbalm und Riggisberg insgesamt zehn Wolfsrisse verzeichnet. Der SMS-Dienst sowie die Zusammenarbeit mit dem Herdenschutzbeauftragten laufen nur unzureichend und müssen dringend verbessert werden», so Knutti. «Die Volksinitiative von Miriam Grab konnte die erforderlichen 100000 Unterschriften nicht erreichen. Ich schlug Miriam vor, die Unterschriften als Petition einzureichen. Am 28. November übergaben wir der Bundeskanzlei 42000 Unterschriften mit der Forderung, dass der Wolf ganzjährig jagdbar sein soll. Die Petition wird nun an den Bundesrat und die zuständige Kommission UREK (Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie) weitergeleitet», führte Knutti weiter aus. «Wir spüren, dass unsere Arbeit nicht umsonst ist. Die Bevölkerung ist immer mehr auf unserer Seite, dass der Wolf weg muss. Der Wind hat zu unseren Gunsten gedreht!»
«Für einen Kanton Bern
ohne Grossraubtiere»
Nicht glücklich ist man im Vorstand mit der Regulierung bei den Grossraubtieren. Mit der neuen Volksinitiative «Für einen Kanton Bern ohne Grossraubtiere» möchte man den Kanton zur Regulierung des Wolfbestandes zum Handeln zwingen. Mit der Initiative soll der Kanton Bern effektiver bei der Regulierung von Wolf, Luchs, Bär und Goldschakal gezwungen werden.
Referat Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU
«Es gibt im Bundeshaus Parlamentarier, die mich in Bern – mit einem Augenzwinkern – mit ‹Hallo Wolfs-Direktorin› begrüssen. Damit will ich zu jenem Thema kommen, dass Sie vermutlich am meisten interessiert, dem Wolf», eröffnete Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU, ihr Referat. Schneeberger zeigte Verständnis für die Sichtweise der Wolfsgegner und verwies dabei auf die vielen geführten Gespräche. «Diese Belastung kann ich nachvollziehen. Und sie ist wichtig. Darum haben die Politik und das BAFU auch schon gehandelt. Das Zusammenleben von Wolf, Nutztieren und Mensch bleibt aber anspruchsvoll», führte sie weiter aus.
«Für die Ende Januar zu Ende gegangene Regulierung 2024/2025 hatte das BAFU zugestimmt, dass die Kantone insgesamt neun Wolfsrudel abschiessen können (fünf im Kanton Wallis, drei im Kanton Graubünden, eins im Kanton Waadt). Zudem hatte das BAFU in 15 Fällen zugestimmt, dass die Hälfte bis zwei Drittel der Jungtiere aus den Rudeln geschossen werden können», so die Direktorin.
«Im letzten Jahr haben die Kantone zudem mehrere Einzelwölfe erlegt, unter anderem einen Wolf im Simmental. Insgesamt wurden von 2024 bis Ende Januar 2025 über 100 Wölfe geschossen», war zu vernehmen. «Die präventive Regulierung hat das Ziel, den Wolfsbestand zu stabilisieren. Um Schäden zu verhindern braucht es Herdenschutz. Regulierung und Herdenschutz gehören zusammen wie Chäs u Brot».