GSS Nein
Trotz massiver Propaganda können mich keine zehn Pferde ins grosse Ja-Lager ziehen. Der GSS-Businessplan für das Spital ist schlicht Hochrisiko. Trotz Vorhalteleistungen (Kanton 2 Mio., Gemeinden 1,5 Mio.) bräuchte es 300 Fälle mehr pro Jahr, um ein EBITA von 7% zu erreichen. Transaktionskosten wie neue Informatik oder Fachkräfteakquisition werden krass unterschätzt: die GSS würde in Kürze ins Fiasko gleiten.
Es kann nicht sein, dass der beste Bernische Spitalbetreiber STS nicht mehr im Boot ist. Die STS erbringt jährlich 7% EBITA mit den Häusern Thun und Zweisimmen. Zu bewerten ist der STS Gesamt-EBITA und nicht die jonglierten Werte der einzelnen Häuser. Für unsere Region liegt ein 7/24-Angebot für eine Ops-Saal-Kaiserschnitt-Lösung der Maternité Alpine nicht drin.
Ich habe 2005 am Strategiewechsel der Bernischen Spitallandschaft vom Spitalgesetz zum Spitalversorgungsgesetz mitgewirkt. Weil im vergangenen Jahrhundert der Grosse Rat die Spitallandschaft nach lokalpolitischen Egoismen aufgebaut hatte, war das überladene Berner Angebot nicht mehr stemmbar. Ich stehe noch heute dazu: es kann und soll nicht sein, dass Grossräte und Lokalpolitiker Spitalpolitik machen.
Wo holt sich ein tüchtiger Schreinermeister die Vermessenheit, ein Regionalspital zu führen? Ich bin zuversichtlich, dass mit dem GSS-Nein eine Lösung mit einem ambulanten Gesundheitszentrum möglich ist, die auch unseren Hausärzten dient. Ich vertraue dem Spitalversorgungsgesetz SpVG Artikel 12: «Ist die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet, kann der Regierungsrat einen Leistungserbringer durch Verfügung zu Leistungen verpflichten.»
Zusammen mit Artikel 11d der Spitalversorgungsverordnung SpVV, Erreichbarkeit für 80% in 30 Minuten, keine 50km Distanz, wird es für unsere Region eine bessere Lösung geben, als uns Angst gemacht wird.
Ich zähle auf den Regierungsrat als Ganzes und nicht auf den Gesundheitsdirektor. Für mich ist es ein Rätsel, dass der Gesundheitsdirektor der STS für das Spital Zweisimmen nie Vorhalteleistungen gesprochen hat und der GSS plötzlich für utopisches Hochrisiko jährlich via Grossratsbeschluss 2 Mio. sprechen will.
Dass dieser Gesundheitsdirektor von der GSS eine bessere Zusammenarbeit mit dem Pays-d’Enhaut verlangt, ist schwach: längst fällige interkantonale Lösungen muss die Gesundheitsdirektion selbst bringen.
Als Alt-Politiker versuche ich, mich aus dem politischen Tagesgeschäft herauszuhalten. Hier mache ich eine Ausnahme. Es soll bekannt sein, dass es gute Gründe für ein Nein gibt. Matthias Kurt, Zweisimmen