Hallo, quo vadis-Norm!

Vor bald 40 Jahren hatte er an der Lenk ein Transportunternehmen aufgebaut. Dazu brauchte er für seinen LKW einen Unterstand im Boden auf seinem Grundstück. Das war in der Norm. Später war im Obersimmental das Abstellen von alten Autos nicht mehr erlaubt. Die Gemeinden suchten eine Lösung dafür. Die Gemeinde Lenk publizierte im Amtsanzeiger und im Amtsblatt, dass die alten Autos bei Sami und bei Heiri deponiert werden können, ohne dass wir vorher informiert wurden. Das war vor 30 Jahren in der Norm.

Sami hatte hunderte Autos weggeführt, hatte zu Frau, Kinder und Hund geschaut. Im Lauf der Zeit hat sich vieles in der Schweiz so auch an der Lenk geändert und die Norm ist eine ganz andere.

Im Jahre 1984 sollten die Autos auf seinem Grundstück wieder weg, gelten als Eisen und Altmetall – alles Schrott, also nicht mehr in der Norm.

So hat die Gemeinde Lenk mit Bern einen Plan ausgeheckt und ihn gezwungen zu unterschreiben, sonst werden die Autos und der ganze Platz von der Gemeinde Lenk unter Polizeischutz geräumt. Das Land wollten sie ihm auch noch enteignen, dies war die neue Norm.

Das wollte Sami nicht akzeptieren und hat einen Anwalt zugezogen. Er sagte: «So nicht. Das Land können sie mir nicht enteignen. Das ist keine Norm».

Illegale wilde Deponie: Sami wollte ja auf dem Grundstück ein Haus mit Garage bauen für sein Transport-Gewerbe. Sami wollte arbeiten.

Am 21. Juli 2010 hatten wir auf unserem Grundstück Besuch von Lenk, Bern und vom Saanenland. Sami versuchte den Herren zu erklären, dass er Mühe habe die Bezeichnung «illegale, wilde Deponie» zu akzeptieren (da es ja vor Jahren als Deponie publiziert wurde). Sami wollte auch erklären, dass beim Nachbar ein grösser Schopf steht ohne Baubewilligung. Dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Da sprach der nette Herr von Saanen: «Herr Werren wir sind hier auf Ihrem Grundstück. Alles andere liegt jetzt nicht in unserer Norm.»

Da stieg bei Sami die Frust im Bauch und er wurde laut. Sami könnte das Grundstück im Boden verkaufen. Ein Kollege möchte einen Laufstall mit Lager für Heu und Stroh bauen.

Da begann Hansli laut zu lachen. «Ein Laufstall mit so wenig Land. Das kann ich mir nicht vorstellen, das wird doch nicht erlaubt. Das liegt doch nicht in der Norm.»

Sami hat Material, das er noch gebrauchen könnte. Aber auch dieses Material muss weg.

«Lieber Herr Werren, Sie sind doch schon alt. Sie sollen doch so vernünftig sein und Ihr Leben geniessen.» Doch Sami ist noch kein alter Knacker, er ist noch voll im Saft. Das Stubenhocken liegt ihm nicht. Jetzt stieg die Wut bei Sami auf 180 Grad: «Bei mir soll alles weg und bei allen andern ist es egal. Liegt Material beim Flugplatz oder in der Griessenei oder auch in der braven Lenk, ist das die Norm – ich habe alles Material auf meinem eigenen Grundstück.»

Nun ade quo vadis Norm. Ich, Theres, sagte zu Sami: «Nur nicht den Kopf hängen lassen, das liegt nicht in der Norm.» Nahm Sami bei der Hand. Wohin willst du mit mir gehen? Ich werde nun einen Brief schreiben, ich habe genug. Ich bin 60 Jahre alt, habe genug von Lenk und Bern. Habe genug, immer nur im Hamster-Rad zu sitzen.

Denn auch mein geliebter Fundgrubebus musste wegen dem Lenker und Berner Clan weg. Ich bin nicht mehr bereit, mir einen Maulkorb anzulegen. Sami hat noch zwei Teile von einem Kran, die stelle ich auf. Mache aus ihnen einen Ständer, montiere Tafeln und schreibe darauf: Quo vadis. Was nicht alles liegt in der Norm. Vielleicht, liebe Leser, habt ihr auch eine Wut im Bauch. Schreibt bitte auch einen Brief. Es ist für Herz und Kreislauf nicht gesund, immer nur die Faust im Sack zu machen. Einen lieben Gruss von Theres aus Matten. Therese Werren, Matten